Paphiopedilum Haiphong Baby

Paphiopedilum Haiphong Baby

Paphiopedilum Haiphong Baby ‘Cutie Pie’ Habitus
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 10.04.2023

Im Jahr 2014 wurde im nördlichen Laos eine neue Paphiopedilum-Art entdeckt, die von Olaf Gruß und Kollegen unter dem Namen Paphiopedilum rungsuriyanum beschrieben wurde. Wie bei Neuentdeckungen dieser Art üblich, entstand ein regelrechter Wettlauf darum, wer wohl die ersten Hybriden mit der neu entdeckten Art züchten und diese in das Register für Orchideenhybriden bei der Royal Horticultural Society in London eintragen lassen würde. Schnell war auch ich dem Rungsuriyanumwahn verfallen und begann, sowohl nach der Naturform wie auch nach den bereits gemachten Hybriden damit Ausschau zu halten. Die ersten Pflanzen, wenn überhaupt welche in Europa angeboten wurden, waren unerschwinglich. Auch das ist von vorherigen Neuentdeckungen bekannt. Im Winter 2022 war es dann endlich so weit, dass ich von einem niederländischen Züchter eine Nachzucht der Naturform und meine erste Hybride damit zu einem akzeptablen Preis erstehen konnte.

Paphiopedilum-rungsuriyanum

Paphiopedilum rungsuriyanum wurde erst im Jahr 2014 beschrieben. Das Foto entstand am Schaustand von Exotic Plant Company in Dresden 2023.
(Foto: Thomas Jacob)

Paphiopedilum Haiphong Baby

Die Blüte von Paphiopedilum Haiphong Baby ‘Cutie Pie’  im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)

Ziemlich genau ein Jahr später erblühte Paphiopedilum Haiphong Baby im Januar 2023 zum ersten Mal unter meinen Kulturbedingungen auf der Fensterbank. Die Pflanze selbst hatte aber schon beim Vorbesitzer ihre Erstblüte. Die Eltern der Hybride sind das bereits erwähnte Paphiopedilum rungsuriyanum und Paphiopedilum niveum. Die Blüte hat all meine Erwartungen an die Kreuzung erfüllt. Kleine Pflanze mit verhältnismäßig großer Blüte, die weiß ist und viel purpurrote Zeichnung hat. Breite Petalen und eine insgesamt sehr runde Blüte. Einfach ein schickes Teil, das sehr gut auf der Fensterbank Platz findet, auch dann noch, wenn es älter wird und viele Triebe hat.

Das reine Paphiopedilum rungsuriyanum werde ich euch demnächst auch vorstellen können. Nachdem schon vor Monaten eine Blütenscheide entstand, schaut nun seit einer Woche die dicke Knospe heraus und lässt mich optimistisch sein, dass es nicht mehr lange bis zur Erstblüte dauern wird.

Für die Kultur meines Paphiopedilum Haiphong Baby habe ich mich für einen Topf mit Bewässerungssystem entschieden. Diese Töpfe gibt es bereits fertig zu kaufen. Sie können aber auch selbst hergestellt werden, wie unser langjähriges Mitglied Dr. Ernst Avenhaus bereits in unserer Zeitschrift beschrieben hat. Durch einen Docht, der einen Wassertank und den Topf miteinander verbindet, wird das Substrat dauerhaft feucht gehalten, ohne dabei zu nass zu werden. Damit das Wasser im Tank nicht faulig wird, sollte es regelmäßig gewechselt werden. Ich erledige das alle zwei bis drei Wochen. Die Leitfähigkeit meines Gießwassers beträgt lediglich 30 µS/cm, da ich ausschließlich Regenwasser nutze.

Während der Sommermonate wird ungefähr alle vier Wochen mit einem speziellen Orchideendünger gedüngt. Das Wasser hat dann eine Leitfähigkeit von ca. 350 400 µS/cm und wird nicht einfach in den Tank gefüllt, sondern mit einer Wasserspritze direkt auf das Substrat gegeben. In den Wintermonaten dünge ich gar nicht, da der Stoffwechsel der Pflanzen durch die wenigen Stunden Tageslicht so weit herunterfährt, dass die im Pflanzstoff angereicherten Düngerreste genügen.

Paphiopedilum Haiphong Baby

Paphiopedilum Haiphong Baby ‘Cutie Pie’ – Profilansicht
(Foto: Thomas Jacob)

Paphiopedilum Haiphong Baby

Die Blüte von Paphiopedilum Haiphong Baby ‘Cutie Pie’ aus einer seitlichen Perspektive

(Foto: Thomas Jacob)

Bei der Wahl des Substrats habe ich mich für ein mineralisches entschieden. Akadama heißt es und man kennt es eher aus der Bonsaikultur. Der große Vorteil von mineralischen Substraten ist, dass sie sich nicht zersetzen oder verdichten. Neu getopft werden müssen die Pflanzen also erst, wenn der Topf zu klein wird. Außerdem wird mineralischer Pflanzstoff in Verbindung mit einem Bewässerungssystem niemals zu nass, bleibt aber für die Orchidee stets angenehm feucht. Natürlich ist auch die Kultur in Rindensubstrat-Mischungen oder Moos möglich. Hier muss jeder für sich entscheiden, womit er am besten klarkommt und wie viel Zeit er für die Kultur aufbringen kann.

Paphiopedilum Haiphong Baby steht in dritter Reihe an einem sehr hellen Fenster, das nach Süden ausgerichtet ist. Wenn die Sonne zur Mittagszeit im Sommer sehr hoch steht, erreichen ihre Strahlen nicht direkt die Pflanze. Am Vormittag und Nachmittag, wie auch in den Wintermonaten, erreichen die Sonnenstrahlen aber mein Paphiopedilum Haiphong Baby. Schattiert habe ich bisher nicht und die Pflanze scheint es gut zu vertragen. Aber auch schattigere oder schattierte Plätze sollten ihr genügen. Die Temperaturbedingungen in meinem Kulturraum liegen im Sommer im sehr warmen bis heißen Bereich, in den Wintermonaten sind sie eher temperiert.

Paphiopedilum Haiphong Baby ist eine kleine, absolut fensterbanktaugliche Hybride mit ansprechenden Blüten.

Viel Erfolg beim Kultivieren!