Paphiopedilum Fra Angelico – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Paphiopedilum Fra Angelico wurde am 18. Februar 2018 in das internationale Register für Orchideenhybriden bei der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Dort angemeldet wurde die Kreuzung von C. Rehm, über die/den ich bei meiner Recherche für den Beitrag leider nichts weiter herausfinden konnte. Der Familienname Rehm deutet zumindest auf einen familiären Background aus dem deutschsprachigen Raum hin.
Dafür steckt hinter dem für die Hybride ausgewählten Namen Fra Angelico kein Geheimnis. Beato, oder eben Fra Angelico (geb. wahrscheinlich um 1395 bis 1399, gest. 18. Februar 1455 in Rom) wurde als Guido di Petro in der Toskana geboren. Anfang der 1420er-Jahre trat er in den Konvent San Domenico in Fiesole ein und nahm dort den Namen Fra Giovanni an. Große Bekanntheit erreichte er durch seine künstlerischen Arbeiten in Kirchen und Konventen. Er schuf zahlreiche Fresken, Altaraufsätze, Ölgemälde und andere künstlerische Werke, immer mit christlichen Themen. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Marienkrönung, die im Louvre in Paris zu sehen ist. Durch diese christlichen Werke entstand sein Name Beato Angelico, das mit »engelsgleicher Seliger« übersetzt werden kann.
Die Hybride Paphiopdedilum Fra Angelico hat einen sehr langen Stammbaum. Insgesamt sind an der Kreuzung 8 Arten beteiligt, wobei ein Elternteil – Paphiopedilum coccineum – eine Naturform ist. Der andere Elternteil hingegen ist Paphiopedilum Sheila Hanes, eine höhere Hybride mit Stammbaum über mehrere Generationen.
Paphiopedilum Fra Angelico wächst durch die Beteiligung von Paphiopedilum coccineum sehr kompakt, bringt aber im Vergleich dazu sehr große Blüten hervor. Die Blütenfarbe meiner Pflanze ist ein leuchtendes Gelb. Da ich sonst keinerlei Fotos der Kreuzung finden konnte, kann ich nicht sagen, wie stark die Hybride streut.
Habitus von Paphiopedilum Fra Angelico
(Foto: Thomas Jacob)
Größenvergleich der Blüte von Paphiopedilum Fra Angelico mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)
Als Substrat nutze ich eine Mischung aus feiner und mittlerer Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Bei den Arten, die am Naturstandort lithophytisch wachsen, ist der Anteil an Bimskies fast 50 %. Gleiches gilt natürlich auch für die Hybriden mit diesen Arten, wie das heute vorgestellte Paphiopedilum Fra Angelico. Einige andere Paphiopedilen halte ich auch in mineralischem Substrat, was die Versorgung der Pflanze etwas erleichtert, da der Topf dann immer in einer kleinen Pfütze Wasser stehen darf. Der Pflanzstoff wird regelmäßig aufgekalkt. Ich benutze für alle meine kalkliebenden Paphiopedilen und Phragmipedien Hüttenkalk – ein kohlensaurer Kalk, der von den Pflanzen leichter und besser aufgenommen werden kann und zusätzlich etwas Silizium enthält, das ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen ist. Davon streue ich alle 2 – 3 Monate etwas auf das Substrat und gieße es leicht ein. Es ist aber auch möglich, den Kalk in Wasser aufzulösen und damit zu gießen oder zu tauchen. Man muss nur beachten, dass Kalk recht lange benötigt, um sich aufzulösen. Deshalb sollte man das Gießwasser am besten schon am Tag vorher ansetzen und mehrmals umrühren. Natürlich kann man auch mit anderen Kalkarten auflkalken. Manch ein Kultivateur hat gute Erfolge mit Leitungswasser, in dem ja in den meisten Gebieten in Deutschland reichlich Kalk enthalten ist.
Getaucht wird im Winter alle 5 – 7 Tage. Das Substrat sollte stets bügelfeucht sein und niemals vollständig durchtrocknen. Im Sommer – besonders während der extrem heißen Tage – stehen meine Paphiopedilen sogar in einer kleinen Pfütze Wasser, durch die sich das Substrat kontinuierlich mit Feuchtigkeit versorgt. Wichtig ist nur, dass die Pfütze immer wieder abtrocknet, um eine Verkeimung des Wassers zu vermeiden. Bei niedrigen Temperaturen sollte ein nasser Fuß aber tunlichst vermieden werden, da Kälte in Verbindung mit Nässe die Wurzeln faulen lässt. Das Tauchwasser hat im Sommer einen Leitwert von ca. 350 µS/cm, im Winter aber nur 150 – 200 µS/cm.
Direktes Sonnenlicht sollte vom Frühjahr bis in den Herbst wirklich vermieden werden, da es sonst schnell zu Verbrennungen an den Blättern kommt. Aus diesem Grund schattiere ich das ostseitige Fenster, an dem Paphiopedilum Fra Angelico steht, von März bis Mitte Oktober. Im Winter, der bei uns ja eher dunkel und sonnenarm ist, darf das Licht ungefiltert auf die Pflanze fallen. Sie steht bei mir in der nicht so stark beheizten Küche bei temperierten Bedingungen und scheint sich dort sehr wohl zu fühlen. Sie blühte im Herbst 2021 mit zwei Infloreszenzen.
Paphiopedilum Fra Angelico ist eine ansprechende Hybride, die unter meinen Kulturbedingungen auf der Fensterbank problemlos wächst und blüht.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Zwei Blüten von Paphiopedilum Fra Angelico im Herbst 2021
(Foto: Thomas Jacob)