Dendrobium King Zip

Dendrobium King Zip

Dendrobium King Zip ‘Pinselstrich’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 31.12.2018

Am 20. Januar 2003 registrierte die RHS (Royal Horticultural Society) diese Hybride. Gekreuzt wurden die beiden Elternteile – Dendrobium Kathking und Dendrobium Zip – von Down Under Native Orchids (D.U.N.O.). Diese bis heute in Australien führende Orchideengärtnerei, die zahlreiche Auszeichnungen und Prämierungen für ihre qualitativ hochwertigen Züchtungen erhielt, wurde vor etwa 35 Jahren von Neil FINCH gegründet. Das Spezialgebiet der D.U.N.O. liegt bei der Hybridisierung von australischen Arten der Gattung Dendrobium. Aber auch einige andere in Australien heimische Gattungen hat die Gärtnerei in ihrem Sortiment. Zur Registrierung angemeldet wurde Dendrobium King Zip von W. TURVILLE, über den ich leider nichts Näheres herausfinden konnte. Vermutlich ist es ein guter Freund der Gärtnerei, der als Orchideenliebhaber die Erlaubnis bekam, die Hybride registrieren zu lassen.

Auch wenn Dendrobium King Zip eine sehr komplexe Hybride ist, an deren Entstehung einige andere Hybriden beteiligt sind, teilt sich der Genpool lediglich auf 3 Naturformen auf. Den größten Anteil hat mit Abstand Den. kingianum. Wesentlich weniger beteiligt sind die beiden Naturformen Den. tetragonum und Den. speciosum.

Dendrobium King Zip

Habitus von Dendrobium King Zip ‘Pinselstrich’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)

Dendrobium King Zip

Blütentraube von Dendrobium King Zip ‘Pinselstrich’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)

Dendrobium kingianum ist zu 75% an Den. King Zip beteiligt. Heimisch ist es in Queensland und New South Wales, wo es litophytisch auf Höhen von 50-120 Metern über dem Meeresspiegel unter kalten Bedingungen wächst. Die Winter sind sehr kalt und trocken. Die Größe dieser Art reicht von klein- bis mittelgroß, ihre kleinen Blüten duften raumfüllend nach Honig.

Dendrobium tetragonum ist mit lediglich 18,75% an der Hybride beteiligt und ebenfalls in New South Wales und dem nördlichen Queensland beheimatet. Es wächst allerdings epiphytisch auf Höhenlagen von 500-1200 Metern und ist einer der klein- bis mittelgroßen Dendrobien. Es duftet stark und braucht im Winter wesentlich weniger Wasser, steht aber nicht komplett trocken. Alte Infloreszenzen können in der nächsten Blühsaison erneut blühen, weswegen sie nicht entfernt werden sollten.

Dendrobium speciosum ist neben New South Wales auch in Victoria beheimatet und wächst dort auf Höhen vom Meeresspiegel bis 150 Meter darüber. Diese ebenfalls litophytisch wachsende Art ist größer als Dendrobium kingianum. Auch ihre Blüten duften stark. Eine Besonderheit ist, dass sich die Blüten tagsüber öffnen und zur Nacht wieder schießen. Auch Den. speciosum braucht eine trockene Winterruhe mit kühlen Temperaturen.

Die Hybride Den. King Zip ist meist mittelgroß und bildet schmale, aber hohe Pseudobulben aus, die von gegenständigen Blattpaaren besetzt sind. Die Blätter sind ca. 7 cm lang, laufen spitz zu und sind sehr fest und dunkelgrün. Im Winter entspringen an den Nodien Infloreszenzen, die bis zu 25 cm lang werden können und oft sehr viele duftende Blüten tragen. Die Grundfarbe der Blüten ist weiß. Die Blütenform erinnert sehr stark an Den. kingianum, allerdings sind die Blüten mit 3-4 cm Breite etwas größer. Die Lippe und auch die Ränder der weißen Petalen und Sepalen sind kräftig magentafarben, teilweise stark durchgefärbt und teilweise durchbrochen. Besonders die Farbe auf den Blütenblättern wirkt, als wäre sie mit einem Pinsel aufgetragen worden.

