Phragmipedium Wössner Dirndl

Phragmipedium Woessner Dirndl

Phragmipedium Wössner Dirndl – Einzelfoto
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 17.10.2022

Phragmipedium Wössner Dirndl ist eine weitere Hybride aus der Zucht von Franz Glanz, von denen ich hier bereits einige vorgestellt habe. Der auffällige Farbverlauf auf den Blüten erinnert mich tatsächlich an eine bayerische Tracht, weswegen ich die Namenswahl als sehr gelungen empfinde. Im Jahr 2016 meldete Franz Glanz die Kreuzung bei der Royal Horticultural Society (RHS) an, woraufhin sie in das dortige Register für Orchideenhybriden aufgenommen wurde. Phragmipedium Saint Ouen und Phargmipedium Jason Fischer sind die Elternteile dieser Kreuzung. Der Genpool teilt sich demnach wie folgt auf:

75% Phragmipedium besseae

12,5% Phragmipedium schlimii

12,5% Phragmipdium sargentianum

Die Pflanzen von Phragmipedium Wössner Dirndl bleiben recht kompakt und sind für die Kultur auf der Fensterbank geeignet. Trotz des hohen Anteils an Phragmipedium besseae klettern die Neutriebe bei meiner Pflanze glücklicherweise überhaupt nicht. Die Blüten haben eine sehr feste Struktur und sind recht groß – verglichen mit den Elternteilen. Hier spielt der Einfluss von Phragmipedium sargentianum wahrscheinlich eine große Rolle, auch wenn der Anteil eher gering ist. Die Petalen sind farblich zweigeteilt. Die obere Hälfte ist deutlich dunkler und rötlicher, als die untere. Bei einigen Klonen ist die Grundfarbe der unteren Hälfte eher cremefarben, bei manchen gelblich (siehe Fotos).

Phragmipedium Wössner Dirndl

Phragmipedium Wössner Dirndl, dessen Blüten in der unteren Hälfte der Petalen eine gelbe Grundfarbe haben. Gesehen an einem Schaustand von Franz Glanz vor einigen Jahren.
(Foto: Thomas Jacob)

Phragmipedium Wössner Dirndl

Habitus von Phragmipedium Wössner Dirndl
(Foto: Thomas Jacob)

Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3-4 Tage leer, im Winter dauert es 6-7 Tage.

Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Naturformen und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger erhalten. Hierzu gehört auf jeden Fall Phragmipedium Wössner Dirndl. Braune Blattspitzen habe ich nicht mehr bei meinen Pflanzen beobachten können, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer bekommen meine Hybriden zwischen 350 und 450 µS/cm bei jedem Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen ganz ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.

Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen verwende ich gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2-4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5-10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7-14 Millimeter hinzu. Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
Akadama
Sphagnum-Moos
Steinwollwürfeln
Bimskies
Lavagranulat

Phragmipedium Wössner Dirndl

Größenvergleich von Phragmipedium Wössner Dirndl mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)

Phragmipedium Wössner Dirndl

Phragmipedium Wössner Dirndl im Seitenprofil
(Foto: Thomas Jacob)

Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist der Aufenthalt im Freien aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze und Infektionen, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer verträgt Phragmipedium Wössner Dirndl sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies wird durch die großen Wannen erreicht, die immer mit Wasser gefüllt sind. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 Grad, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen sie bei etwa 24 Grad. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 Grad. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.

Phragmipedium Wössner Dirndl besticht durch ihre auffällige Färbung und wirklich große Blüten. Leider ist diese Hybride eine echte Rarität, die nur selten angeboten wird.

Viel Glück beim Finden und noch mehr Erfolg beim Kultivieren!