Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca ‘Wössen II’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Autor/in: Thomas Lehmann
Veröffentlicht: 04.03.2019

Coelogyne cristata wurde bereits 1821 von John LINDLEY beschrieben. 60 Jahre später, im Jahr 1881, veröffentlichte Heinrich Gustav REICHENBACH in “Gardeners’ Chronicle” die Erstbeschreibung der komplett weißen Farbform dieser Art unter dem Namen Coelogyne cristata var. hololeuca. Die beiden Varianten unterscheiden sich lediglich durch einen etwas unterschiedlichen Wuchs – Coel. cristata wächst eher hängend, Coel. cristata f. hololeuca eher aufrecht – und in der Farbgebung. Während die Blüten von Coelogyne cristata eine leuchtend gelbe Lippe haben, sind die Blüten von Coelogyne cristata f. hololeuca ganz weiß. Da es sonst keinerlei Unterscheidungsmerkmale gibt, stuften Manfred WOLFF und Olaf GRUSS die Varietät hololeuca zur forma herab. Seit der Veröffentlichung in “Orchideen Atlas” aus dem Jahr 2007 wird daher meist der Name Coelogyne cristata f. hololeuca benutzt.

Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca ‘Wössen II’ GM(K)/D.O.G. und Champion der Schau
(Foto:Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca
(Foto: Thomas Jacob)

Das Verbreitungsgebiet von Coelogyne cristata und der Farbform hololeuca erstreckt sich vom westlichen bis zum östlichen Himalaya über Assam und Sikkim in Nordostindien, Nepal, Bhutan und Java. Sie wachsen dort auf einer Höhe von 1 500-2 600 Metern unter kühlen bis kalten Bedingungen. Einen großen Teil des Jahres sind die Pflanzen am Naturstandort dem Monsunregen ausgesetzt, während der restlichen Zeit gibt es zwar keinen Niederschlag, dafür aber eine durch Nebel hervorgerufene sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Coel. cristata f. hololeuca wächst epiphytisch und gelegentlich auch litophytisch auf moosigen Felsen. Sie bildet rundliche bis ovale Pseudobulben aus, auf denen 2 längliche Blätter sitzen. Die Blütentriebe entspringen am unteren Teil der Pseudobulbe und bringen 3 bis 10 reinweiße Blüten hervor, welche manchmal auch duften können. Die Winter am Naturstandort sind regenarm, kühl und sehr hell.

Eine Kultur auf der Fensterbank kann erfolgreich sein, wenn man die kühlen Temperaturen im Winter bieten kann. Ein unbeheizter, heller Raum ist gut geeignet. Je kühler, desto besser. Mindestens genauso wichtig wie die kühlen Temperaturen ist viel Licht im Winter. Ein Treppenhaus zum Beispiel bietet zwar oft die kühlen Temperaturen, ist aber meist zu dunkel, sodass sich die Blütenknospen nicht ausbilden. Ich habe zum Glück einen ungeheizten Raum mit nach Westen ausgerichtetem, großem Fenster, das fast immer gekippt ist. Das Fenster schließe ich nur, wenn es draußen sehr starke Minusgrade gibt. Dadurch pendelt sich die Temperatur im Raum meist so um die 8-10 Grad ein. Meine Coel. cristata f. hololeuca kommt damit gut zurecht und blüht jedes Jahr zuverlässig. Noch etwas kühler dürfte es durchaus auch sein, mit wärmeren Temperaturen im Winter habe ich es nie probiert und somit auch keine Erfahrung, die ich weitergeben könnte.

Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca
(Foto: Thomas Jacob)

Coelogyne cristata f. hololeuca

Coelogyne cristata f. hololeuca ‘Wasserwerk’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Den Sommer über hängt meine Pflanze draußen am Balkon und wird fast täglich durchdringend gegossen. Gelegentlich tauche ich den Topf auch mal für 30 Minuten, damit sich das Substrat voll Wasser saugt. Durchtrocknen sollte der Topf in dieser Zeit niemals. Auch mit dem Dünger spare ich in den heißen Sommermonaten nicht. 1-2 Mal in der Woche gibt es aufgedüngtes Wasser. Der Leitwert liegt dann bei 350-450 Mikrosiemens/cm. Zum Herbst hin stelle ich das Düngen langsam ein. Auch die Wassergaben werden dann stetig weniger, bis die Pflanze Mitte/Ende November völlig trocken steht. Bis zum ersten Nachtfrost darf sie noch im Freien bleiben, ehe sie in ihr Winterquartier zieht. Ab diesem Zeitpunkt gieße ich viele Wochen gar nicht, die Pseudobulben fangen deutlich an zu schrumpeln. Einige Bekannte geben auch im Winter etwas Wasser, auch das scheint zu funktionieren. Ich persönlich gieße erst wieder etwas im Januar/Februar, wenn ich sehe, dass die im Herbst angesetzten Infloreszenzen zu wachsen beginnen und sich langsam die ersten Knospen zeigen. Sind diese deutlich zu erkennen, gibt es ein ausführliches Tauchbad, durch das sich die Pseudobulben wieder auffüllen – was ich jedes Jahr aufs Neue faszinierend finde. Je kühler die Pflanze jetzt noch steht, desto länger halten sich die wunderschönen weißen Blüten.

Als Pflanzstoff nutze ich Rinde mit etwas Moos gemischt. Ich habe meine Pflanze vor ein paar Jahren darin bekommen und bis heute noch nicht umgetopft. Die Topfgröße ist noch ausreichend und ich sah bisher keinen Anlass neu zu topfen. Wenn ich, vermutlich nächstes Jahr, umtopfe, werde ich mineralisches Substrat benutzen, wie ich es bei meiner Coelogyne cristata ja auch schon erfolgreich verwende.

Die gerüschten weißen Blüten sind wirklich ein Hingucker und ein klares Zeichen für den nahenden Frühling. Viel Erfolg beim Kultivieren!