Pabstiella fusca

Pabstiella fusca

Pabstiella fusca (Syn. Pleurothallis hypnicola) mit dunkler Färbung
(Foto:  Werner Holzmann)

Autor/in: Thomas Jacob / Werner Holzmann
Veröffentlicht: 06.04.2020
Synonyme: Pabstiella hypnicola
Pleurothallis fusca
Pleurothallis hypnicola
Specklinia hypnicola
Stelis hypnicola

John LINDLEY, der schon oft erwähnte “Vater der modernen Orchideenkunde”, beschrieb die Art erstmalig im Jahr 1837 als Pleurothallis fusca in “Companion to the Botanical Magazine”. Nach einigen Umkombinationen in den letzten 180 Jahren wird die Art momentan als Pabstiella fusca in der WCSP (World Checklist of Selected Plant Families) der Kew Gardens geführt. Im Jahr 2010 erschien in “Richardiana” der dazugehörige Beitrag des französischen Botanikers Guy Robert CHIRON und seines brasilianischen Kollegen Renato Ximenes BOLSANELLO. Der Gattungsname Pabstiella wurde zu Ehren des brasilianischen Botanikers und Orchideenspezialisten Guido Frederico João PABST im Jahr 1976 begründet. Der Artname fusca kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt braun.

Pabstiella fusca

Pabstiella fusca aufgebunden in Werner Holzmanns Vitrine
(Foto: Werner Holzmann)

Pabstiella fusca

Ein rotbrauner Klon von Pabstiella fusca
(Foto: Werner Holzmann)

Pabstiella fusca ist heimisch in den brasilianischen Bundesstaaten São Paulo und Rio de Janeiro. Die Art wächst dort epiphytisch auf den moosigen Bäumen des Regenwaldes. Durch die sehr unterschiedlichen Höhenlagen der Standorte – man findet Individuen von 150 bis 1.600 Metern über dem Meeresspiegel – können die Temperaturen an den Standorten von kühl bis heiß variieren. Das Laub der immergrünen Bäume spendet das ganze Jahr hindurch Schatten, sodass die Pflanzen nicht der direkten Sonne ausgesetzt sind. Niederschläge gibt es ebenfalls während des gesamten Jahres, wobei diese in den Wintermonaten etwas abnehmen. Die Luftfeuchtigkeit ist allerdings ganzjährig so hoch, dass das Habitat niemals völlig austrocknet.

Die kleinwüchsige Orchidee bildet ca. 4 cm große Blätter aus, die einen zarten dunkelgrünen Glanz haben und spitz zulaufen. Jedes Blatt sitzt auf einem bis zu 2 cm langen und sehr filigranen Stiel. Das Laub ist zudem leicht gekielt. An der Basis des Stiels entspringen die Infloreszenzen. Sie werden in etwa 3 cm lang und sind noch dünner als die Stiele der Blätter. Blütentriebe können das ganze Jahr hindurch gebildet werden, sie verzweigen sich nicht. Dafür kommt es gelegentlich vor, dass ein Trieb 2 Infloreszenzen entwickelt. Jede Infloreszenz trägt zwei bis sieben Blüten, die sich nacheinander öffnen und durch die lange Blühdauer gemeinsam blühen. Die einzelnen Blüten sind ca. 9 mm hoch und 3 – 4 mm breit. Sie sind gelb oder rotbraun gefärbt. Manchmal zweifarbig oder mit Punkten besetzt, aber immer in den beiden erwähnten Farbtönen. Die Blüten duften nicht.

Die Kultur von Pabstiella fusca funktioniert sowohl aufgebunden wie auch getopft. Von Vorteil wäre es natürlich, wenn man eine Orchideenvitrine oder gar ein Gewächshaus bieten könnte, da bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit nicht ganz so oft gewässert werden muss. In einem kleinen Töpfchen mit dem passenden Substrat lässt sich die Art aber auch auf der Fensterbank kultivieren. Da ich weder eine Vitrine noch ein Gewächshaus besitze, kultiviere auch ich Pabstiella fusca auf der Fensterbank.

