Coelogyne ovalis
(Foto: Thomas Jacob)
Der britische Botaniker John LINDLEY beschrieb die Art erstmalig in “Edwards’s Botanical Register; or, Flower Garden and Shrubbery. London” im Jahr 1838. Bis heute gab es sechs weitere Veröffentlichungen verschiedener Taxonomen, auf die ich nicht einzeln eingehen kann. Lediglich die Erstbeschreibung von Coelogyne fuliginosa aus dem Jahr 1849, die vom ebenfalls britischen Botaniker William Jackson HOOKER in “Botanical Magazine; or, Flower-Garden Displayed … London” publiziert wurde, möchte ich kurz erwähnen, da die hier vorgestellte Pflanze von Werner Holzmann als Coelogyne fuligiosa erworben wurde. Laut “World Checklist of Selected Plant Families” (WCSP) der Londoner Kew Gardens handelt es sich bei den beiden Veröffentlichungen um dieselbe Art. Da die Neubeschreibung von Coelogyne ovalis früher veröffentlicht wurde, hat dieser Name bis heute Gültigkeit. Coelogyne fuliginosa ist somit ein Synonym, das allerdings in der Literatur und im Handel oft Erwähnung findet.
Habitus von Coelogyne ovalis
(Foto:Werner Holzmann)
Der kriechende Wuchs von Coelogyne ovalis macht die Kultur auf der Fensterbank etwas schwierig
(Foto: Werner Holzmann)
Die Art ist in Asien heimisch. Ihre Standorte erstrecken sich von Assam über Tibet, Nepal, Bhutan und von den chinesischen Provinzen Xizang und Yunnan bis ins nordöstliche Indien sowie Myanmar, Thailand und Vietnam. Coelogyne ovalis wächst sowohl epiphytisch als auch lithophytisch in Bergtälern auf Höhen von 600 – 2100 Metern über dem Meeresspiegel. Durch das recht große Verbreitungsgebiet besiedelt diese Naturform unterschiedliche Klimabereiche. Die Temperaturbedingungen variieren von kühl bis warm, aber immer mit einer deutlichen Nachtabsenkung. Die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig hoch. Teilweise wird das örtliche Klima vom Monsun beeinflusst – an manchen Standorten gibt es ganzjährig gleichmäßige Niederschläge.
Coelogyne ovalis bildet Pseudobulben aus, die bis zu zehn Zentimeter voneinander entfernt wachsen können. Dazwischen befindet sich ein langes, meist oberirdisches Rhizom. Jede Pseudobulbe ist mit zwei länglichen und spitz zulaufenden Blättern besetzt, die dunkelgrün und glänzend sind. Zwischen ihnen erscheint die Infloreszenz, mit der das Ausreifen der Pseudobulbe einhergeht. An den bis zu zwölf Zentimeter langen Blütentrieben entwickeln sich mehrere Blüten, wobei immer nur eine einzelne geöffnet ist. Die Tepalen sind durchscheinend gelb bis grünlich und sehr unauffällig. Dafür zeigt das Labellum auf weißem Grund eine sehr auffällige rote Zeichnung. Je nach Lichteinfall kann die Farbe sehr dunkel wirken. Die Blüten verströmen einen angenehmen Geruch.
Die folgende Kulturbeschreibung basiert auf Angaben von Werner Holzmann , der Coelogyne ovalis seit über 10 Jahren erfolgreich kultiviert. Alle Neutriebe kommen – trotz teils stiefmütterlicher Behandlung – zur Blüte, sobald sie ausgewachsen sind.
Als ich begann, für diesen Beitrag zu recherchieren, stellten sich mir recht schnell zwei Fragen: Temperaturbereich für die Kultur? Monsunartige Wassergaben und Trockenperioden oder nicht? Durch das recht große Verbreitungsgebiet sind diese beiden Fragen nicht ganz eindeutig zu beantworten. Pflanzen aus Nachzucht sollten da recht unkompliziert und anpassungsfähig sein. Werner Holzmann kultiviert zwei Pflanzen der Art unter kühl-temperierten Bedingungen. Eine davon steht ganzjährig an einem Ostfenster, das immer geöffnet ist. Nur wenn die nächtlichen Temperaturen unter -2 Grad fallen, wird das Fenster nachts geschlossen. Dadurch entsteht ein recht großes Tag/Nacht-Temperaturgefälle – im Sommer wie im Winter. Das Fenster wird durch einen Baum schattiert. Somit ist der Standort zwar sehr hell, aber nur sehr selten fallen am Morgen Sonnenstrahlen direkt auf die Pflanze. Die zweite Pflanze steht unter Kunstlicht und erhält keinerlei natürliches Licht. Auch die Temperaturen sind dort etwas höher und das Tag/Nacht-Gefälle ist nicht so ausgeprägt. Aber auch diese Pflanze blüht regelmäßig.
Coelogyne ovalis
(Foto: Thomas Jacob)
Seitenansicht von Coelogyne ovalis
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Wie man auf den Fotos von Werners Pflanze sehen kann, nimmt Coelogyne ovalis im Laufe der Jahre sehr viel Platz ein. Deshalb ist Topfkultur eigentlich nicht so gut geeignet für diese Art. Besser wäre es die Pflanze aufzubinden, wenn eine große Vitrine oder ein Gewächshaus vorhanden ist, oder sie in einer großen Schale zu kultivieren und gegebenenfalls die Rhizome etwas zu “lenken”. Die Schale sollte lieber gleich etwas größer gewählt werden, da Coelogynen das Umtopfen nicht so gerne mögen. Am besten wachsen sie, wenn man sie über Jahre hinweg einfach in Ruhe lassen kann. Als Substrat nutzt Werner gut durchlässige, nicht zu feine Rinde ohne weitere Zusatzstoffe.
Gegossen wird ganzjährig ohne ausgeprägte Trockenzeit, im Winter jedoch seltener, da der Pflanzstoff wegen der niedrigeren Temperaturen länger braucht, bis er antrocknet. Staunässe über einen längeren Zeitraum – besonders in Verbindung mit Kühle oder gar Kälte – kann zu Fäulnis führen, was den Tod der Pflanze bedeuten würde. Aus diesem Grund lässt Werner das Substrat zwar antrocknen, aber niemals ganz austrocknen.
Da die Wurzeln von vielen Coelogyne-Arten sehr empfindlich auf Salz reagieren können, verwendet Werner die Reste seines normal aufgedüngten Wassers und verdünnt dieses nochmals mit klarem Wasser. Der Leitwert liegt dann immer unter 200 Mikrosiemens/cm.
Viel Erfolg beim Kultivieren!