Epicyclia Serena O’Neill – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Im Jahr 2006 nahm die Royal Horticultural Society (RHS) diese Hybride in das Register für Orchideenhybriden auf. Die Orchideenzucht Hawaii Hybrids, LLC aus Hilo auf Hawaii hatte die Kreuzung aus Epicyclia Mabel Kanda und Encyclia cordigera dort angemeldet und ihr den Namen Serena O’Neill gegeben. Wer Serena O’Neill war oder ist und warum nach ihr eine Orchidee benannt wurde, konnte ich leider nicht herausfinden. Der Elternteil Epicyclia Mabel Kanda ist eine Primärhybride aus Encyclia cordigera und Epidendrum paniculatum. Der Genpool dieser Hybride aus zwei verschiedenen Gattungen teilt sich also wie folgt auf:
- 75% Encyclia cordigera
- 25% Epidendrum paniculatum
Seitenansicht einer Blüte von Epicyclia Serena O’Neill
(Foto: Thomas Jacob)
Die glänzenden dunkelgrünen Pseudobulben sind schon ein Hingucker für sich
(Foto: Thomas Jacob)
Encyclia cordigera ist heimisch in Südamerika. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mexiko über Guatemala, Belize, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Französisch Guyana bis nach Surinam, Guyana, Venezuela, Brasilien, Kolumbien und Peru. Die Art wächst dort meist epiphytisch, gelegentlich auch lithophytisch, sowohl in trockenen Wäldern wie auch in tropischen Regenwäldern und dichtem Gestrüpp. Man findet Encyclia cordigera in Höhenlagen von null bis 900 Metern über dem Meeresspiegel unter warmen bis heißen klimatischen Bedingungen. Niederschläge gibt es das ganze Jahr über.
Epidendrum paniculatum ist ebenfalls im gesamten südamerikanischen Raum heimisch. Allerdings wächst die Art deutlich höher (1700 – 2800 Meter über dem Meeresspiegel) und somit auch unter wesentlich kühleren bis kalten klimatischen Bedingungen. Die Pflanzen können wirklich riesig werden und variieren stark in Größe und Farbe von Laub und auch Blüten. Sie kommen epiphytisch in immerfeuchten tropischen Regenwäldern vor und haben somit keine Ruhezeit.
Die Hybride Epicyclia Serena O’Neill bildet glänzende längliche Pseudobulben aus, die bis zu 10 cm hoch werden können und nach oben hin schmaler werden. Jede Pseudobulbe ist im Bereich der oberen Hälfte mit 3-5 wechselständigen dunkelgrünen Blättern besetzt, die ca. 2-3 cm breit sind und bis zu 25 cm lang werden können. Im Winter und Frühjahr erscheinen meist die endständigen Infloreszenzen, die 25-40 cm lang werden, sich gelegentlich auch verzweigen und 6-12 Blüten tragen. An den Verzweigungen entwickeln sich allerdings nicht so viele Blüten wie am Hauptast. Die Tepalen sind hellgrün, während die Lippe in einem leuchtenden Rosaton strahlt. Die Blüten haben einen angenehm blumigen Duft und halten mehrere Wochen. Die Neutriebe erscheinen im Frühjahr, meist noch während der Blütezeit.
Getopft habe ich meine Epicyclia Serena O’Neill in mittelgrober Pinienrinde ohne weiterer Zuschlagstoffe. Wer Probleme damit hat, bei der Kultur in Rinde die benötigte Dauerfeuchtigkeit aufrechtzuerhalten, kann die Pflanze auch mineralisch topfen und das Wasser immer von unten anstauen. Wichtig ist dabei aber, dass die Pseudobulben auf dem Substrat aufsitzen und nicht darin vergraben werden, da sie sonst schnell faulen können.
Infloreszenz von Epicyclia Serena O’Neill
(Foto: Thomas Jacob)
Dieses Jahr hatte ich zwei Blütentriebe an meiner Epicyclia Serena O’Neill
(Foto: Thomas Jacob)
Die Wassergaben erfolgen bei mir durch Tauchen. Im Sommer alle 4-5 Tage, im Winter alle 7-8 Tage. Das Substrat darf zwischen den Wassergaben auch gut antrocknen, sollte aber nicht über längere Zeit richtig durchtrocknen, da die Pseudobulben sonst zu schrumpeln beginnen. Während der Vegetationszeit vom Frühjahr bis in den Herbst dünge ich bei jedem Wässern. Das verwendete Tauchwasser hat einen Leitwert von ungefähr 300-350 Mikrosiemens/cm. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht. Zum einen haben sich über den Sommer genug Nährstoffe im Pflanzstoff angelagert und zum anderen fahren die Pflanzen im Winter ihren Stoffwechsel herunter, da unsere Winter recht kurze Tage haben und dadurch sehr lichtarm sind. Wer mit zusätzlicher künstlicher Beleuchtung in den Wintermonaten arbeitet, kann auch dann Dünger einsetzen.
Der Lichtbedarf von Epicyclia Serena O’Neill ist nicht sehr hoch. Bei zu viel direktem Sonnenlicht werden die Blätter und auch die Pseudobulben erst hellgrün und verbrennen dann, wenn nicht gehandelt wird. Sie steht bei mir zwar in der Nähe eines Südfensters, allerdings nicht direkt am Fenster, sondern ca. 1 Meter davon entfernt. Direktes Sonnenlicht bekommt sie hier nur im Winter, wenn die Sonne sehr tief steht.
Die Frage nach der richtigen Temperatur für diese Hybride ist wieder gar nicht so einfach zu beantworten, da die beiden Naturformen, aus denen sie gemacht wurde, komplett unterschiedliche Temperaturansprüche haben. Während Encyclia cordigera viel Wärme mag, möchte Epidendrum paniculatum eher kühler bis richtig kalt kultiviert werden. Meine Epicyclia Serena O’Neill verträgt eine warme Kultur sehr gut. Je nachdem, welche Gene durchschlagen, gibt es aber bestimmt auch einzelne Exemplare, die es etwas kühler bevorzugen. In der Regel fallen die nächtlichen Temperaturen bei mir nicht unter 16 Grad ganzjährig. In einzelnen Ausnahmenächten können es mal 14 Grad werden, kühler hatte es meine Pflanze bisher nie.
Epicyclia Serena O’Neill ist eine wirklich unkomplizierte Hybride, die mit ihren lang haltenden und duftenden Blüten im Frühjahr viel Freude macht und die auch ohne Gewächshaus gut gedeiht! Viel Erfolg beim Kultivieren!
Epicyclia Serena O’Neill im Profil
(Foto: Thomas Jacob)