Renanthera bella ‘Strub’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Der englische Botaniker Jeffrey James WOOD beschrieb die Art im Jahr 1981 in “Orchid Review. An Illustrated Monthly Journal Devoted to Orchidology in all its Branches”. WOOD verstarb im vergangen Jahr im Alter von 67 Jahren. Die Orchideenwelt verlor mit ihm einen weltweit anerkannten Experten und großen Wissenschaftler. Insgesamt publizierte er 58 Erstbeschreibungen und zahlreiche Umgruppierungen innerhalb der Orchidaceae. Renathera bella war eine seiner ersten Veröffentlichungen und ist bis heute unumstritten.
Habitus von Renanthera bella
(Foto: Werner Holzmann)
Auch wenn die Art im Laufe der Jahre sehr hoch werden kann, bleibt sie in den ersten Jahren sehr kompakt
(Foto: Werner Holzmann)
Renanthera bella ist eine endemische Art, die man nur in Sabah – einem Bundestatt von Malaysia auf der Insel Borneo – findet. Sie wächst dort auf Höhen von 400 -1200 Meter über dem Meeresspiegel unter temperiert-warmen bis heißen klimatischen Bedingungen. Die epiphytischen Pflanzen besiedeln meist die Stämme alter Bäume in den dortigen Bergwäldern. Niederschlag gibt es das ganze Jahr über in Form von Regen, Nebel und daraus resultierender hoher Luftfeuchtigkeit. Die Standorte sind sehr oft lichtdurchflutet, aber vor direkter Sonneneinstrahlung, besonders zur Mittagszeit, geschützt.
Die monopodiale Art bildet einen dünnen Stamm aus, der im Laufe der Jahre sehr lang werden kann. Dieser ist wechselständig von dunkelgrünen Blättern umhüllt, die sehr dick und fest sind. Das Laub dient als Wasserspeicher für etwas trockenere Perioden. Jedes Blatt ist schmal, circa 10 Zentimeter lang und läuft spitz zu. Direkt am Stamm, in den Blattachseln, entspringen die Infloreszenzen, die bis zu 45 Zentimeter lang werden und bis zu zwei Verzweigungen haben können. Am Blütentrieb entstehen dadurch zahlreiche Blüten, die sich gleichzeitig öffnen. Die Grundfarbe ist ein leuchtendes Gelb, das an den schmalen Tepalen fast komplett rot überfärbt ist. Das Labellum ist im Vergleich zu anderen Arten aus der Familie der Orchidaceae sehr klein und unauffällig. Lediglich die Tatsache, dass die Lippe weniger rot überfärbt ist, lässt sie etwas herausstechen.
Infloreszenz von Renanthera bella ‘Strub’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Seitenansicht von Renanthera bella
(Foto: Werner Holzmann)
Da Renanthera bella nur sehr langsam wächst, ist sie für die Pflege auf der Fensterbank recht gut geeignet. Bei sehr guter Kultur über lange Jahre kann sie allerdings so hoch werden, dass ein normales Fenster nicht mehr ausreicht. Aber bis dahin vergeht sehr viel Zeit!
Im Folgenden beschreibe ich die Kulturmethode von Werner Holzmann, die der Kultur meiner Renanthera John Losgar, die ich bereits vorgestellt habe, sehr ähnlich ist.
Werner hat seine Pflanze in einem transparenten Kunstofftopf mit grober Rinde getopft. Renantheren lieben viel Frischluft an den Wurzeln und wollen auch nicht zu lange nass bleiben. Aus diesem Grund sollte das Substrat nicht zu fein gewählt werden. Sehr gerne bilden sich entlang des Stamms Luftwurzeln aus, die beim Umtopfen mit ins Substrat getopft werden können. Der Stamm selbst darf aber nicht zu tief im Pflanzstoff sitzen, da es sonst recht schnell zur Stammfäule kommen kann, was meist den Tod der Pflanze bedeutet.
Gegossen wird einmal wöchentlich – im Sommer kann es auch alle 5-6 Tage sein, wenn es richtig heiß und die Luftfeuchtigkeit nicht sonderlich hoch ist. Alle vier Wochen bekommt Renanthera bella bei Werner eine ordentliche Portion Dünger. Sein Düngerwasser hat dann einen Leitwert von 500 – 600 Mikrosiemens/cm. Hier unterscheidet sich unsere Kultur minimal. Ich dünge nicht alle paar Wochen, sondern vom Frühjahr bis in den Herbst bei jedem Wässern. Dafür aber in niedrigerer Konzentration. Mein Tauchwasser hat einen Leitwert von 300 – 350 Mikrosiemens/cm im Sommer. Im Winter nur 150 – 200. Tauchen halte ich bei Renantheren für besser als gießen, da die Wurzeln etwas Zeit brauchen, um sich vollzusaugen. Wie bei vielen Epiphyten erkennt man eine farbliche Veränderung beim Wässern. Gut mit Wasser vollgesogen sind die Wurzeln grün. Wenn sie abgetrocknet sind, werden sie silbrig.
Renanthera bella
(Foto: Werner Holzmann)
Infloreszenz von Renanthera bella
(Foto: Werner Holzmann)
Renanthera bella steht an einem Südfenster, über dem ein kleiner Balkon aus dem ersten Stock herausragt. Somit bekommt die Pflanze im Sommer keine direkte Mittagssonne ab, steht aber sehr hell. Im Winter, wenn die Sonne tief steht, bekommt sie auch direkte Sonneneinstrahlung am Mittag ab. Diese hat aber nicht die Kraft wie in den Sommermonaten und wird ohne Probleme vertragen. Morgen- und Abendsonne ist während des ganzen Jahres kein Problem und wegen des Lichthungers der Art sogar empfehlenswert.
Die Temperaturen gehen im Winter auf ca. 16-17 Grad zurück – sowohl bei Werner wie auch bei mir. Tagsüber sind es knapp über 20 Grad und wenn die Sonne richtig scheint im Winter, steigen die Temperaturen bei mir sogar bis an die 30 Grad. Da Renanthera bella am Naturstandort aber auch sehr hohe Temperaturen gewohnt ist, verträgt sie die Sommerhitze ohne Probleme.
Die leuchtend gelb-roten Blüten sind ein echter Hingucker und halten sich über mehrere Wochen. Zumindest eine Renanthera sollte in jeder Orchideensammlung stehen, finde ich. Viel Erfolg beim Kultivieren!