Scaphosepalum lima

Scaphosepalum lima

Scaphosepalum lima – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 30.08.2021

Der deutsche Botaniker Ernst Hugo Heinrich Pfitzer begründete die Gattung Scaphosepalum im Jahr 1888 in “Die Natürlichen Pflanzenfamilien“. Der Name setzt sich aus dem griechischen Wort skaphís (= kleines Schiff, Wanne) und dem lateinischen Wort sepalum (= Kelchblatt) zusammen und bezieht sich auf die zusammengewachsenen konkaven Sepalen.

Die Erstbeschreibung unserer Art durch Friedrich Carl Lehmann und Friedrich Wilhelm Ludwig Kraenzlin erfolgte 1899 als Masdevallia lima F. Lehm & Kraenzl. in “Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie”. Im Jahr 1920 wurde sie von Friedrich Richard Rudolf Schlechter in die Gattung Scaphosepalum überführt.

Heimisch ist Scaphosepalum lima im kolumbianischen Regierungsbezirk Antioquia. Dort findet man sie epiphytisch wachsend in Höhenlagen von 1800 bis 2500 Metern. Das Klima ist tropisch und bietet ganzjährig konstante kühle Bedingungen. Durch das Laub seiner immergrünen Wirtsbäume wird Scaphosepalum lima vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, wobei sie im Januar und Februar deutlich geringer ausfallen als im Rest des Jahres. Die stets sehr hohe Luftfeuchtigkeit sorgt aber dafür, dass das Habitat niemals austrocknet.

Scaphosepalum lima

Habitus von Scaphosepalum lima
(Foto: Thomas Jacob)

Scaphosepalum lima

Scaphosepalum lima – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Die klein bleibende Art bildet dünne, ca. 3 cm lange Stiele, auf denen jeweils ein einzelnes Blatt sitzt. Das Laub ist dunkelgrün, ca. 5 cm lang und sehr fest. Am Triebansatz entstehen die Infloreszenzen, die revolverartig eine Blüte nach der anderen entwickeln. Jeder Blütentrieb kann mehrere Jahre hindurch blühen und dadurch sehr lang werden. Hauptblütezeit ist im Winter und Frühjahr.

Ich kultiviere meine Scaphosepalen getopft in mineralischem Substrat, meist Lavagranulat in der Körnung 2 – 8 mm. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, dann sollte auf hohe Luftfeuchtigkeit geachtet werden, z. B. in einer Orchideenvitrine, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Da die Pflanzen keine Speicherorgane wie Pseudobulben besitzen, dürfen die Wurzeln auch niemals dauerhaft abtrocknen. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich dadurch immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substratteilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Umgetopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Bei Pflanzen, die in organischem Substrat getopft waren, hatte ich mit gelegentlichem Tauchen keinen Erfolg, weshalb ich inzwischen alle Pleurothallidinae auf mineralisches Substrat umgestellt habe.

Das Gießwasser, mit dem ich den Untersetzer auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat mit auf etwa 300 µS/cm eingestelltem Wasser gedüngt. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln schädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht. Scaphosepalum lima steht ganzjährig im kühlen Treppenhaus an einem Fenster, das nach Norden ausgerichtet ist. Hier bleibt es während der heißen Tage am kühlsten und die schattigen Lichtverhältnisse scheinen ihm zu genügen. Die nächtlichen Temperaturen fallen dort im Winter auf ca. 8 – 10 °C ab – je nach Außentemperatur. Während ich im Sommer sehr darauf achte, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Deshalb muss zwingend ab Mitte Februar schattiert werden, wenn die Pflanze nicht an einem Nordfenster steht.

Die ungewöhnliche Form der Blüten von Scaphosepalum lima zieht alle Blicke auf sich. Viel Erfolg beim Kultivieren!

Scaphosepalum lima

Seitenansicht der Blüte von Scaphosepalum lima
(Foto: Thomas Jacob)