Phragmipedium Rumwall

Phragmipedium Rumwall

Phragmipedium Rumwall – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 21.03.2022

Phragmipedium Rumwall wurde am 09.03.1998 in das Register für Orchideenhybriden bei der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Dort angemeldet wurde sie von J. R. Edwards, über den ich leider genauso wenig Informationen finden konnte, wie über den Züchter der Kreuzung, L. Hegedus.

Auch der Hybridenname Rumwall ließ am Anfang meiner Recherche ein großes Fragezeichen in meinem Kopf aufkommen. Nach intensiver Suche fand ich den Nachnamen Rumwall, der im späten 19. Jahrhundert in Minnesota/USA auftauchte. Möglich ist natürlich, dass Phragmipedium Rumwall nach einer Person mit diesem Namen benannt wurde, allerdings ist es in der Regel so, dass dann auch ein Vorname mit angegeben wird.

Über die Internetsuche bin ich dann auf Bilder gestoßen, die ganze Wände voll mit verschiedenen Rum-Sorten zeigen, also die in einer Bar präsentierte Auswahl an Rum, die in Regalen oder Vitrinen an der Wand ausgestellt sind. Vielleicht ist der Name Rumwall also einfach wörtlich aus dem Englischen zu übersetzen:

  • the rum = der Rum
  • the wall = die Wand

Ganz sicher bin ich mir auch hier nicht. Aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass J. R. Edwards einfach ein Rumliebhaber war, als dass er die gesamten Familien, die den Namen Rumwall tragen, ehren wollte.

Als Phragmipedium Rumwall im Jahr 1998 registriert wurde, waren einige Arten der Gattung Phragmipedium noch unter anderen Namen bekannt, darunter die Eltern dieser Primärhybride, Phragmipedium kaieteurum und Phragmipedium wallisii. Beide Namen werden heute in der World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) als Synonyme geführt. Somit teilt sich der Genpool aktuell wie folgt auf:

  • 50% Phragmipedium lindleyanum var. kaieteurum
  • 50% Phragmipedium warszewiczianum

Meine Pflanze erhielt ich vor einigen Jahren als Teilstück von einer großen Orchideengärtnerei in Deutschland. Da die Pflanze wirklich riesig ist, ist sie für die Fensterbank leider nicht geeignet. An einem hellen Platz in der Wohnung – eventuell mit Zusatzbeleuchtung – kann Phragmipedium Rumwall aber dennoch ohne Gewächshaus kultiviert werden.

Phragmipedium Rumwall

Habitus von Phragmipedium Rumwall
(Foto: Thomas Jacob)

Phragmipedium Rumwall

Phragmipedium Rumwall im Größenvergleich mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)

Meine Pflanze steht in einer Schale, die immer wieder mit etwas Wasser gefüllt wird. Zwischenzeitliches Austrocknen verhindert eine Verkeimung des Wassers, wodurch sich die Pflanze infizieren könnte. Das Substrat selbst sollte aber nicht vollständig durchtrocknen. Phragmipedien haben den Ruf, sehr salzempfindlich zu sein, was für einige Naturformen auch durchaus zutreffend ist. Ich habe in den letzten zehn Jahren Phragmipedium-Kultur aber die Erfahrung gemacht, dass viele Hybriden gar nicht so empfindlich auf gelöste Salze im Wasser reagieren. Mein Phrag. Rumwall bekommt in den warmen und hellen Sommermonaten teilweise aufgedüngtes Wasser, das eine Leitfähigkeit von 450 – 500 µS/cm hat. Im Winter dünge ich allerdings nicht. Da gibt es klares Regenwasser mit wenig gelösten Salzen, da durch das geringe Lichtangebot während unserer Winter der Stoffwechsel der Pflanzen herunterfährt und dadurch nicht so viele Nährstoffe benötigt werden. Wer mit künstlicher Zusatzbeleuchtung arbeitet, kann auch im Winter düngen. Ab März steigere ich die Düngergaben langsam, bis sie im Juli/August ihren Höhepunkt erreichen. Danach wird langsam wieder weniger gedüngt. Ab Oktober dann gar nicht mehr. Den Sommer über lagern sich genügend Düngerreste im Substrat an, die die Pflanze im Winter mit Nährstoffen versorgen.

Anders als die meisten meiner Phragmipedien habe ich Phragmipedium Rumwall allerdings nicht in meinem üblichen Rindenmix getopft, sondern in reinen Basacubes. Das sind kleine Würfel aus Steinwolle, die Wasser besonders gut speichern können, ohne zu nass zu sein. Da ich mein Teilstück damals in diesem Substrat erhielt und es sich sichtlich wohl darin fühlte, habe ich das beibehalten. Eine Kultur in anderem Pflanzstoff sollte aber genauso gut funktionieren.

Durch die immense Größe von Phragmipedium Rumwall fand ich beim letzten Umtopfen keinen passenden Topf mehr, also zog sie in einen großen Putzeimer, in dessen Boden ich einige Löcher gebohrt habe. Besondere Pflanzen erfordern manchmal besondere Maßnahmen.

Phragmipedien mögen es hell, aber keine direkte Mittagssonne. Sonnenschein am Morgen oder Abend wird gut vertragen, wenn er nicht zu lange auf die Blätter brennt. Werden diese gelblich, muss unbedingt schattiert oder die Pflanze umgestellt werden. Nachts können die Temperaturen auf 10 °C fallen, müssen sie aber nicht. Phragmipedium Rumwall wächst und blüht auch bei normalen Zimmertemperaturen – selbst in beheizten Räumen mit etwas trockener Luft, wenn regelmäßig gelüftet wird. Bei zu wenig Frischluft oder Luftbewegung können sich Pilze bilden, die die Pflanze sehr schwächen und im Extremfall auch töten können, wenn nicht mit einem Pilzmittel behandelt wird.

Alles in allem ist Phragmipedium Rumwall eine interessante Hybride, die durch die enorme Blütengröße und Farbintensität sofort ins Auge fällt. Je älter die Pflanzen werden, desto mehr Blüten bilden sie.

Viel Erfolg beim Kultivieren!

Phragmipedium Rumwall

Gelegentlich öffnet Phragmipedium Rumwall zwei Blüten gleichzeitig.
(Foto: Thomas Jacob)