Phalaenopsis tetraspis f. livida – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Olaf GRUSS und Sylvia TOENNE beschrieben diese graublaue Farbform von Phalaenopsis tetraspis erstmalig in der Online-Ausgabe von „Die Orchidee“, im E-Paper 3(05) 2017: Neue Farbformen der Gattung Phalaenopsis Blume: Phalaenopsis bellina (Rchb. f.) Christenson forma caerulea O. Gruss et S. Tönne forma nova, Phalaenopsis bastianii O. Gruss et Roellke forma helvola O. Gruss et S. Tönne forma nova, Phalaenopsis tetraspis Rchb. f. forma livida O. Gruss et S. Tönne forma nova, publiziert am 1. Mai 2017 im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf unserer Homepage. Einzelheiten zu Geschichte, Verbreitung und Namensgebung finden sich direkt im oben verlinkten E-Paper, weshalb ich in diesem Beitrag nicht weiter darauf eingehen werde.
Wie alle Phalaenopsis-Arten wächst auch Phal. tetraspis f. livida monopodial. Sie ist eine eher kleine bis mittelgroße Orchidee, die nur einen kurzen Stamm bildet. Phalaenopsis tetraspis f. livida neigt zur Kindelbildung und blüht sehr reichlich – meist im Frühjahr. An alten Blütentrieben können immer wieder neue Knospen entstehen, weshalb man sie nicht abschneiden sollte, solange sie nicht eintrocknen. Die Art ist endemisch auf den Andamanen und Nikobaren im Indischen Ozean. Dort besiedelt sie niedrig hängende Äste direkt über dem Wasser in Mangrovensümpfen. Das Klima ist typisch für die Tropen: heiß, feucht und regenreich. Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur in Port Blair bei rund 26,4 °C, die Höchstwerte betragen rund 30° C. Regen fällt das ganze Jahr über, vor allem in der Regenzeit von Mai bis Oktober.
Phalaenopsis tetraspis f. livida im direkten Vergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)
Die bläuliche Blüte von Phalaenopsis tetraspis f. livida
(Foto: Thomas Jacob)
Eine Kultur auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da Phalaenopsis tetraspis f. livida warme bis heiße Temperaturen mag, ist auch ein gut beheiztes Wohnzimmer im Winter ein geeigneter Ort für diese Phalaenopsis-Art. Nachts sollten die Temperaturen niemals unter 16-18 Grad fallen, noch besser sind 20 Grad Minimum. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte nicht allzu niedrig sein, was besonders im Winter, wenn die Heizung läuft, schnell passiert. Wasserschalen, die zwischen den Orchideen platziert werden, können Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies in einigen Quellen empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich sehr leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70-90% Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1-2 Minuten fällt der Wert aber rasant wieder ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet das stehende Wasser wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Als Pflanzstoff für Phalaenopsis eignet sich Rinde in mittlerer bis grober Körnung am besten. Bei sehr kleinen Töpfen geht auch Substrat aus Kokosfasern gut. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – komplett abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein. Phalaenopsis zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser als das oft erwähnte „Schnapsglas in der Woche“. Erst wenn die Wurzeln wieder komplett silbrig sind und im Topf keine Feuchtigkeit mehr zu sehen ist, wird wieder gewässert. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitshaushalt sehr gut beobachten.
Das Tauchwasser darf bei dieser Naturform den Sommer über einen Leitwert von 300-500 Mikrosiemens/cm haben. Im Winter sollte es etwas weniger Salzgehalt sein. 200 Mikrosiemens/cm reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Im Sommer, oft auch schon ab März, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Kurzfristiger Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch vertragen. Bis in den September hinein schattiere ich deswegen mein Südseitenfenster mit einem dünnen Vorhang, der die Sonnenstrahlung abmildert, aber noch genug Licht hindurchlässt. Von Oktober bis Februar, wenn die Sonne tief steht und meist durch Wolken oder Nebel verdeckt ist, kann Phalaenopsis tetraspis f. livida auch unschattiert auf dem Fensterbrett stehen.
Die zwischen grau, blau und braun changierende Färbung und der zarte Duft machen diese blühfreudige Art zu einer besonderen Augenweide. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Die Blüte von Phalaenopsis tetraspis f. livida im Profil
(Foto: Thomas Jacob)