Masdevallia coccinea – Einzelblüte
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
1846 beschrieben die beiden Botaniker Jean Jules LINDEN und John LINDLEY diese Naturform, die in Peru und Kolumbien beheimatet ist, in „Orchidaceae Lindenianae“. Sie wächst terrestrisch am Rand von steinigen Klippen auf Höhen von 2400 – 3000 Metern unter kalten Bedingungen. Masdevallia bilden einzelne Blätter an einem Stiel aus. Am untern Stielende entwickelt sich jeweils eine Infloreszenz, an deren Ende eine einzelne Blüte sitzt. Die Blütentriebe von Masdevallia coccinea werden ca. 30 cm lang und überragen damit die Blätter, die etwa 15-20 cm hoch wachsen. Die Farbe und Größe der Blüten kann variieren. Es gibt sie in Gelb, Orange und Weiß sowie in Violett- und Rottönen. Am Ende des Artikels haben wir einige Farbvariationen abgebildet. Die Blüten haben die Form eines Kelches, mit 2 flächigen Ausläufern an der Unterseite und einer fadenähnlichen Verlängerung am oberen Teil der Blüte. Die Blütezeit von Masd. coccinea liegt im Frühjahr und Sommer. Die Blüten halten mehrere Wochen. Die Standorte sind ganzjährig sehr feucht und trocknen niemals aus. Die Temperaturen können in der Nacht auf 2 – 3 Grad fallen.
Masdevallia coccinea var. xanthina ‘Wössen’
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Masdevallia coccinea ‘Gerard’ – sehr gut kultivierte Pflanze
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Kultur ist nicht sonderlich schwierig, wenn man im Winter möglichst kalte Temperaturen bieten kann. Für das Wohnzimmer ist diese Naturform dadurch leider nicht geeignet, eher für ein kühles, ungeheiztes Schlafzimmer oder Treppenhaus. Im Winter sollten die Pflanzen so kalt wie möglich stehen. Da sie Frischluft sehr mögen, gerne auch am gekippten Fenster.
Grundsätzlich gilt bei Masdevallia, dass die Wurzeln sehr empfindlich auf im Wasser gelöste Salze reagieren. Sie verbrennen dadurch sehr schnell und sterben ab. Aus diesem Grund gieße ich mit schwach aufgedüngtem, destilliertem Wasser. Osmose- oder Regenwasser geht natürlich auch. Der Leitwert des Gießwassers überschreitet 50 Mikrosiemens nur beim Düngen im Sommer, was alle 2 – 4 Wochen bei mir erfolgt. Das Wasser wird dann auf einen Leitwert von 150 Mikrosiemens aufgedüngt. Je nach Substrat muss im Sommer sehr regelmäßig gegossen werden, da die Wurzeln von Masdevallia coccinea niemals austrocknen dürfen.
Die Kultur in mineralischem Substrat, wie Akadama oder Lavagranulat, hatte ich schon im Beitrag zu Masdevallia ignea vorgestellt. Deswegen möchte ich kurz auf einen weiteren, bei Masdevallien beliebten Pflanzstoff eingehen. Sphagnum-Moos wird von vielen gerne verwendet, da es sehr viel Wasser aufnimmt und gleichmäßig im Topf verteilt. Der Nachteil daran ist, dass es spätestens nach einem Jahr ausgetauscht werden sollte, da es zum einen recht schnell zersetzt wird durch die andauernde Feuchtigkeit, und zum anderen lagern sich Salze des Düngerwassers sehr schnell im Moos ein. Das führt zu einem Versalzen des Substrats, wodurch die Wurzeln geschädigt werden können. Außerdem kann Sphagnum-Moos auch zu nass werden, besonders wenn der Topf getaucht anstatt gegossen wird. Bei zu viel Nässe auf Dauer, besonders im kühlen Winter, besteht die Gefahr von Fäulnis an den Trieben. Ich persönlich finde es sehr schwer diesen schmalen Grat zwischen Dauerfeuchtigkeit und nicht zu viel Nässe zu erreichen, weswegen ich alle meine Masdevallia inzwischen in mineralisches Substrat getopft habe.
Da Masdevallia gerne sehr viel Frischluft und Luftbewegung mögen, dürfen meine Pflanzen ab dem zeitigen Frühjahr ins Freie. Sobald die Nächte konstant über dem Gefrierpunkt liegen, geht es nach draußen. Bei uns hier oft schon im März. Dort stehen sie dann bis zum ersten Frost, vor Sonne geschützt, im Schatten. Masdevallia brauchen nicht viel Licht, da sie am Naturstandort auch oft im Schatten des Waldes am Boden wachsen, wo nicht viel Licht ankommt. In manchen Jahren standen sie bei mir wirklich bis in den Dezember hinein im Freien. Man muss allerdings den Wetterbericht beobachten und im Notfall schnell handeln und die Pflanzen nach innen bringen können. Nach dem Hereinholen stehen sie in einem ungeheizten Raum, in dem das Fenster fast immer gekippt ist. Nur in ganz kalten Nächten mit starken Minusgraden wird das Fenster geschlossen, da sonst die Heizung anspringen würde. Die Nachttemperaturen fallen dort auf 8 – 10 Grad ab. Manchmal auch etwas tiefer, je nach Außentemperatur.
Wenn die Temperaturunterschiede vom Außen- zum Innenbereich zu groß sind, reagieren Masdevallien gerne damit ihre Blätter abzuwerfen. Also auf keinen Fall von 5 Grad Außentemperatur in ein beheiztes Wohnzimmer bringen. Auch nicht nur für eine Nacht. Wer aber die kalten Temperaturen bieten kann, wird mit Masdevallia coccinea viel Freude habe
Masdevallia coccinea ‘Wasen’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)