Phragmipedium Grouville – eine kompakt wachsende Hybride für die Fensterbank
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Grouville – eine weitere gelungene Kreuzung der Eric Young Orchid Foundation (EYOF) aus Großbritannien.
1996 wurde die Hybride in das Register der RHS eingetragen. Wie zahlreiche von der EYOF gezeugte Hybriden ist auch Phragmipedium Grouville nach einer speziellen Region der Insel Jersey, auf der die Foundation ansässig ist, benannt. Grouville ist eine der zwölf Gemeinden von Jersey. Die Eltern der Kreuzung sind Phragmipedium Eric Young und Phragmipedium Hanne Popow – zwei Klassiker unter den Phragmipedium-Hybriden, die beide bereits als “Orchidee der Woche“ vorgestellt wurden. Der Genpool teilt sich demnach folgendermaßen auf:
- 50% Phragmipedium besseae
- 25 % Phragmipdedium longifolium
- 25% Phragmipedium schlimii
Mein Exemplar von Phragmipedium Grouville wächst recht kompakt und ist daher gut geeignet für die Fensterbankkultur. Die Infloreszenzen werden auch nicht so lang wie bei manch anderem Phragmipedium. Die Blüten sind ca. 7 cm breit und 5,5 cm hoch und pink gefärbt. Sie sind am ersten Tag extrem weit geöffnet und präsentieren sich sehr flach. Erst nach ein paar Tagen haben sie ihre endgültige Haltung eingenommen. Fahne und Petalen neigen sich leicht glockenförmig nach vorne. Die Petalen sind zudem etwas gewellt und nicht mehr so gerade.
Habitus von Phragmipedium Grouville
(Foto: Thomas Jacob)
Am ersten Tag sind die Blüten fast flach ausgestreckt
(Foto: Thomas Jacob)
Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3 – 4 Tage leer, im Winter dauert es 6 – 7 Tage. Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Arten und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger bekommen. Braune Blattspitzen haben meinen Pflanzen nicht mehr, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer erhalten meine Phragmipedium-Hybriden zwischen 350 und 450 µS/cm bei jedem zweiten bis dritten Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen ganz ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2 – 4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Der Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5 – 10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7 – 14 Millimeter hinzu. Die Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die eine Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte da seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
- Akadama
- Sphagnum-Moos
- Steinwollwürfeln
- Bimskies
- Lavagranulat
Mit zwei Infloreszenzen blüht mein Phragmipedium Grouville im Moment
(Foto: Thomas Jacob)
Auch hier sieht man gut, wie weit sich die Blüten am ersten Tag öffnen.
(Foto: Thomas Jacob)
Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist dies aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer vertragen meine Pflanzen allesamt sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies erreiche ich durch die großen mit Wasser gefüllten Wannen, die reichlich Feuchtigkeit verdunsten. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 °C, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen die Temperaturen am Tag bei etwa 24 °C. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 °C. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.
Phragmipedium Grouville ist eine nicht allzu groß werdende Art, die auch auf der Fensterbank Platz findet und sich dort wohlfühlt. Die kleinen samtartigen Blüten haben für mich einen ganz besonderen Reiz.
Viel Erfolg beim Kultivieren!