Scaphosepalum merinoi – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Der deutsche Botaniker Ernst Hugo Heinrich Pfitzer begründete die Gattung Scaphosepalum im Jahr 1888 in “Die Natürlichen Pflanzenfamilien“. Der Name setzt sich aus dem griechischen Wort skaphís (= kleines Schiff, Wanne) und dem lateinischen Wort sepalum (= Kelchblatt) zusammen und bezieht sich auf die zusammengewachsenen konkaven Sepalen.
Scaphosepalum merinoi ist benannt nach dem Orchideensammler und -züchter Gilberto Merino aus Ecuador, dessen Ziel es ist, seltene und exotische Pflanzen aus Südamerika zu erhalten und zu kultivieren, um Pflanzenliebhaber auf der ganzen Welt mit der Flora Südamerikas zu erfreuen. Beschrieben wurde Scaphosepalum merinoi vom erst 2019 verstobenen Carlyle August Luer, der auch im hohen Alter noch zahlreiche Neubeschreibungen – besonders aus der Familie der Pleurothallidinae – veröffentlichte.
Die Art ist heimisch in Ecuador und wächst dort epiphytisch in Höhenlagen von rund 1 400 Metern an kühlen Standorten mit sehr viel Luftbewegung und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Das Habitat trocknet niemals vollkommen aus, auch wenn in den Wintermonaten die Niederschläge etwas abnehmen. Die Standorte sind hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Die klein bleibende Art bildet dünne, kurze Stiele, auf denen jeweils ein einzelnes Blatt sitzt. Das Laub ist dunkelgrün, ca. 5 cm lang und sehr fest. Am Triebansatz entstehen die Infloreszenzen, die revolverartig eine Blüte nach der anderen entwickeln. Jeder Blütentrieb kann mehrere Jahre hindurch blühen und dadurch sehr lang werden. Hauptblütezeit ist im Frühjahr.
Habitus von Scaphosepalum merinoi
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüte von Scaphosepalum merinoi im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere meine Scaphosepalen getopft in mineralischem Substrat, meist Lavagranulat in der Körnung 2 – 8 mm. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, dann sollte auf hohe Luftfeuchtigkeit geachtet werden, z. B. in einer Orchideenvitrine, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Da die Pflanzen keine Speicherorgane wie Pseudobulben besitzen, dürfen die Wurzeln auch niemals dauerhaft abtrocknen. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich dadurch immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substratteilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Umgetopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Bei Pflanzen, die in organischem Substrat getopft waren, hatte ich mit gelegentlichem Tauchen keinen Erfolg, weshalb ich inzwischen alle Pleurothallidinae auf mineralisches Substrat umgestellt habe. Andere Kultivateure sind aber auch mit organischem Substrat sehr erfolgreich. Hier muss jeder sein für sich geeignetes Material finden.
Das Gießwasser, mit dem ich den Untersetzer auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat mit auf etwa 300 µS/cm eingestelltem Wasser gedüngt. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln schädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht.
Scaphosepalum merinoi steht ganzjährig im kühlen Treppenhaus an einem Fenster, das nach Norden ausgerichtet ist. Hier bleibt es während der heißen Tage am kühlsten und die schattigen Lichtverhältnisse scheinen ihm zu genügen. Die nächtlichen Temperaturen fallen dort im Winter auf ca. 8 – 10 °C ab – je nach Außentemperatur. Auch in den Sommermonaten steigen sie nur selten über 20 °C. Während ich im Sommer sehr darauf achte, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Deshalb muss zwingend ab Mitte Februar schattiert werden, wenn die Pflanze nicht an einem Nordfenster steht.
Die ungewöhnliche Form der Blüten von Scaphosepalum merinoi muten fast außerirdisch an und ziehen alle Blicke auf sich.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Scaphosepalum merinoi
(Foto: Thomas Jacob)