Restrepiella ophiocephala – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich wurde Restrepiella ophiocephala im Jahr 1838 von John Lindley als Pleurothallis ophiocephala beschrieben. 16 Jahre später kombinierte Heinrich Gustav Reichenbach die Art in die Gattung Restrepia um, der sie mehr als ein Jahrhundert angehörte. Erst 1966 gründeten Leslie Andrew Garay und Galfried Dunsterville die Gattung Restrepiella in “Venezuelan Orchids Illustrated, Bd. 3“ und überführten die Art dorthin.
Der Gattungsname Restrepiella geht, wie auch der von Restrepia, auf den kolumbianischen Orchideenforscher José Manuel Restrepo Vélez zurück, der als erster die Geschichte der antioquischen Anden erforschte. Die Gattung zählt zu den Pleurothallidinae, zu denen auch Dracula, Lepanthes, Platystele und einige weitere Gattungen aus der Familie der Orchidaceae gehören.
Der Artname leitet sich zum einen vom griechischen Wort óphis oder auch óphios ab, das mit Schlange übersetzt werden kann. Und zum anderen vom ebenfalls aus dem Griechischen stammendem Wort kephalḗ, das Kopf bedeutet. Ophiocephala ist also der Schlangenkopf. Und in der Tat sehen die Blüten ein wenig aus wie ein Schlangenkopf mit weit aufgerissenem Maul.
Restrepialla ophiocephala ist heimisch in den feuchten Wäldern von Costa Rica und Mexiko, stellenweise kommt die Art sogar noch im südlichsten Florida vor. Die natürlichen Standorte finden sich in Höhenlagen von bis zu 1 600 Metern über dem Meeresspiegel. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, besonders die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig sehr hoch. Die Temperaturbedingungen liegen im temperiert-warmen Bereich.
Habitus von Restrepiella ophiocephala
(Foto: Thomas Jacob)
Größenvergleich der Blüte mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)
Restrepiella ophiocephala zählt zu den mittelgroßen Pflanzen innerhalb der Pleurothallidinae. Auf einem bis zu 15 cm langen dünnen Stiel sitzt jeweils ein dickfleischiges Blatt. Das Laub wirkt fast sukkulent und dient als Wasserspeicher für regenärmere Phasen. Zwischen den einzelnen Trieben bilden sich kurze Rhizome. Die kurzen Infloreszenzen erscheinen am oberen Ende des Stiels und liegen leicht dem Blatt auf.
Jede Infloreszenz kann bis zu 4 Blüten gleichzeitig öffnen, oftmals erscheinen die Blüten allerdings einzeln. Sobald die erste(n) verwelkt sind, bilden sich meist nochmals Knospen. Dadurch erstreckt sich die Blütezeit – die vom Winter bis in den Frühling andauern kann – über viele Wochen.
Die Blüten variieren in der Farbe enorm. Grundfarbe ist zwar immer ein zartes Gelb, doch sind die großen Sepalen unterschiedlich stark violettrot gezeichnet. Dies kann dazu führen, dass fast die gesamte Blüte rotviolett gefärbt erscheint. Ebenso wie das Laub sind auch die Blüten sehr dickfleischig, was den »Schlangenkopf« noch plastischer und realistischer wirken lässt. Die gesamte Blüte, aber ganz besonders die kleinen Petalen, sind mit feinen Haaren besetzt. Die Blüten duften nicht.
Kultiviert werden kann Restrepiella ophiocephala auch gut im Topf auf der Fensterbank. Wichtig ist, dass das gewählte Substrat nicht zu schnell austrocknet, da sie gerne dauerfeuchtes Klima um die Wurzeln hat. Zu nass sollte es allerdings auch nicht sein. Meine Pflanze habe ich noch nicht allzu lange. Sie sitzt in gewöhnlichem Rindensubstrat. Während sie die ersten Monate bei mir auf dem Fensterbrett im beheizten Wohnzimmer verbrachte, schmückt sie inzwischen den Boden meiner großen Orchideenvitrine. Nicht weil es ihr auf der Fensterbank nicht gefiel – die doch recht großen und festen Blätter sehen einfach super in der Vitrine aus und ich denke, dass ihr die hohe Luftfeuchtigkeit auch ganz guttun wird. Grundsätzlich sollte die Art auch auf mineralischem Substrat, wie ich es in zahlreichen anderen Artikeln schon beschrieben habe, zu kultivieren sein. Allerdings muss dabei unbedingt darauf geachtet werden, dass die Rhizome nicht im Pflanzstoff vergraben werden, sondern obendrauf liegen. Sie könnten sonst durch die andauernde Feuchtigkeit faulen.
Der Lichthunger von Restrepiella ophiocephala sollte nicht allzu hoch sein. Auch ein Nordfenster kommt für die Kultur infrage. Unbedingt vermeiden sollte man allerdings direkte Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden – ganz besonders im Sommer. Verbrennungen durch Sonne sind irreparabel und bleiben dauerhaft bestehen. Sie bilden zudem oft einen günstigen Nährboden bzw. eine Eintrittspforte für zahlreiche Erreger und Pilze, die die Pflanze schwächen können.
Wie bei allen Pflanzen der Pleurothallidinae sollte das Gießwasser möglichst frei von Salzen sein und somit eine sehr geringe Leitfähigkeit aufweisen. Mein normales Gießwasser – inzwischen nutze ich für viele Orchideen Regenwasser – hat eine Leitfähigkeit von 18 – 20 µS/cm. Ein- bis zweimal im Monat dünge ich das Gießwasser etwas auf. Die Leitfähigkeit darf bei Restrepiella ophiocephala dann 150 – 200 µS/cm betragen.
Eine ungewöhnliche, aber dadurch nicht weniger schöne Orchidee, die ich wirklich empfehlen kann.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Restrepiella ophiocephala
(Foto: Thomas Jacob)