Tolumnia Jairak Flyer
Tolumnia Jairak Flyer
(Foto: Thomas Jacob)
Am 29. April 2013 wurde Tolumnia Jairak Flyer von der Royal Horticultural Society (RHS) ins „International Orchid Register“ aufgenommen. Der thailändische Orchideenzüchter Kanith SOMBOONPOL hatte die Hybride Tolumnia Jairak Firm mit der Hybride Tolumnia Rainbow gekreuzt und das Ergebnis unter dem Namen Tolumnia Jairak Flyer angemeldet, als die Pflanze erstmalig erblühte. Insgesamt sind an dieser Hybride folgende Arten aus der Gattung Tolumnia beteiligt:
46,09% Tolumnia pulchella
34,77% Tolumnia triquetra
10,94% Tolumnia guianensis
6,64% Tolumnia henekenii
1,57% Tolumnia urophylla
Diese Naturformen sind allesamt in der Karibik heimisch. Auf Kuba, den Antillen und Bahamas sowie auf Jamaika und in Guyana wachsen diese kleinen Epiphyten alle unter warmen bis sehr warmen Bedingungen, kühl wird es dort eher selten. Tolumnien besiedeln helle, manchmal sogar sonnige Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und starker Luftzirkulation.
Tolumnia Jairak Flyer ist eine sympodial wachsende Orchidee, deren fächerartiger Spross ca. 3-5 cm lange Blätter ausbildet, die gegenständig wachsen. Sie sind fest und sehr stark gekielt. Durch die Vielzahl an Naturformen, die an dieser Kreuzung beteiligt sind, kann die Blütenfarbe stark variieren. Fast alle Farbnuancen sind möglich. Inzwischen gibt es einige Klone mit besonders schöner Farbzeichnung. Die Blüten sind 3-4 cm hoch und 2-3 cm breit. Die größte Fläche nimmt die Lippe ein, welche meist eine besondere Zeichnung hat und mehrfarbig ist. Die einzelnen Blütenblätter sind manchmal leicht gerüscht, können aber auch ganz glatt sein. Wie schon erwähnt, ist durch die Beteiligung mehrerer unterschiedlicher Naturformen fast alles möglich.
Habitus von Tolumnia jairak Flyer
(Foto: Thomas Jacob)
Tolumnia Jairak Flyer
(Foto: Thomas Jacob)
Die Kultur von Tolumnia ist nicht ganz unkompliziert. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich im Laufe der letzten zehn Jahre schon so einige zu Kompost verarbeitet habe. Das Wichtigste ist, die richtige Balance zwischen Feuchtigkeit und Trockenheit zu finden. Stehen sie zu feucht, dann faulen sie ganz schnell. Stehen sie zu trocken, sterben die Wurzeln ab und die Pflanze dehydriert. Aufgebundene Kultur in einem warmen Gewächshaus mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit und starker Luftzirkulation sollte nicht so problematisch sein. Zu Hause auf der Fensterbank ist es aber wirklich eine hohe Kunst, diese reizenden Miniaturen mit ihren imposanten Blüten am Leben zu erhalten. Nachdem so einige Kulturmethoden bei mir fehlgeschlagen sind, läuft es jetzt seit zwei Jahren ganz gut und zufriedenstellend. Meine Tolumnia Jairak Flyer, die ich schon vor einem Jahr vorgestellt hatte, erreichte inzwischen eine Silbermedaille bei der Tischbewertung. Ich hatte die Pflanzen früher ganz wurzelnackt kultiviert – in kleinen Tontöpfen, in Gläsern auf feuchtem Ton und in diversen anderen Gefäßen. Auf Dauer sind sie mir immer vertrocknet, zuerst die Wurzeln, dann die Pflanzen. Danach probierte ich es getopft in grober Rinde, in Moos und diversen anderen Substraten, die mir empfohlen worden waren. Früher oder später faulten mir die Pflanzen dann doch immer ab oder vertrockneten auch, wenn ich zu vorsichtig mit dem Gießen war. Mit folgender Kombination aus den beiden Kulturansätzen läuft es nun schon seit über zwei Jahren gut und ich wurde schon mehrmals mit Blütentrieben belohnt. Die Pflanzen sind kräftig, sehen gesund aus und es bilden sich regelmäßig neue Wurzeln und Fächer, also Seitentriebe.
