Catasetum fimbriatum
(Foto: Werner Holzmann)
Bereits im Jahr 1848 beschrieb der belgische Botaniker Charles François Antoine MORREN die Art erstmalig unter dem Namen Myanthus fimbriatus im Werk „Annales de la Société Royale d’Agriculture et de Botanique de Gand: Journal d’Horticulture et des Sciences Accessoires“. John LINDLEY und Joseph PAXTON veröffentlichten 1850/51 einen Artikel in „Paxton’s Flower Garden. London“, in dem sie die Art in die Gattung Catasetum umkombinierten. Der Gattugsname Catasetum setzt sich aus dem altgriechischen Wort κατα (nieder) und dem lateinischen seta (Borste) zusammen. Der Name wurde wegen der zwei antennenartigen Fortsätze der Säule gewählt, die bei den männlichen Blüten nach unten gedreht sind.
Habitus von Catasetum fimbriatum
(Foto: Werner Holzmann)
Die diesjährige Infloreszenz mit acht Blüten – im letzten Jahr waren es nur sechs
(Foto: Werner Holzmann)
Catasetum fimbriatum ist heimisch in den Subtropen Südamerikas. Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Venezuela über Bolivien, Brasilien und Paraguay bis nach Argentinien. Angeblich wurde sie auch in Guyana gefunden, was allerdings bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Die großwüchsige Art siedelt in trockenen Tälern auf Höhen von 400 – 500 Metern über dem Meeresspiegel, wo stets warme bis heiße Bedingungen herrschen. Während es in den Sommermonaten viel Niederschlag gibt, sind die Winter sehr trocken und regenarm. Catasetum fimbriatum wächst epiphytisch – meist auf den Stämmen von Palmen.
An den großen, eiförmigen Pseudobulben sitzen mehrere wechselständig angeordnete Blätter. Die Blattbasen umschliesen die Pseudobulbe komplett. Die Blätter sind weich, stark gekielt und werden bis zu 40 cm lang. Während der trockenen Ruhezeit im Winter werden sie abgeworfen. Im Frühjahr entsteht dann an der alten Pseudobulbe ein Neutrieb, der über den Frühling und Sommer hindurch zügig wächst und ausreift. Danach erscheint an der Basis der neuen Pseudobulbe die Infloreszenz, die bis zu 45 cm lang wird. Die überhängenden Blütenstände tragen zwischen sieben und 15 Blüten, die intensiv nach Gewürzen und Früchten riechen. Die Tepalen sind zart cremeweiß, grünlich überhaucht und mit zahlreichen rotbraunen Punkten besetzt. Das auffallende Labellum ist einfarbig leuchtend grün. Während die Tepalen sehr glatte Ränder haben, ist das Labellum stark gefranst. Nach der Blüte geht Catasetum in die trockene Ruhephase, bis im Frühjahr der Zyklus wieder von Neuem beginnt.
Überhängende Infloreszenz von Catasetum fimbriatum
(Foto: Werner Holzmann)
Seitenansicht von Catasetum fimbriatum
(Foto: Werner Holzmann)
Die folgende Kulturanleitung stammt von Werner Holzmann, der Catasetum fimbriatum seit Jahren erfolgreich auf der Fensterbank kultiviert:
Obwohl ich im Grundsatz über die Kultur dieser Pflanzen Bescheid wusste, klappte es erst so richtig gut, nachdem ich einen Tipp von einer lieben Orchideenfreundin erhalten hatte, die Cataseten über viele Jahre erfolgreich kultivierte. Das ist für mich der Grund, weshalb ich mich in der D.O.G. einbringe – weil gerade die Hinweise der „alten Hasen“ unglaublich wertvoll für mich sind. Ich hoffe so ein bisschen was an die kommenden Orchideenfreunde weitergeben zu können.
Liebe Monika Bartel, herzlichen Dank für deine wertvollen Tipps!
Während der absolut trockenen Ruhezeit im Winter werden nicht nur die Blätter abgeworfen, auch die Wurzeln des Triebs sterben ab und werden nicht mehr benötigt. Aus diesem Grund wird die Pflanze im Winter aus dem Topf geholt und alle Wurzeln werden komplett entfernt. Belässt man die toten Wurzeln im Topf, könnten sie im folgenden Wachstumszyklus, wenn sehr viel gegossen wird, beginnen zu faulen. Diese Fäulnis kann sich ausbreiten und auch den Neutrieb gefährden. Außerdem wird die Altbulbe völlig entbastet, das heißt von allen trockenen Blattresten befreit. Die Bulben werden dann trocken gelagert und erst wieder getopft, wenn im Frühjahr der Neutrieb und Wurzeln erscheinen.
Als Pflanzstoff hat sich ein normales Rindensubstrat ohne jegliche Zuschlagsstoffe bewährt. Auch Sphagnum lässt sich gut verwenden, da das Substrat ohnehin jährlich gewechselt wird.
Die neue Pseudobulbe von Werners Catasetum fimbriatum wurde nach der Kulturumstellung deutlich größer
(Foto: Werner Holzmann)
Catasetum fimbriatum ‘Schanz’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Wenn Catasetum fimbriatum mitsamt dem Neutrieb getopft ist, kann ordentlich gewässert und auch sehr reichlich gedüngt werden. Da Cataseten sehr hungrig nach Nährstoffen sind, ist es auch problemlos möglich zwei bis drei Körner Osmocote unter das Substrat zu mischen, die die Pflanze für einige Wochen mit Nährstoffen versorgen. Parallel dazu sollte aber auch regelmäßig mit handelsüblichem Orchideendünger gedüngt werden. Während der Wachstumsperiode sollte das Substrat stets feucht gehalten werden und nicht vollständig abtrocknen.
Beim Lichtbedarf von Catasetum fimbriatum scheiden sich die Geister. Während man in einigen Quellen liest, dass Cataseten einen sehr hohen Lichtbedarf haben, kultiviert Werner Holzmann seine Pflanze an einem Nordfenster mit naturgemäß weniger Licht. Da sie gut wächst und regelmäßig blüht, scheint ihr das wohl zu genügen. Vermutlich sind Pflanzen der Art einfach nicht besonders anspruchsvoll hinsichtlich der Lichtverhältnisse. Sie scheinen sowohl in helleren wie auch in etwas schattigeren Gefilden gut zurechtzukommen.
Werner Holzmann kultiviert sein Catasetum fimbriatum temperiert. Auch höhere Temperaturen sind möglich, wenn man sich das natürliche Verbreitungsgebiet anschaut. Nur zu kühl oder gar kalt sollte es nicht sein.
Die Blüten seiner Pflanzen haben einen sehr angenehmen fruchtig-blumigen Duft, der raumfüllend, aber nicht aufdringlich ist.
Werner liebt Pflanzen, die nicht ständig umsorgt werden müssen. Die Arten aus den Gattungen Catasetum, Mormodes und Clowesia sowie die Hybriden daraus gehören zu seinen Lieblingen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nach dem Schreiben des Beitrags jetzt große Lust, mich an solch einem „Liebling“ zu versuchen. Ihr auch? Viel Erfolg beim Kultivieren!
Das neue Wurzelwerk von diesem Jahr
(Foto: Werner Holzmann)