Phragmipedium OS Passion – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium OS Passion wurde vor drei Jahren – im Jahr 2018 – in das Register für Orchideen-Hybriden bei der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Angemeldet worden war sie – wie bereits einige Phalaenopsis-Hybriden – von Sylvia Toenne, die ihre heimische »Orchideenzucht« lediglich als Hobby betreibt. “OS” im Namen der Hybride steht für Olaf, ihren Mann, und Sylvia, “Passion” für die Leidenschaft, mit der sie beide dem Hobby nachgehen. Neben der Pflege von Orchideen bestäubt Sylvia Toenne auch vielversprechende Mutterpflanzen und sät die Samen zu Hause selbst aus. Die heute hier vorgestellte Hybride Phragmipedium OS Passion hat sie aber lediglich angemeldet und nicht selbst gezüchtet.
Die Elternpflanzen von Phragmipedium OS Passion sind sehr weit verbreitete und beliebte Phragmipedium-Hybriden – zum einen das leuchtend orangefarbene Phragmipedium Don Wimber und zum anderen das meist rosa gefärbte Phragmipedium Hanne Popow. Beide Kreuzungen brachten viele ausgezeichnete Pflanzen hervor, die regelmäßig bei Tischbewertungen vorgestellt werden. Der Genpool von Phragmipedium OS Passion setzt sich wie folgt zusammen:
- 62,50 % Phragmipedium besseae
- 25,00 % Phragmipedium schlimii
- 12,50 % Phragmipedium longifolium
Alle drei beteiligten Naturformen sind in Südamerika heimisch, wo sie an steilen Klippen, auf Felsen und teilweise auch zwischen Gräsern siedeln. Die Standorte liegen meistens in der Nähe von kleinen Bächen und Flüssen und sind demnach sehr feucht bis nass. Mancherorts werden die Pflanzen durch steigende Wasserpegel regelmäßig überflutet. Nur äußerst selten findet man Phragmipedien in direktem Sonnenlicht wachsen, hell und lichtdurchflutet sind die Standorte aber meist schon. Die Temperaturbedingungen sind in der Regel temperiert. Aber auch in kühlen und warmen Bereichen lassen sich Individuen der Gattung finden. Im gesamten Verbreitungsgebiet gibt es ganzjährig Niederschläge in Form von Regen und Nebel. Luftfeuchtigkeit sowie Luftbewegung sind ebenfalls während des ganzen Jahres sehr hoch.
Phragmipedium OS Passion gehört zu den eher größeren Vertretern der Gattung. Das Laub wird bis zu 35 cm lang, ist dunkelgrün, leicht gekielt und läuft spitz zu. Endständig entspringen die Infloreszenzen, die das ganze Jahre hindurch gebildet werden können. An den aufrecht wachsenden Blütentrieben öffnen sich bis zu 10 Blüten nacheinander. Gelegentlich sind zwei Blüten gleichzeitig geöffnet. Bei guter Kultur verzweigen sich die Infloreszenzen. Dadurch erstreckt sich die Blütezeit über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Die Blüten können bis zu 9 cm breit und 7 cm hoch werden. Der Schuh ist intensiv rot gefärbt und glänzt seidenmatt. Petalen und Fahne variieren in der Färbung. Meist sind die Petalen weißgrundig und stark rosa überhaucht. Die Blüten duften nicht.
Verzweigte Infloreszenz von Phragmipedium OS Passion mit drei Blüten
(Foto: Thomas Jacob)
Seitenansicht der Blüte von Phragmipedium OS Passion
(Foto: Thomas Jacob)
Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3 – 4 Tage leer, im Winter dauert es 6 – 7 Tage.
Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Naturformen und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger erhalten. Hierzu gehört auf jeden Fall Phragmipedium OS Passion. Braune Blattspitzen habe ich nicht mehr bei meinen Pflanzen beobachten können, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer bekommen meine Hybriden zwischen 350 und 450 µS/cm bei jedem Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen ganz ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen verwende ich gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2 – 4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5 – 10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7 – 14 Millimeter hinzu. Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
- Akadama
- Sphagnum-Moos
- Steinwollwürfeln
- Bimskies
- Lavagranulat
Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist das aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze und Infektionen, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer verträgt Phragmipedium OS Passion sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies wird durch die großen Wannen erreicht, die immer mit Wasser gefüllt sind. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 °C, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen sie bei etwa 24 °C. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 °C. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.
Phragmipedium OS Passion ist ein zuverlässiger Blüher, der über Monate hinweg eine Blüte nach der anderen öffnet. Leider ist diese Hybride eine echte Rarität, die nur selten angeboten wird. Viel Glück beim Finden und noch mehr Erfolg beim Kultivieren!
Die Blüte von Phragmipedium OS Passion im Profil – die Blüten öffnen sich sehr weit
(Foto: Thomas Jacob)