Phragmipedium schlimii

Phragmipedium schlimii

Phragmipedium schlimii – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 13.09.2021

Phragmipedium schlimii wurde im Jahre 1852 von Louis Joseph Schlim, dem Halbbruder des Botanikers Jean Jules Linden, entdeckt. Linden und Reichenbach f. beschrieben diese neue Art dann im Jahre 1854 in “Bonplandia” als Selenipedium schlimii.

Heimisch ist diese Naturform in Kolumbien und an den Ost- und Zentralkordilleren (Gebirgskette, zu der auch die Anden gehören) in Höhen von 1200 –1900 Metern. Dort wächst Phragmipedium schlimii terrestrisch in Humusnestern auf Granitfelsen und zwischen hohen Gräsern, die teilweise mit Moos und Flechten bedeckt sind. Oft findet man die Art in der Nähe von Gewässern wie Bächen und Flüssen. Die Standorte sind immer relativ feucht und meist halbschattig. Die Temperaturen steigen im Sommer bis auf 25 °C an und können im Winter nachts auch mal auf 8 °C fallen. Die relative Luftfeuchte ist mit 70% bis 80% immer sehr hoch. Die ganzjährigen Regenfälle sind im Frühjahr und Herbst etwas ausgeprägter.

Die Pflanzen bilden einen kurzen Stamm, an dem wechselständig bis zu 40 cm lange Blätter sitzen. Das Laub ist leicht gekielt und bildet am Ende eine Spitze. Die Infloreszenzen, an denen sich gelegentlich Seitentriebe bilden, entstehen endständig und schließen das Wachstum eines Triebes ab. Die Blüten sind weißgrundig und besonders am Schuh meist stark rosa überhaucht. Auch Fahne, Synsepalum und Petalen können unterschiedlich stark rosa gefärbt sein, bei einigen Klone bleiben diese Blütenteile aber reinweiß.

Phragmipedium schlimii

Habitus von Phragmipedium schlimii
(Foto: Thomas Jacob)

Phragmipedium schlimii

Die Blüte von Phragmipedium schlimii im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)

Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3 – 4 Tage leer, im Winter dauert es 6 – 7 Tage. Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Arten und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger bekommen. Braune Blattspitzen habe ich nicht mehr bei meinen Pflanzen, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer erhalten meine Hybriden zwischen 350 und 450 µS/cm bei jedem zweiten bis dritten Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen ganz ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.

Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen verwende ich gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2 – 4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Der Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5 – 10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7 – 14 Millimeter hinzu. Die Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die eine Luftzirkulation im Topf zulassen.

Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Sustrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte da seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:

  • Akadama
  • Sphagnum-Moos
  • Steinwollwürfeln
  • Bimskies
  • Lavagranulat
Phragmipedium schlimii

Seitenansicht von Phragmipedium schlimii
(Foto: Thomas Jacob)

Phragmipedium schlimii

Profilansicht von Phragmipedium schlimii
(Foto: Thomas Jacob)

Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist dies aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer vertragen meine Pflanze allesamt sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies erreiche ich durch die großen mit Wasser gefüllten Wannen, die reichlich Feuchtigkeit verdunsten. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 °C, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen die Temperaturen am Tag bei etwa 24 °C. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 °C. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.

Phragmipedium schlimii ist eine nicht allzu groß werdende Art, die auch auf der Fensterbank Platz findet und sich dort wohlfühlt. Die kleinen samtartigen Blüten haben für mich einen ganz besonderen Reiz.

Viel Erfolg beim Kultivieren!