Pabstiella fusca

Pabstiella fusca (Syn. Pleurothallis hypnicola) ‘Dalles’ SM(K)/D.O.G. – für diesen Klon gab es die Silbermedaille für den Kulturzustand
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Pabstiella fusca

Ein heller, gelbfarbener Klon von Pabstiella fusca
(Foto: Werner Holzmann)

Getopft habe ich meine Pflanze in Sphagnum-Moos, weil dieses viel Wasser aufnehmen und speichern kann, ohne dass die Wurzeln zu nass stehen. Nachteile hat der Pflanzstoff definitiv zwei: Zum einen muss das Moos jährlich gewechselt werden, da sich in ihm sehr schnell überschüssige Salze des Düngers anreichern und die feinen Wurzeln davon auf Dauer Schaden nehmen. Außerdem zerfällt das Moos durch die andauernde Feuchtigkeit sehr schnell und verdichtet sich dadurch, was ebenfalls den Tod der Wurzeln bedeutet. Beim Umtopfen lässt es sich aber kaum verhindern, auch ein paar der sehr feinen und empfindlichen Wurzeln zu verletzen oder gar abzureißen. Zum anderen trocknet das Moos während der heißen Sommermonate sehr schnell ab. Ein paar Tage wegfahren, ohne jemanden zu haben, der sich um die Pflanze kümmert, wird da schon sehr schwierig. Da ich mit einigen anderen Arten aus der Familie der Pleurothallidinae bereits gute Erfahrungen mit einer Kultur in mineralischem Substrat gemacht habe, bin ich am Überlegen, ob ich es beim nächsten Umtopfen mit Pabstiella fusca auch mal probiere. Die Vorteile liegen auf der Hand. Mineralisches Substrat ist strukturstabil, das heißt es zersetzt sich nicht. Umgetopft werden muss also erst dann, wenn der Topf zu klein wird, was bei Miniaturorchideen ein Weilchen dauern kann. Um einem Versalzen des Substrats, was auch bei mineralischen Pflanzstoffen möglich ist, entgegenzuwirken, spült man den Topf einfach regelmäßig mit möglichst salzarmem Wasser durch. Osmose- oder destilliertes Wasser, auch sauberes Regenwasser, eignen sich hierfür sehr gut. Zudem ist es möglich die Pflanze ein paar Tage alleine zu lassen, da bei der mineralischen Kultur der Topf einfach in eine Pfütze aus Wasser gestellt wird und das Substrat sich stetig damit vollsaugt und lange feucht, aber nicht nass bleibt. Ist man dann mal ein paar Tage außer Haus, füllt man einfach etwas mehr Wasser in den Untersetzer.

Beim Düngen gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten. Ich bevorzuge es, bei jedem Wässern ein klein wenig Dünger zu geben. Dabei liegt der Leitwert meines Wassers bei ca. 100 – 150 Mikrosiemens/cm. Gelegentlich wird – wie oben schon erwähnt – mit klarem Wasser durchgespült. Auch möglich ist, den Leitwert des Gießwassers bei lediglich 50 – 80 Mikrosiemens/ cm zu halten und dafür ein bis zwei Mal im Monat mit 150 – 250 Mikrosiemens/cm zu düngen. Im Winter dünge ich etwas sparsamer als im Sommer, da ich meine Pabstiella fusca ohne Zusatzlicht kultiviere und somit der Stoffwechsel der Pflanze während der lichtarmen Monate herunterfährt. Wer in einer Vitrine mit künstlicher Beleuchtung die Tage verlängert, kann und sollte ganzjährig düngen.

Im Winter steht meine Pflanze temperiert-warm mit sehr viel Licht. Die späte Abendsonne, wenn sie sich denn überhaupt mal zeigt, scheint dort auch unschattiert auf die Pflanze. Dies wird sehr gut vertragen. Im Sommer muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass die Pflanze schattiger und nicht zu heiß steht. Generell gilt: Lieber etwas kühler kultivieren. Bei mir steht Pabstiella fusca über den Sommer im Treppenhaus am Nordfenster. Dort bleibt es verhältnismäßig kühl und es fallen keine direkten Sonnenstrahlen auf das Laub. Auch ein Aufenthalt im Freien ist während der Sommermonate gut möglich, wenn er eben schattig und möglichst kühl ist.

Die kleinen Blüten sind zwar eher unscheinbar, machen durch ihre lange Blühdauer aber wirklich Freude. Wer sich für Miniaturorchideen begeistern kann, dem möchte ich Pabstiella fusca wärmstens empfehlen. Viel Erfolg beim Kultivieren!