Makroaufnahme von Acianthera ochreata
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich im Jahr 1835 von John LINDLEY als Pleurothallis ochreata beschrieben, überführten die beiden Botaniker Alec Melton PRIDGEON und Mark Wayne CHASE diese leuchtend orangefarbene Art in die Gattung Acianthera. Diese Umkombination veröffentlichten sie im Jahr 2001 in Lindleyana, dem wissenschaftlichen Journal der amerikanischen Orchideengesellschaft (American Orchid Society, kurz AOS). Im Jahr 1891 hatte der deutsche Botaniker Carl Ernst Otto KUNTZE die gleiche Pflanze unter dem Namen Humboltia ochreata beschrieben. Auch dieser Name gilt heute als Synonym für Acianthera ochreata.
Seitenansicht der Einzelblüten
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüten von Acianthera ochreata im direkten Größenvergleich mit meinem Finger
(Foto: Thomas Jacob)
Beheimatet ist diese Naturform in Brasilien. Dort wurde sie bisher lediglich in 2 Bundesstaaten gefunden – Bahia und Minas Gerais – wo sie lithophytisch in steinigen Gegenden in Höhen von 800 – 1500 Metern über dem Meeresspiegel wächst . Die Tagestemperaturen liegen an allen Standorten zwischen 22 und 30 Grad ganzjährig. Die Temperaturen in der Nacht unterscheiden sich je nach Standort etwas. Sie liegen zwischen 12 Grad in höheren Lagen und 20 Grad in den Tälern. Niederschlag in Form von Regen gibt es zwar ganzjährig, allerdings sinkt die Anzahl der Regentage in den Wintermonaten, an manchen Standorten in den Frühlingsmonaten, stark. Die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig sehr hoch.
Acianthera ochreata bildet zylindrische Stiele, die ein sehr dickes und fleischiges Blatt tragen. Die Blätter sind stark gekielt und ca 10 cm lang. Zusammen mit dem Stiel erreichen die Pflanzen eine Höhe von ca. 15-20 cm. Die Infloreszenzen können zu jeder Zeit entstehen und entspringen am oberen Stielende. Sie wachsen auf dem Blatt entlang und hängen manchmal leicht seitlich über. Die Blütentriebe entwickeln sich immer weiter und bilden ständig neue Knospen aus. Meistens öffnen sich 3-5 Blüten gleichzeitig. Die Blüten sind lediglich 7-10 mm groß und sehen aus wie leicht geöffnete Schnäbel von Vögeln. Durch die orange Färbung wird dieser Eindruck noch verstärkt. Dank der sich immer wieder neu bildenden Knospen blüht jede Infloreszenz über viele Wochen und Monate hinweg. Die Blüten von Acia. ochreata duften nicht.
Habitus von von Acianthera ochreata
(Foto: Thomas Jacob)
Infloreszenz von Acianthera ochreata
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere Acianthera ochreata noch nicht so lange. Inzwischen entwickelt sich bei meiner Pflanze aber schon der zweite Blütentrieb innerhalb kurzer Zeit. Auch die zwei Infloreszenzen, die die Pflanze schon hatte, blühen noch immer. Demnach kann meine Kultur nicht ganz falsch sein. Im Moment ist die Pflanze noch in feiner und mittelgrober Rinde, gemischt mit etwas Perlite, getopft. Allerdings trocknet mir das etwas zu schnell ab, weswegen ich sie im Frühjahr auf jeden Fall mineralisch topfen werden. Ich werde dafür Bimskies, Akadama und Lavagranulat in gleichen Teilen mischen. Da sie am Naturstandort lithophytisch in sehr felsigen und steinigen Gegenden wächst, müsste das auf jeden Fall das geeignetere Substrat sein. Im Winter lasse ich das Substrat gut antrocknen, bevor wieder gegossen wird. Vom Frühjahr bis in den Herbst halte ich das Substrat stets feucht und lasse es niemals trocken werden. Nach dem Umsetzen in mineralisches Substrat werde ich den Topf in einen Untersetzer stellen, in dem immer eine kleine Wasserpfütze stehen darf (1-2 cm).
Die Temperaturen im Sommer bei uns in Süddeutschland sind ähnlich denen am Naturstandort, teilweise übersteigen sie sie sogar, denn dort werden selten über 30 Grad erreicht. Ein Sommeraufenthalt im Freien ist natürlich möglich, aber nicht zwingend notwendig. Acianthera ochreata scheint damit aber keine Probleme zu haben. Im Winter steht sie in meinem temperiert-warmen Orchideenzimmer mit nächtlichen Temperaturen von 15-19 Grad. Die Tagestemperaturen können bei starkem Sonnenschein auch im Winter mal über die 30 Grad-Marke klettern. Meist liegen sie aber zwischen 24 und 28 Grad. Acia. ochreata steht dort in 2. Reihe an einem sehr großen südseitigen Fenster, das im Sommer natürlich etwas schattiert wird. Kurzzeitig bekam meine Pflanze den Sommer über eher versehentlich direktes Sonnenlicht ab. Ich hatte aber den Eindruck, dass ihr das guttat, weswegen ich sie dann an einen Platz stellte, an dem sie am späten Nachmittag für ca. 1 1/2 Stunden der Sonne ausgesetzt war.
3 Infloreszenzen von Acianthera ochreata
(Foto: Thomas Jacob)
Blick in die Blüte von Acianthera ochreata
(Foto: Thomas Jacob)
Von März bis Oktober wässere ich regelmäßig mit aufgedüngtem Wasser, welches einen Leitwert von ca. 200 – 250 Mikrosiemens hat. Da der Naturstandort sehr steinig ist, gebe ich auch immer etwas extra Calcium (Kalk) mit in das Gießwasser. Ich nutze dazu Hüttenkalk, da dieser ein kohlensaurer Kalk ist, der gut von der Pflanze verstoffwechselt werden kann. Im Winter dünge ich gar nicht, da durch die kurzen Tage der Stoffwechsel der Pflanze stark herunterfährt. Hierfür genügen die restlichen Salze, die sich den Sommer über im Substrat angereichert haben. Wer im Winter mit zusätzlichem Licht in Form von Pflanzenlampen o. ä. arbeitet, kann natürlich auch im Winter weiter düngen, da der Stoffwechsel der Pflanze dann nicht so stark herunterfährt.
Acianthera ochreata scheint eine recht unkomplizierte Naturform zu sein, die zwar nicht durch große, duftende Blüten besticht, dafür aber durch ihre filigranen Blüten und der leuchtend orangen Färbung durchaus ihren Reiz hat! Viel Erfolg beim Kultivieren!