Cymbidium changningense in sonnigem Gelb
(Foto: Ralf Schneider)
Cymbidium changningense wurde 2005 von X. M. Xu als Cymbidium lowianum var. changningense in “Journal of South China Agricultural University” beschrieben. 2006 wurde es von Z. J. LIU & S. C. CHEN in “Acta Botanica Yunnanica“ in den Artenrang erhoben. Die Art ist endemisch in Westyunnan, China, wo auch Cymbidium lowianum häufig zu finden ist. Es wurde deshalb vermutet, dass es sich um eine Naturhybride zwischen Cym. lowianum und Cym. mastersii handeln könnte. Blütenform und -farbe sowie die Zeichnung der Lippe lassen dies auch möglich erscheinen. Genauen Aufschluss konnte deshalb erst eine Genanalyse (Chloroplasten Genomsequentierung) liefern, die 2019 durchgeführt wurde. Das Ergebnis war überraschend, weil sich dabei herausstellte, dass Cym. changningense am nächsten mit Cym. erythraeum verwandt ist und es sich nicht um eine Naturhybride handelt. Der Artstatus ist inzwischen auch anerkannt.
Cymbidium changningense – Blüten
(Foto: Ralf Schneider)
Die Tepalen öffnen sich nicht ganz.
(Foto: Ralf Schneider)
Der Name Cymbidium changningense bezieht sich auf die Stadt Changning. Die Pflanze wächst epiphytisch oder lithophytisch an Waldrändern und auf schattigen Felsen in einer Höhe von etwa 1 700 Metern. Die Pseudobulben sind eiförmig, seitlich abgeflacht, 6 – 8 cm lang und 3 – 4 cm breit. Die zweireihigen 8 – 13 Blätter sind 50 – 75 cm lang und 1,2 – 1,7 cm breit. Der 35 – 45 cm lange und leicht überhängende Blütentrieb entwickelt sich im Januar bis März aus den Blattachseln der ausgereiften Pseudobulben. Die 3 – 7 blassgrünen bis gelben Blüten haben einen Durchmesser von 10 – 11 cm und duften. Die gelblich weiße Lippe hat purpurrote Flecke und Striche an der Basis und den Seitenlappen sowie einen purpurroten v-förmigen Fleck und eine schmale Längslinie auf dem Mittellappen. Die Säule ist gelblich weiß und zeigt ebenfalls kleine purpurrote Flecke und Striche. Trotz der Ähnlichkeit zu Cym. lowianum lässt sich Cym. changningense aufgrund der unregelmäßigen Zeichnung und des weniger ausgeprägten v-förmigen Flecks am Mittellappen gut unterscheiden.
Entsprechend der Höhenlage des Vorkommens ist die Art kühl bis kalt zu kultivieren und steht deshalb bei mir im Kalthaus. Die Temperaturen können dort im Winter bis auf 4 °C Minimum absinken. Meist beträgt die Temperatur jedoch zwischen 8 und 15 °C. Der Standort sollte im Winter so hell wie möglich sein. Sobald die Temperaturen über 15 °C steigen, wird gelüftet. Nach den Eisheiligen bis in den Herbst ist ein Aufenthalt im Freien an einem halbschattigen Standort empfehlenswert. Im Sommer verträgt die Art bei ausreichender Wasserversorgung auch Temperaturen über 30 °C ohne Probleme. Wie bei den meisten Cymbidium-Arten ist zur Blüteninduktion im Spätsommer ein deutliches Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht notwendig. Gleichzeitig wird mit dem Ausreifen des Neutriebes das Gießen bis zum Winter reduziert und nur gelegentlich etwas gewässert, um ein komplettes Austrocknen des Substrates zu verhindern.
Die Tepalen öffnen sich nicht ganz.
(Foto: Ralf Schneider)
Die Infloreszenzen von Cymbidium changningense wachsen aufrecht.
(Foto: Ralf Schneider)
Mit beginnendem Neutrieb ab März wird wieder stärker gegossen, bis im Sommer das Substrat ständig feucht, aber nicht nass gehalten wird. In der Vegetationszeit dünge ich wöchentlich mit ca. 800 – 1 000 µS/cm. Hinsichtlich des Substrats ist die Art, wie die meisten Cymbidien, relativ anspruchslos. Es eignen sich alle für Epiphyten gängigen Materialien, von reinem Rindensubstrat über Mischungen mit Bims, Lavagranulat, Blähton, Kies und Humus bis hin zu rein mineralischen Bestandteilen. Wichtig ist lediglich, dass es wasser- und luftdurchlässig sowie strukturstabil ist. Man sollte die Topfgröße so wählen, dass der Platz für ca. 3 bis 4 Jahre ausreicht. Ob Cymbidium changningense für eine Kultur in Wohnräumen geeignet ist, kann ich nicht sagen, da ich ausschließlich Gewächshauserfahrungen habe. Ich gehe aber davon aus, dass die Kultur bei einem hellen und kühlen Standort im Haus im Winter kombiniert mit der Pflege im Freien im Sommer auch ohne Gewächshaus gut möglich sein sollte.
Literatur:
DU PUY, D. & CRIBB, P. (1988): The Genus Cymbidium
LIU, Z.-J.; CHEN, S.-C. & RU, Z.-Z. (2006): The Genus Cymbidium in China
Internet:
Plants of the world online.org Kew science