Scuticaria hadwenii

Scuticaria hadwenii

Scuticaria hadwenii – Einzelblüte
(Foto: Martin Kirsch)

Autor/in: Martin Kirsch
Veröffentlicht: 04.09.2023

Scuticaria ist eine mit 12 Arten relativ kleine Gattung aus der Verwandtschaft von Maxillaria, die 1843 von John Lindley erstmalig beschrieben wurde. Die Beschreibung der Art Scuticaria hadwenii erfolgte 1852. Sie kommt in Teilen Brasiliens und in Guyana vor und ist die Scuticaria-Art mit der größten Verbreitung und auch Variabilität. Scuticarias sind gekennzeichnet durch terete, d. h. drehrunde Blätter (“Rattenschwänze”), die bei den meisten Arten hängend wachsen. Dazu tragen sie recht große Blüten.

Wie kommt man als Zimmerkultivateur an eine Scuticaria? 2011 wollte meine Frau auf der Ausstellung in Dresden unbedingt ein Trichocentrum jonesianum kaufen, wurde aber nicht fündig. Stattdessen kaufte sie bei einer brasilianischen Gärtnerei eine Pflanze, die wegen der tereten Blätter dem Trichocentrum etwas ähnelte, auch wenn die Blätter schlanker waren. Mit dem Namen auf dem Etikett dieser Pflanze, Scuticaria steelei, konnten wir beide zunächst nichts anfangen. Zu Hause angekommen habe ich recherchiert, wie diese Art zu kultivieren ist, und fand, dass sie es warm und sehr feucht, auch luftfeucht, haben will und dass sie als schwierig gilt. Aber Bange machen gilt nicht und versuchen muss man es ja trotzdem, und so haben wir entschieden, sie auf einen Gießtopf, ein röhrenförmiges Tongefäß, das mit Wasser gefüllt wird, aufzubinden. Durch den porösen Ton sickert Wasser hindurch, sodass es an den Wurzeln immer feucht ist. Der Gießtopf wurde im Wohnzimmer am Pflanzenständer aufgehängt, der an der großen vierflügeligen Terrassentür (Westseite) steht. Nach einigen Monaten erschienen Wurzeln und neue Blätter, die Pflanze begann zu wachsen. Im Mai 2012 zeigte sie zum ersten Mal eine Blüte. Dabei wurde klar, dass es sich nicht um Scuticaria steelei sondern um Scuticaria hadwenii handelt, die als etwas einfacher in der Kultur gilt.

Scuticaria hadwenii

Scuticaria hadwenii mit vier Blüten
(Foto: Martin Kirsch)

Scuticaria hadwenii

 Habitus von Scuticaria hadwenii
(Foto: Martin Kirsch)

Unser Wohnzimmer ist ein warmer Kulturraum, im Sommer kann es in unserer Dachwohnung sogar ziemlich warm werden. Im Winter fallen die Temperaturen nicht unter 19 °C, da mit der sehr trägen Fußbodenheizung eine Nachtabsenkung nicht möglich ist. Der Pflanzenständer an der Terrassenfront ist ein Standort mittlerer Helligkeit, im Hochsommer wird bei direkter Sonne schattiert. In den Gießtopf wird alle 3 – 5 Tage Wasser nachgefüllt, wobei Regen- oder Osmose-Wasser mit 15% Leitungswasser ohne Dünger zum Einsatz kommt. Der Leitungswasserzusatz ist vor allem bei Regenwasser nötig, da reines Regenwasser mit seinem niedrigem PH-Wert dazu führt, dass der Gießtopf durchlässiger wird und irgendwann anfängt zu tropfen. Zusätzlich werden die Pflanzen, die am Gießtopf kultiviert werden, täglich von außen gesprüht. Zum Sprühen verwende ich ebenfalls Regen- oder Osmose-Wasser, das mit 10 – 15% Leitungswasser gemischt wird. Dann hat das Wasser eine Leitfähigkeit von 70 – 100 µS/cm. Gedüngt wird 2 – 3 Mal pro Woche mit handelsüblichen Orchideendüngern. Im Sommer gebe ich Dünger bis zu einer Leitfähigkeit von 500 µS/cm, ansonsten reduziere ich die Düngerkonzentration bis herunter auf 300 µS/cm, je nach verfügbarer Lichtmenge.

Unter den dauerfeuchten Bedingungen wächst unweigerlich Moos auf dem Gießtopf. Dies ist der Orchidee durchaus förderlich, deshalb impfe ich neue Gießtöpfe mit Moos von einem vorhandenen Topf an. Das Moos darf allerdings nicht überhandnehmen. Wird die Moosschicht zu dick, besteht die Gefahr, dass abgestorbenes Material in den unteren Schichten anfängt zu verfaulen. Dies kann die Orchidee auf dem Topf sehr schnell mit in den Abgrund reißen. Darum muss man das Moos immer mal wieder reduzieren, wenn die Moosschicht ca. 1 cm Dicke erreicht. Dabei sollte man aber nicht alles Moos entfernen.

Unserer Scuticaria hadwenii scheinen diese Bedingungen durchaus zu gefallen und sie hat sich gut entwickelt. Waren die Blätter beim Kauf ca. 25 – 30 cm lang, so wurden sie bei uns von Jahr zu Jahr länger. Der Gießtopf musste im Laufe der Zeit zweimal höher gehängt werden, da Blätter den Boden erreichten. Heute hat sich die Blattlänge bei 60 – 70 cm eingependelt. Die Hauptblütezeit liegt bei uns im Mai/Juni, eine zweite, schwächere Blütezeit liegt im Oktober. Die Menge an Blüten schwankt von Jahr zu Jahr, im Oktober kann es auch mal keine Blüte geben. Die Blühdauer der einzelnen Blüte beträgt 2,5 – 3 Wochen, sie erscheinen nicht absolut synchron. Die Blüten haben einen angenehmen, nicht allzu starken Duft.

Wie gesagt, Bange machen gilt nicht, und ich empfehle, sich auch mal an so etwas Exotischem wie Scuticaria hadwenii zu versuchen.

Links:
Kew Garden Plants of the Wold Online
Internet Orchid Species Photo Encyclopedia

Scuticaria hadwenii

Scuticaria hadwenii schräg von vorne
(Foto: Martin Kirsch)