Paphiopedilum Quirin Cramer – eine neue Hybride aus Paphiopedilum Pinocchio und Paphiopedilum canhii
(Foto: Thomas Jacob)
Mit der Anmeldung von Paphiopedilum Quirin Cramer bei der RHS setzte die deutsche Orchideengärtnerei Cramer Anfang des Jahres 2021 eine langjährige Tradition fort, wonach neue Hybriden aus der eignen Orchideenzucht nach Familienmitgliedern benannt werden. Quirin Cramer gehört zur jüngsten Generation. Er ist der Sohn von Alexander Cramer, dem derzeitigen Inhaber der Gärtnerei, und Urenkel des Firmengründers Gert Cramer. Und wer weiß, vielleicht tritt er später einmal in die Fußstapfen von Vater, Großvater und Urgroßvater und führt das Familienunternehmen weiter.
Die Kreuzungspartner von Paphiopedilum Quirin Cramer sind Paphiopedilum Pinocchio und Paphiopedilum canhii. Der Genpool der Hybride ist mit drei Naturformen also überschaubar und setzt sich wie folgt zusammen:
- 50 % Paphiopedilum canhii
- 25 % Paphiopedilum glaucophyllum
- 25 % Paphiopedilum primulinum
Alle drei Arten sind in verschiedenen asiatischen Gegenden heimisch. Während Paphiopedilum glaucophyllum und Paphiopedilum primulinum in tieferen Lagen unter eher warmen Temperaturbedingungen wachsen, findet man Paphiopedilum canhii an deutlich höher gelegenen Standorten mit kühleren Temperaturen. Eine ausgeprägte Ruhezeit durchlebt keine der beteiligten Naturformen. Lediglich Paphiopedilum glaucophyllum muss im Winter für kurze Zeit mit trockeneren Bedingungen zurechtkommen. Alle drei besiedeln eher schattige, vor direkter Sonneneinstrahlung weitestgehend geschützte Standorte. Während Paphiopedilum canhii nur eine einzelne Blüte an jeder Infloreszenz ausbildet, können die beiden anderen mehrere Blüten hintereinander hervorbringen. Diese sogenannte »Revolverblüte« kennt man sehr gut von Paphiopedilum Pinocchio, das bei guter Kultur auch 20 Blüten an einer Infloreszenz entwickeln kann.
Habitus von Paphiopedilum Quirin Cramer
(Foto: Thomas Jacob)
Seitenansicht der Blüte von Paphiopedilum Quirin Cramer
(Foto: Thomas Jacob)
Für die Kultur meines Paphiopedilum Quirin Cramer habe ich mich für einen Topf mit Bewässerungssystem entschieden. Diese Töpfe gibt es bereits fertig zu kaufen, sie können aber auch selbst hergestellt werden, wie unser langjähriges Mitglied Dr. Ernst Avenhaus bereits in unserer Zeitschrift beschrieben hat. Durch einen Docht, der einen Wassertank und den Topf miteinander verbindet, wird das Substrat dauerhaft feucht gehalten, ohne dabei zu nass zu werden. Damit das Wasser im Tank nicht faulig wird, sollte es regelmäßig gewechselt werden, ich erledige das alle zwei bis drei Wochen. Die Leitfähigkeit meines Gießwassers hat ca. 200 µS/cm.
Während der Sommermonate wird ungefähr alle 4 Wochen mit einem speziellen Orchideendünger gedüngt. Das Wasser hat dann eine Leitfähigkeit von ca. 350-400 µS/cm und wird nicht einfach in den Tank gefüllt, sondern mit einer Wasserspritze direkt auf das Substrat gegeben. In den Wintermonaten dünge ich gar nicht, da der Stoffwechsel der Pflanzen durch die wenigen Stunden Tageslicht so weit herunterfährt, dass die im Pflanzstoff angereicherten Düngerreste genügen.
Bei der Wahl des Substrats hab ich mich für ein mineralisches entschieden, das speziell für die Kultur von Paphiopedilen entwickelt wurde. Es ist bereits mit Calcium angereichert, das nach und nach abgegeben wird, sodass nicht zusätzlich gekalkt werden muss. Der große Vorteil von mineralischen Substraten ist, dass sie sich nicht zersetzen oder verdichten. Neu getopft werden müssen die Pflanzen also erst, wenn der Topf zu klein wird. Außerdem wird mineralischer Pflanzstoff in Verbindung mit einem Bewässerungssystem niemals zu nass, bleibt aber stets für die Orchidee angenehm feucht. Natürlich ist auch die Kultur in Rindensubstrat-Mischungen oder Moos möglich. Hier muss jeder für sich entscheiden, womit er am besten klarkommt und wie viel Zeit er für die Kultur aufbringen kann.
Auch wenn die beteiligten Naturformen, die in Paphiopedilum Quirin Cramer stecken, eher schattig ohne Sonneneinstrahlung wachsen, steht meine Pflanze am ostseitigen Küchenfenster mit voller Morgensonne. Schattiert habe ich bisher nicht und die Pflanze scheint es gut zu vertragen. Aber auch schattigere oder schattierte Plätze reichen bei der Hybride aus, um gut zu gedeihen.
Die Temperaturen in meiner Küche liegen im Sommer im sehr warmen bis heißen Bereich, in den Wintermonaten sind sie eher temperiert, da wir in der Küche nicht so sehr heizen wie im Wohnzimmer. Ob Paphiopedilum Quirin Cramer ganzjährig hohe Temperaturen verträgt, habe ich nicht ausprobiert. Da ein Elternteil der Hybride aber Paphiopedilum canhii ist, würde ich über den Winter nicht allzu warm kultivieren.
Eine wirklich nette, kleine und fensterbanktaugliche Hybride mit ansprechenden Blüten. Bei der Erstblüte meiner Jungpflanze war die Infloreszenz noch recht kurz und es bildeten sich nur zwei Blüten nacheinander. Ich hoffe, dass die Pflanze mit zunehmenden Alter mehr Blüten hervorbringt und auch die Infloreszenzen etwas länger werden.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Die Blüte von Paphiopedilum Quirin Cramer im Profil
(Foto: Thomas Jacob)