Dendrobium subuliferum
(Foto: Frank Siebach)
Im Jahr 1911 beschrieb der belgische Orchideenforscher Johannes Jacobus SMITH Dendrobium subuliferum erstmalig in einem Artikel von „Bulletin du Jardin Botanique de Buitenzorg“. Der deutsche Botaniker Stephan RAUSCHERT überführte die Art 1983 in die Gattung Pedilonum, was sich allerdings bis heute nicht durchsetzte. Gelegentlich taucht Pedilonum subuliferum aber in der Literatur auf. Mit „auf Bäumen lebend und Pfrieme tragend“ lässt sich der Name Dendrobium subuliferum in etwa übersetzen. Aus déndron, der Baum, und bios, das Leben, setzt sich der Gattungsname zusammen, der sich damit erklären lässt, dass die meisten Dendrobien Epiphyten sind, die auf Bäumen leben. Der Artname subuliferum, Pfriem tragend (Pfriem/Ahle = spitz zulaufender, dünner Metallstift), bezieht sich auf die schmalen, spitz zulaufenden Blätter der Art, die an das Werkzeug eines Schuhmachers erinnern.
Dendrobium subuliferum aus der Kultur von Gabi Mayr und Frank Siebach
(Foto: Frank Siebach)
Dendrobium subuliferum ‘Dalles’ SM/D.O.G. für die Kultur
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Heimisch ist Dendrobium subuliferum in Papua-Neuguinea, wo es dichte Nebelwälder mit schattigen, moosbewachsenen Standorten in Höhenlagen von 300-2000 Metern über dem Meeresspiegel besiedelt. Die Temperaturbedingungen dort können als heiß bis kühl bezeichnet werden. Niederschlag gibt es das ganze Jahr hindurch, in den Sommermonaten allerdings deutlich weniger als im Winter. Die Luftfeuchtigkeit ist allerdings ganzjährig so hoch, dass das Habitat niemals austrocknet. In den meisten Fällen wird die Pflanze ihrem Namen gerecht und kommt auf Bäumen vor, gelegentlich wächst sie aber auch terrestrisch.
Die kleinen Pflanzen bilden dünne Pseudobulben aus, die jeweils vier bis sechs wechselständig wachsende Blätter tragen. Das Laub ist dunkelgrün, fest und sehr dünn. Die Oberfläche ist mit kleinen, warzenartigen Erhebungen bedeckt. In den Blattachseln entstehen die kurzen Infloreszenzen, die im Normalfall eine einzelne weiße Blüte tragen, ganz selten findet man auch mal zwei. Die Blüten sind nicht resupiniert, das heißt das Labellum zeigt nach oben. Sie sind reinweiß und funkeln, als wären sie mit feinem Diamantstaub bedeckt. Lediglich die Spitze der Säule ist zart violettrot überhaucht. Manche Pflanzen duften, aber nicht alle.
Nachfolgend beschreibe ich euch die Kultur unserer Mitglieder Gabi Mayr und Frank Siebach, die die Art seit vielen Jahren sehr erfolgreich kultivieren:
Die Pflanze ist getopft in einer Mischung aus Sphagnum-Moos, feiner Rinde und Xaxim. Das Moos ist in diesem Falle kein getrocknetes und somit totes Moos, sondern frisches, lebendes. Durch die andauernde Feuchtigkeit, die im Topf aufrecht erhalten wird, wächst das Moos weiter und bildet einen regelrechten Teppich auf der Oberfläche des Pflanzstoffs. Lebendmoos ist ein guter Indikator, um die Feuchtigkeit zu kontrollieren. Solange es wächst und schön grün gefärbt ist, herrscht genau das für Dendrobium subuliferum richtige Klima im Topf. Durch die andauernde Feuchtigkeit zersetzt sich allerdings die Rinde recht zügig. Auch das Moos im Topf reichert schnell überschüssigen Dünger in Form von Salzen an. Daher ist es notwendig alle zwei Jahre das Substrat zu wechseln.
Gegossen wird im Sommer und im Winter immer so, dass das Substrat nie austrocknet. Dadurch muss in der warmen Jahreszeit natürlich etwas öfter gewässert werden als in den kalten Wintermonaten. Das Gießwasser ist nur schwach aufgedüngt. Der Leitwert beträgt maximal auf 100 µs/cm. Bei zu hohen Düngergaben verbrennen die Wurzeln von den im Wasser gelösten Salzen und sterben dann ab. Gedüngt wird Dendrobium subuliferum von Gabi Mayr und Frank Siebach mit einem 3-Komponenten-Dünger. Gelegentlich unterstützen sie die Pflanzenernährung mit Huminsäuren.
Dendrobium subuliferum ‘Eerika’ SM/D.O.G. für die Kultur
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Dendrobium subuliferum ‘Luc’ SMDOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Pflanze hängt das ganze Jahr über im Gewächshaus. Im Sommer bekommt sie die Morgensonne ab, allerdings leicht schattiert durch die matten Scheiben des Gewächshauses. Den Rest des Tages verbringt sie im Schatten ohne direkte Sonneneinstrahlung. Im Winter beleuchten unsere beiden Mitglieder zusätzlich mit einer LED-Pflanzenlampe, die die Lichtarmut hier bei uns in Mitteleuropa etwas ausgleicht. Die Temperaturen fallen im Winter niemals unter 15 Grad. Im Sommer wird das Klima im Gewächshaus so gesteuert, dass das Thermometer möglichst nicht 30 Grad übersteigt. Von März bis September sorgt ein Vernebler im Gewächshaus dafür, dass die Luftfeuchtigkeit ununterbrochen sehr hoch ist. Besonders nachts fördert es das Pflanzenwachstum, wenn sich auf den Blättern Tau bilden kann. Ideale Bedingungen, die auf der Fensterbank natürlich so nicht ganz umgesetzt werden könnten. Dendrobium subuliferum dankt seinen Besitzern diese möglichst naturgetreue Kultur mit einer Vielzahl an Blüten, die sich im Herbst und Winter öffnen.
Natürlich lässt sich diese wirklich schöne Naturform mit ihren edlen weißen Blüten auch auf der Fensterbank kultivieren. Schließlich hat nicht jeder das Glück ein Gewächshaus im Garten stehen zu haben. Traut euch einfach! Viel Erfolg bei der Kultur!
Dendrobium subuliferum ‘Wasen’ BMDOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)