Phragmipedium Mary Bess ‘Kinoso‘ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Am 18. Dezember 1991 wurde Phragmipedium Mary Bess, die Kreuzung zwischen Phragmipedium besseae und Phragmipedium caricinum, in das Register der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Über den Züchter L. Hegedus sind leider ebenso wenig Informationen zu finden wie über R. Brunner, der die Kreuzung anmeldete.
Phragmipedium Mary Bess ist ansprechend und gut zu kultivieren, im Laufe der Jahre kann sie zu einem großen Busch heranwachsen und fast das ganze Jahr hindurch blühen. Meine Pflanze erhielt ich vor einigen Jahren von einem deutschen Orchideenzüchter. Sie war damals schon sehr üppig, obwohl es sich lediglich um ein Teilstück einer alten Pflanze handelte, die aus der Zucht der Eric Young Orchid Foundation (EYOF) stammte. Von meinem Teilstück habe ich inzwischen drei weitere Stücke abgetrennt. Trotzdem ist die Pflanze noch ein schöner Busch, der längst der Fensterbank entwachsen ist, ein wahres Wachstumsmonster also. Die EYOF ist bekannt für ihre hervorragenden Zuchten, die nicht selten mit Auszeichnungen internationaler Orchideen-Gesellschaften geehrt werden. Auch meine Mary Bess erhielt 2019 eine Bronzemedaille der D.O.G. In der Kategorie “Hybriden“.
Aktuell (Januar 2021) blüht Phragmipedium Mary Bess ‘Kinoso‘ an zwei Infloreszenzen. Der Farbunterschied zwischen junger und alter Blüte ist hier sehr gut zu erkennen.
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Mary Bess ‘Kinoso’ Anfang 2020. Die Pflanze wurde kurz zuvor geteilt. Das Foto mit den zwei Blüten oben wurde ziemlich genau ein Jahr später aufgenommen. Das schnelle Wachstum ist im Vergleich gut zu erkennen.
(Foto: Thomas Jacob)
Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3-4 Tage leer, im Winter dauert es 6-7 Tage. Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Naturformen und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger bekommen. Braune Blattspitzen habe ich nicht mehr bei meinen Pflanzen, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer erhalten meine Hybriden zwischen 350 und 450 µS bei jedem Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen völlig ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2-4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Der Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5-10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7-14 Millimeter hinzu. Die Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die eine Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
- Akadama
- Sphagnum-Moos
- Steinwollwürfeln
- Bimskies
- Lavagranulat
Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist das aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Ist die Luft abgestanden, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer vertragen meine Pflanzen allesamt sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies erreiche ich durch die großen mit Wasser gefüllten Wannen, die reichlich Wasser verdunsten. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 °C, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen sie bei etwa 24 °C. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 °C. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.
Phragmipedium Mary Bess ist ein zuverlässiger Blüher und noch zuverlässiger im Wachstum. Wer den nötigen Platz für ein solches „Monster“ hat, wird mit der Hybride viel Freude haben. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Die frisch geöffneten Blüten haben noch eine deutlich hellere Färbung.
(Foto: Thomas Jacob)