Paphiopedilum henryanum – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Guido Jozef BRAEM beschrieb Paphiopedilum henryanum erstmalig 1987 in „Schlechteriana“ 1: 4. Im Laufe der Jahre folgten zwei weitere Beschreibungen der gleichen Art unter anderen Namen, die aber ungültig sind. Der Gattungsname setzt sich zusammen aus den beiden griechischen Wörtern Paphos (= eine Küstenstadt auf Zypern und nach der Mythologie die Geburtsstadt der Göttin Aphrodite, weswegen diese auch den Beinamen Paphía erhielt, also die Paphische) und pedilon (= der Pantoffel, nach der Ähnlichkeit der Lippe mit einem Schuh). Das Pendant zu Aphrodite ist Venus in der römischen Mythologie. So wird Paphiopedilum auch heute noch im deutschsprachigen Raum sehr oft Venusschuh bezeichnet. Der Artname henryanum ist dem irischen Pflanzen- und Orchideensammler Henry gewidmet, der das Typusexemplar in China sammelte.
Paphiopedilum henryanum ist, wie alle Arten der Gattung, auf dem asiatischen Kontinent beheimatet. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Grenzgebiet zwischen China und Nordvietnam, wo es in Höhenlagen von 600 bis 1400 Metern über dem Meeresspiegel fast ausschließlich schattige Standorte ohne direktes Sonnenlicht auf bemoosten Kalksteinfelsen besiedelt. Die Temperaturen liegen in der Regel im temperierten Bereich, wobei es deutliche jahreszeitliche Unterschiede gibt. Die Sommer sind mild, die Winter kühler, jedoch ohne Frost. Einzelne Individuen wachsen in höheren Lagen auch unter kühleren Bedingungen. Niederschläge gibt es das ganze Jahr über, sodass das Habitat, das allerdings sehr gut drainiert ist, niemals austrocknet und den Pflanzen stets genügend Feuchtigkeit zur Verfügung steht.
Habitus von Paphiopedilum henryanum
(Foto: Thomas Jacob)
Seitenansicht von Paphiopedilum henryanum
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere mein Paphiopedilum henryanum in einer Mischung aus mittlerer und feiner Rinde, Bimskies und Perlite. Das Substrat kalke ich alle 6 Monate mit Hüttenkalk auf. Auch andere Substrate und Zuschlagstoffe sind natürlich möglich. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit gut gehalten werden kann. Steinwollwürfel, Sphagnum-Moos, Akadama, Schaumstoffwürfel, Kokosfasern etc. ‒ Ich habe fast alles schon ausprobiert, Paph. henryanum scheint keine besonderen Ansprüche an das Substrat zu stellen. Solange es immer feucht ist ‒ im Sommer richtig feucht bis nass, im Winter darf es leicht antrocknen ‒ und ausreichend Kalk geboten wird, ist dieses Paphiopedilum gerne bereit zu wachsen und zu blühen. Das Thema Kalk handhabt auch jeder ein bisschen anders. Wie oben schon geschrieben, kalke ich das Substrat alle 6 Monate mit Hüttenkalk auf. Hüttenkalk ist ein kohlensaurer Kalk, der leicht wasserlöslich ist und gut von der Pflanze aufgenommen werden kann. Damit habe ich die besten Erfahrungen gesammelt. Ich habe aber auch schon sehr gut kultivierte henryanum gesehen, die Muschelgritt im Substrat hatten, welches den nötigen Kalk liefert, oder auch Pflanzen, die gelegentlich mit Leitungswasser gegossen werden, um Kalk verfügbar zu halten. Auch hier muss jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln, um herauszufinden, welcher der beste Weg ist.
Das Gießwasser hat bei mir einen Leitwert von ca. 150-200 Mikrosiemens. Im Sommer wird alle paar Tage getaucht, im Hochsommer steht der Topf auch mal 1-3 Tage in einer Wasserpfütze. Bei tagelangen Regenfällen steht Paphiopedilum henryanum im natürlichen Habitat auch kurzzeitig im Wasser. Das verträgt es gut, aber eben nur im Hochsommer, wenn die Temperaturen auch entsprechend hoch sind. Stehendes Wasser in Verbindung mit Kälte lässt die Wurzeln sofort faulen. Im Winter gieße ich nur alle paar Tage etwas auf das Substrat, sodass es nicht ganz austrocknet, aber auch nicht zu nass ist. Gedüngt wird bei mir nur von Frühling bis Anfang Herbst, alle 2- 4 Wochen. Das Düngerwasser hat dann einen Leitwert von 300-400 Mikrosiemens. Auch mein Dünger enthält zusätzlich nochmal etwas Kalk, was nicht bei jedem Dünger gegeben ist.
Wenn im Sommer die nächtlichen Temperaturen nicht unter 15 Grad fallen, stelle ich mein Paphiopedilum henryanum schattig ins Freie. Im Winter steht es hell am Westfenster im unbeheizten Büro bei 18-24 Grad tagsüber. Bei starkem Sonnenschein steigen die Temperaturen durch eine große westseitige Glasfront auch mal auf 30-32 Grad. Nachts fallen die Temperaturen auf 14-16 Grad. Wie im ersten Absatz schon erwähnt, ist Paphiopedilum henryanum ein temperiert zu pflegendes Paphiopedilum, das auch etwas tiefere Temperaturen verträgt, deutlich unter 10 Grad sollten es auf Dauer aber nicht sein.
Im Allgemeinen ist Paphiopedilum henryanum aber eine unkomplizierte Naturform, die bei mir sehr zuverlässig blüht. Außerdem ist sie nicht allzu groß und findet so auch überall einen Platz. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Auf der Rückseite der Fahne sind Vertiefungen an den Stellen der dunklen Flecke zu finden
(Foto: Thomas Jacob)
Die dunklen Flecken auf der Fahne und den Petalen sind auf der Vorderseite erhaben
(Foto: Thomas Jacob)