Meine aktuelle Kulturmethode sieht folgendermaßen aus: Das kleine Pflänzchen selbst sitzt wurzelnackt in einem kleinen Gitterkörbchen. Das Gitterkörbchen wiederum sitzt in einem großen Tontopf, der mit grober Rinde gefüllt ist. Das Körbchen ist in der Rinde versenkt. Dadurch wachsen die Wurzeln durch das Körbchen in die grobe Rinde, in der sich die Feuchtigkeit etwas länger hält und eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Zwischenräumen herrscht. Die Pflanze kann sich dadurch also lange mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgen. Die Pflanze selbst kann aber sehr schnell abtrocknen und ist deswegen bisher nicht gefault. Auch sehen alle Wurzeln noch sehr gut und prall aus, was mit allen anderen wurzelnackten Kulturmethoden immer nicht lange anhielt. Die feinen Wurzeln sahen da immer sehr schnell trocken und brüchig aus.
Getaucht wird nach Gefühl, aber immer erst, wenn wirklich alles abgetrocknet ist. Grundsätzlich kommen Tolumnien mit Trockenheit besser zurecht als mit zu viel Nässe. In den Sommermonaten, als die Hitzewelle besonders schlimm war, stand der Tontopf stets in einer kleinen mit Wasser gefüllten Schale. der Tontopf war dadurch ständig leicht feucht und auch die Rinde sog sich von unten mit Wasser voll, wodurch ein sehr feuchtes Mikroklima im Topf entstand. Die Pflanze selbst bekam allerdings kein Wasser ab und blieb schön trocken. Da Tolumnien sehr feine, fast fadenartige Wurzeln haben, sollte immer mit möglichst salzarmem Wasser gegossen werden. Das Velamen der Wurzeln verstopft durch zu viele Salze sehr schnell und sie können dann kein Wasser mehr aufnehmen. Mein Tauchwasser hat einen Leitwert zwischen 50 und 100 Mikrosiemens/cm. Dazu nutze ich entmineralisiertes Wasser (Osmosewasser) und dünge es auf den gewünschten Wert auf. In diesem Fall gibt es auch im Winter ein wenig Dünger, da entmineralisiertes Wasser auf Dauer schaden kann, wenn es pur verwendet wird. Durch den osmotischen Druck, den das Wasser hat, kann es Nährstoffe aus der Pflanze saugen und diese geht dann ein. Im Winter gibt es aber weniger Dünger als im Sommer. Im Sommer wird gelegentlich etwas mehr gedüngt. Dazu dünge ich das Gießwasser auf einen Leitwert von ca. 200 -250 Mikrosiemens/cm auf.
Meine Tolumnia Jairak Flyer steht ganzjährig sehr warm. Die nächtlichen Temperaturen fallen auch im Winter niemals unter 18 Grad, meist ist es sogar noch etwas wärmer. Auch an Wintertagen kann ich ihr dank meiner beheizten Orchideengalerie Mindesttemperaturen am Tag von 25 Grad bieten. Bei Sonnenschein steigen sie auch schnell über 30 Grad. Im Sommer haben wir hier in Süddeutschland inzwischen ja fast tropische Temperaturen, somit muss ich da nichts regulieren. Die Pflanze steht sehr hell, im Sommer leicht schattiert. Im Winter bekommt sie volles Licht am großen Südfenster.
Wann immer es geht, wird gelüftet, damit möglichst viel Luftaustausch und -zirkulation herrscht. Vernebler und Ventilator – wie noch vor einem Jahr in der Kulturanleitung zu Tolumnia Jairak Firm geschrieben – hatte ich letzten Winter gar nicht mehr benutzt. Die Pflanze wuchs genauso gut und blühte reichlich in diesem Jahr.
Zwar ist die Kultur von Tolumnia nicht unkompliziert und meist mit einigen Rückschlägen gepaart, umso größer ist dann aber die Freude, wenn eine Pflanze über alle Jahreszeiten hinweg wächst und gedeiht, dabei auch noch gut aussieht und man letzten Endes mit einer tollen und langanhaltenden Blüte belohnt wird! Jetzt hoffe ich mal, dass es auch weiterhin so gut läuft mit der Kulturmethode und mich meine Tolumnia Jairak Flyer wieder mit Blüten erfreut. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Tolumnia Jairak Flyer
(Foto: Thomas Jacob)