Eine Kultur auf der Fensterbank ohne Sommeraufenthalt im Freien ist leider nicht möglich, da durch den hohen Den. kingianum-Anteil sehr kalte Temperaturen zur Blüteninduktion benötigt werden. Wer aber einen Balkon oder Garten im Sommer bieten kann und einen ungeheizten Raum für den Winter besitzt, der kann diese aparte Hybride mit wenig Aufwand und vollkommen unkompliziert erfolgreich kultivieren. Im Sommer sollte sie dauerfeucht im Freien stehen, da sie Luftbewegung und Nachtabsenkung sehr mag. Wenn die Temperaturen im Oktober kühler werden, wird auch das Gießen langsam reduziert. Ab November steht meine Pflanze dann, wie Den. kingianum auch, komplett trocken. Sie bleibt auch sehr lange auf dem Balkon stehen. Erst wenn die nächtlichen Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, hole ich Den. King Zip nach innen und stelle sie in ein unbeheiztes Zimmer, in dem das Fenster meistens gekippt ist. Lediglich bei sehr starken Minusgraden schließe ich das Fenster. Einige Wochen, nachdem die Pflanze ihr Winterquartier bezogen hat, entstehen die ersten Infloreszenzen, die meist um Weihnachten ihre ersten Blüten öffnen. Dann bekommen die Pflanzen ab und zu einen kleinen Schluck Wasser, sie stehen die meiste Zeit aber noch sehr trocken. Wenn im Frühjahr die Neutriebe erscheinen und beginnen Wurzeln zu bilden, wird wieder kräftig gewässert. Ab diesem Zeitpunkt bis in den späten Herbst hinein trocknet das Substrat niemals aus.

Dendrobium King Zip

Seitenansicht von Dendrobium King Zip ‘Pinselstrich’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)

Dendrobium King Zip

Dendrobium King Zip ‘Pinselstrich’ BM/D.O.G. im direkten Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)

Als Pflanzstoff nutze ich Lavagranulat in einer Körnung von 2-8 mm. Allerdings sollte man eher die dunkle Lava nutzen und nicht die rote. Ihre rote Farbe erhält sie nämlich durch einen sehr hohen Eisenanteil, der sich im Laufe der Zeit freisetzt und der Pflanze schaden kann. Der Topf steht von Frühjahr bis in den späten Herbst immer in einer Schale, die mit 1-2 cm Wasser gefüllt ist. Das Lavagranulat zieht die Feuchtigkeit nach oben. So entsteht eine gleichmäßige Feuchtigkeit ohne Nässe. Ab und an lass ich die Wasserschale austrocknen, damit sich keine Bakterien im Wasser bilden können. Das Substrat selbst trocknet in der Wachstumsphase aber nicht ab. Natürlich ist die Kultur auch mit anderen Substraten möglich, allerdings finde ich den Pflegeaufwand in mineralischem Substrat wesentlich geringer. Außerdem wachsen zwei der drei beteiligten Naturformen ja litophytisch. Somit ist es eine sehr naturnahe Kulturmöglichkeit.

Das Gießwasser hat einen Leitwert von 150-250 Mikrosiemens. Ich beginne im Frühjahr mit weniger Dünger und steigere diesen bis in den Hochsommer kontinuierlich an. Bis zum Herbst hin fällt die Düngerkonzentration dann wieder ab. Da im Winter kaum gegossen wird, dünge ich in dieser Zeit natürlich auch nicht.

Im Sommer sollte die Pflanze vor direkter Mittagssonne geschützt werden. Die Morgen- oder Abendsonne wird aber gut vertragen. Bei viel Licht bilden die Blätter Anthocyane, wodurch sie dunkelrot aussehen. Dadurch verbrennen die Blätter auch nicht so schnell bei Sonneneinstrahlung. Vergleichbar ist dieser Vorgang mit dem Braunwerden der menschlichen Haut im Sommer, die uns auch vor Verbrennungen durch die Sonne schützen soll. Im Winter stehen meine Pflanzen an einem südwestlichen Fenster. Dort erhalten sie volle Nachmittagssonne bis zum Sonnenuntergang – vorausgesetzt die Sonne zeigt sich mal im Winter!

Wer für die kühlen Bedingungen im Winter sorgen kann, wird sich in der kalten und grauen Jahreszeit sehr über die farbenprächtigen Blüten mit ihrem lieblichen Duft freuen. Viel Erfolg beim Kultivieren!