Phragmipedium Memoria Georg Lauger ‘Jagdlust’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Am 18. April 2018 wurde die Hybride aus Phragmipedium × richteri und Phragmipedium Mountain Maid in das Register der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Manolo Arias, der Besitzer der peruanischen Orchideengärtnerei Peruflora, kreuzte die beiden Elternpflanzen einige Jahre zuvor, säte den Samen aus und zog die Pflanzen groß, ehe er sie zum Verkauf anbot. Während der Dresdner Ostern 2017 erwarb ich von ihm eine blühfähige Pflanze dieser bis dahin noch nicht registrierten Kreuzung und brachte sie ein Jahr später zum Blühen. Da Manolo die Kreuzung auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei der RHS angemeldet hatte, fragte ich im darauffolgenden Jahr in Dresden, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich seine Kreuzung bei der RHS anmelden würde – natürlich nicht ohne ihn als Züchter dort anzugeben. Da er selbst kein Interesse daran hatte, gab er mir sein Einverständnis und ich meldete Phragmipedium Memoria Georg Lauger zwei Wochen später zur Registrierung an.
Benannt habe ich die Hybride nach meinem Großvater, der wenige Jahre zuvor verstorben war. Georg Lauger war nicht nur der weltbeste Opa, ihm habe ich zu verdanken, dass aus dem kleinen Thomas von damals ein naturverbundener Pflanzenfreund wurde. Er war ein leidenschaftlicher Jäger, was für ihn aber bei Weitem nicht nur die Jagd an sich war. Er liebte den Wald und die Natur mit all ihrem von Gott gegebenem Leben. Von klein auf nahm er uns regelmäßig mit in den Wald und lehrte uns Dankbarkeit, Achtsamkeit und Respekt gegenüber „Gottes Schöpfung“. Auch mein Engagement für einen Verein hat mir vermutlich mein „Bergopa“ vererbt, der sich Zeit seines Lebens für die unterschiedlichsten Vereine einsetzte und auch einige selbst gründete. Und nicht zuletzt gab er mir eine ordentliche Portion Optimismus mit auf meinen Weg. Er war, ist und wird immer mein größtes Vorbild sein. Ich höre ihn noch heute pfeifend über das riesige Grundstück laufen, wenn ich meine Oma besuche. Danke, Bergopa!
Phragmipedium Memoria Georg Lauger ‘Bergopa’ – die Pflanze, mit der die Kreuzung registriert wurde
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Memoria Georg Lauger
(Foto: Thomas Jacob)
Alle drei beteiligten Naturformen – Phrag. × richteri, Phrag. hirtzii und Phrag. besseae – wachsen in den südamerikanischen Anden unter temperierten Bedingungen, oft in der Nähe von Flüssen und Bächen oder an steilen Felsklippen, die immer sehr feucht bis nass sind. An einigen Standorten werden die Pflanzen gelegentlich sogar von Wasser überflutet. Das Habitat trocknet niemals aus. Niederschläge gibt es das ganze Jahr über, allerdings im Winter etwas weniger als im Sommer. Die Temperaturen sind, je nach Standort, das ganze Jahr über recht konstant. In einigen Lagen gehen sie im Winter etwas zurück, richtig kalt wird es aber nicht. Phragmipedien lieben Luftbewegung und Frischluft. Gelegentlich finden sich Pflanzen, die auch der vollen Sonne ausgesetzt sind, aber auch an schattigeren Plätzen gedeihen sie gut.
Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3-4 Tage leer, im Winter dauert es 6-7 Tage. Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Naturformen und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger bekommen. Braune Blattspitzen habe ich nicht mehr bei meinen Pflanzen, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer bekommen meine Hybriden zwischen 350 und 450 Mikrosiemens bei jedem Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen komplett ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen verwende ich gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2-4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Der Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5-10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7-14 Millimeter hinzu. Die Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die eine Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte da seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
- Akadama
- Sphagnum-Moos
- Steinwollwürfeln
- Bimskies
- Lavagranulat
Phragmipedium Memoria Georg Lauger ‘Jagdlust’ BM/D.O.G. mit zwei Blüten
(Foto: Thomas Jacob)
Foto: Thomas Jacob
Ein sehr heller Klon von Phragmipedium Memoria Georg Lauger
Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist der Aufenthalt im Freien aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die heißen Temperaturen im Sommer vertragen meine Pflanze allesamt sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies erreiche ich durch die großen mit Wasser gefüllten Wannen, die reichlich Feuchtigkeit verdunsten. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 Grad, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen sie bei etwa 24 Grad. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 Grad. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.
Phragmipedium Memoria Georg Lauger ist ein zuverlässiger Blüher, der über viele Wochen hinweg eine Blüte nach der anderen öffnet. Viel Erfolg beim Kultivieren!