Paphiopedilum Judge Philip – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Diese Hybride aus Paphiopedilum Pinocchio und Paphiopedilum philippinense wurde am 08. Juli 2002 bei der Royal Horticultural Society ins Register eingetragen. Der ursprüngliche Züchter, von dem die Pflanze damals kam, ist leider als unbekannt angegeben. Den Eintrag in das Register hat die hawaiianische Orchideengärtnerei „Lehua Orchids – The Slipper Zone“ angemeldet. Ob diese vielleicht auch Züchter dieser Kreuzung waren und es nur falsch ins Register der RHS eingetragen wurde, konnte ich leider nicht herausfinden. Naheliegend wäre es aber. Auch über die Namensgebung kann ich nur spekulieren. Am Supreme Court von Hawaii gab es von 1955-1959 einen Richter (engl. judge) Philip L. Rice. Möglicherweise wurde die Hybride nach eben diesem Judge Philip (L. Rice) benannt, der der letzte Oberste Richter des Obersten Gerichtshofs des Territoriums von Hawaii war. Da Paphiopedilum Pinocchio eine Primärhybride aus zwei Naturformen ist, sind am Genpool von Paphiopedilum Judge Philip lediglich 3 Naturformen beteiligt:
- 50% Paphiopedilum philippinense
- 25% Paphiopedilum glaucophyllum
- 25% Paphiopedilum primulinum
Paphiopedilum philippinense gehört zu den großen Paphiopedilum-Arten und ist auf den Philippinen und im nördlichen Borneo heimisch, wo es terrestrisch, manchmal auch epiphytisch in der Nähe von Kalksteinfelsen wächst. Die natürlichen Standorte können vom Meeresspiegel bis auf 500 Meter darüber liegen. Dort ist es ganzjährig sehr warm mit regelmäßigen Niederschlägen und hoher Luftfeuchtigkeit. Blütezeit ist im späten Herbst bis in den Winter. Die Infloreszenzen tragen mehrere Blüten gleichzeitig.
Die Elternteile von Paphiopedilum Pinocchio, Paphiopedilum glaucophyllum und Paphiopedilum primulinum, wachsen am Naturstandort unter warmen bis heißen Bedingungen sowohl terrestrisch als auch lithophytisch. Paphiopedilum primulinum findet man oft auf oder in der Nähe von Kalkfelsen, Paphiopedilum glaucophyllum eher auf Lavagestein. Beide Arten sind recht kleinwüchsige Frauenschuhorchideen und sogenannte Revolverblüher. Das heißt, sie bilden an einem Blütentrieb nacheinander mehrere Blüten aus, sodass ein Blütentrieb über viele Monate, manchmal länger als ein Jahr, blühen kann. Die Standorte sind ganzjährig feucht und eher schattig.
Paphiopedilum Judge Philip ‚Hohenstein‘ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Paphiopedilum Judge Philip – Seitenansicht
(Foto: Thomas Jacob)
Die Pflanzen von Paphiopedilum Judge Philip sind sehr kompakt, ähnlich wie Paphiopedilum Pinocchio. Sie bilden einen kurzen Stamm, der von wechselständigen Blättern umhüllt wird, die bis zu 25 cm lang, grün, eliptisch geformt und fest sind. Manchmal zeigen sie auch eine feine Musterung, die bei einigen Pflanzen mehr, bei anderen weniger ausgeprägt ist. Die endständig wachsenden Infloreszenzen werden 25-30 cm hoch und öffnen meist zwei Blüten gleichzeitig. Sehr oft kommen noch 1-3 Blüten nach, die sich dann nacheinander öffnen. Meistens sind aber wirklich nur zwei Blüten gleichzeitig offen. Diese können bis zu 20 cm breit werden, im Vergleich zum Blattwerk – und dem Elternteil Paphiopedilum Pinocchio – echt riesig. Sie sind in gelb, grün und in Rosatönen gefärbt. Bei jeder Pflanze variieren die Farben leicht.
Die Kultur dieser Hybride ist recht unkompliziert und klappt auch auf der Fensterbank super!
Paphiopedilum Judge Philip braucht recht viel Kalk (Calcium). Ich benutze für alle meine kalkliebenden Paphiopedilen und Phragmipedien Hüttenkalk – ein kohlensaurer Kalk, der von den Pflanzen leichter und besser aufgenommen werden kann. Davon streue ich alle 2-3 Monate etwas auf das Substrat. Es ist aber auch möglich, den Kalk in Wasser aufzulösen und damit zu gießen oder zu tauchen. Man muss nur beachten, dass der Kalk recht lange benötigt, um sich aufzulösen. Deshalb sollte man sein Gießwasser am besten schon am Tag vorher ansetzen und mehrmals umrühren.
Als Substrat nutze ich bei meinen Paphiopedilen feine und mittlere Rinde, Holzkohle und mineralische Anteile wie Bimskies, Perlite oder Akadama. Mein Paphiopedilum Judge Philip ist getopft in einem solchen gemischten Pflanzstoff mit recht viel Bimskies, da dieser zusätzlich zum Hüttenkalk noch Calcium freigibt. Die Holzkohle verwende ich im Übrigen nicht um Giftstoffe herauszufiltern, sondern weil diese nicht so viel Wasser aufnimmt. Dadurch schaffe ich in den immerfeuchten Töpfen ein paar trockenere Stellen.
Das Gießwasser hat im Sommer einen Leitwert von circa 350-450 Mikrosiemens/cm und wird mit einem calciumhaltigen Orchideendünger auf diesen Wert aufgedüngt. Im Winter wird nicht gedüngt. In den dunklen Monaten hat das Gießwasser in etwa 200 Mikrosiemens/cm. Das Substrat wird aber trotzdem aufgekalkt.
Die Temperatur ist natürlich ganzjährig so warm wie möglich, da ja alle beteiligten Naturformen unter sehr warmen bis heißen Bedingungen wachsen. Auch im Winter gehen die Temperaturen in meinem Orchideenzimmer bei Sonnenschein mal auf 30 Grad und höher. Im Sommer steht Paphiopedilum Judge Philip an einem ostseitigen Fenster mit etwas Morgensonne. Im Winter steht es an der Westseite mit viel Nachmittag- und Abendsonne.
Die Blüten von Paphiopedilum Judge Philip halten mehrere Wochen. Da insgesamt drei bis sechs Blüten nacheinander kommen, erstreckt sich die Blütezeit meist über einige Monate. Leider hat die Pflanze nicht ganz die extreme Blühdauer von Paphiopedilum Pinocchio geerbt, aber man kann nicht alles haben. Die Blütengröße entschädigt ein weinig dafür. Eine wirklich attraktive und unkomplizierte Hybride, die meiner Erfahrung nach sehr gut auf der Fensterbank zu kultivieren ist! Viel Erfolg beim Kultivieren!
Paphiopedilum Judge Philip – Detailansicht
(Foto: Thomas Jacob)