Dryadella zebrina
(Foto: Werner Holzmann)
Der österreichische Biologe Otto PORSCH beschrieb die Art erstmalig in einem Beitrag von „Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Botanik …“ aus dem Jahr 1905. Der damals im Beitrag veröffentlichte Name lautete noch Masdevallia zebrina, was aufgrund der großen Ähnlichkeit zu anderen Arten aus der Gattung nahelag. Der erst kürzlich verstorbene amerikanische Botaniker Carlyle August LUER – ein weltweit anerkannter Spezialist für Pleurothallidinae – begründete im Jahr 1978 in „Selbyana“ die Gattung Dryadella und kombinierte Masdevallia zebrina in diese neue Gattung um. Bis heute ist Dryadella zebrina laut der WCSP (World Checklist of Selected Plant Families) der offizielle Name. Wie bereits bei der vorgestellten Dryadella aurea erwähnt, leitet sich der Gattungsname vom lateinischen Wort Dryas ab. Dryaden sind Baumnymphen, die ihren Ursprung in der griechischen Mythologie haben, wo sie als Gottheiten mit Sitz in großen sommergrünen Eichen angesehen wurden. Die Endung -ella ist das Diminutiv, also eine Verniedlichung dieser Baumnymphen. Während Dryadella aurea per Übersetzung die kleinen goldenen Baumnymphen sind, kann man Dryadella zebrina mit „kleine gestreifte Baumnymphen“ übersetzen. Zebrina leitet sich tatsächlich von der Musterung der Zebras ab, die schon seit dem 16. Jahrhundert unter diesem Namen in Europa bekannt waren.
Das natürliche Verbreitungsgebiet von Dryadella zebrina erstreckt sich von Brasilien über Bolivien bis nach Peru. Die Art wächst dort auf Höhen von 1500 – 3400 Metern über dem Meeresspiegel unter kühlen, selten auch temperierten Bedingungen. Vom späten Frühjahr bis in den frühen Herbst hinein gibt es deutlich weniger Niederschlag in Form von Regen, was zu einer kleinen Trockenphase führt. Wobei die starken Nebel, die besonders am Nachmittag heraufziehen, dafür sorgen, dass das Habitat niemals völlig austrocknet. Die kleinen und empfindlichen Epiphythen werden vom Laub der großen Bäume, auf denen sie sitzen, vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt.
Dryadella zebrina – Einzelblüte
(Foto: Werner Holzmann)
Habitus von Dryadella zebrina
(Foto: Werner Holzmann)
Wie die meisten Pflanzen der Pleurothallidinae hat Dryadella zebrina keine Speicherorgane. An einem kurzen und dünnen Stiel sitzt ein einzelnes festes Blatt. Der Stiel ist nur einen Zentimeter lang und von einer trockenen Hülle umgeben. Das Blatt ist dunkelgrün und verfärbt sich bei genügend Licht stark rötlich. Es ist stark gekielt, hat eine abgerundete Spitze und wird bis zu 5 cm lang. Am unteren Ende des Stiels, geschützt von der trockenen Hülle, entspringt die Infloreszenz, die nur 1-2 cm lang wird und eine einzelne leuchtend gelbe Blüte trägt, die mit einer auffallenden rotbraunen Zeichnung versehen ist. Die Sepalen dominieren das Erscheinungsbild der Blüten. Die Petalen und das Labellum sitzen im Schlund der Blüte und werden zusammen mit den Geschlechtsteilen vom darüberliegenden Sepalum geschützt. Die Blüten von Dryadella zebrina sind deutlich größer als die von Dryadella aurea.
Kultivieren lässt sich Dryadella zebrina zwar auch getopft in feiner Rinde, Sphagnum-Moos oder auch mineralisch, wesentlich einfacher ist aber eine aufgebundene Kultur in einer Vitrine oder einem Gewächshaus. Im Folgenden stelle ich euch die Kulturmethode von Werner Holzmann vor, der die Art zusammen mit „der goldenen Schwester“ seit einigen Jahren erfolgreich in einer Orchideenvitrine pflegt:
Wie oben schon erwähnt, besitzt Dryadella zebrina keine Speicherorgane und muss somit dauerfeucht gehalten werden. Auch hohe Luftfeuchtigkeit wirkt sich sehr positiv auf Wachstum und Blühfreudigkeit aus. Aus diesem Grund kultiviert Werner Holzmann seine Pflanze in seiner Orchideenvitrine, in der hohe Luftfeuchtigkeit leichter zu erreichen ist. Er besprüht die kleine Pflanze täglich mit salzarmem Wasser. Mehrmals täglich laufen kleine Ventilatoren, die dafür sorgen, dass die Blätter abtrocknen können und nicht zu faulen beginnen. Alle vier Wochen gibt es etwas Dünger mit ins Wasser. Der Leitwert des Düngerwassers liegt bei 150-200 Mikrosiemens/cm.
Natürliches Tageslicht erhalten die Pflanzen in seinem Orchidarium nicht. Er beleuchtet ausschließlich mit Kunstlicht. Derzeit nutzt er dafür noch eine Leuchtstoffröhre, die speziell auf die Kultur von Pflanzen ausgelegt ist. Aufgrund des Stromverbrauchs und des Umweltschutzes ist eine Umstellung auf LED-Lampen geplant. Ein weiterer Vorteil von LED-Lampen ist, dass sie kaum Temperatur erzeugen, was bei kühler zu kultivierenden Pflanzen natürlich deutlich besser ist. Leuchtstoffröhren können sehr heiß werden und je nach Anbringung die Vitrine stark aufheizen. Die Temperaturbedingungen in der Vitrine sind kühl-temperiert, da sie in einem unbeheizten Raum steht, in dem das Fenster nur bei Frost geschlossen wird. Im Sommer wird es natürlich auch mal etwas wärmer, was den Pflanzen aber nicht schadet.
Als Unterlage zum Aufbinden nimmt Werner Holzmann sehr gerne Presskork. Dieser mag vielleicht nicht so langlebig sein, da er sich durch die andauernde Feuchtigkeit schnell zersetzt, dafür lässt er sich aber ganz einfach zerbröseln, wenn es an der Zeit ist, die Pflanze neu aufzubinden. Früher oder später muss jede Unterlage ausgetauscht werden. Bei harten Materialien, die sich nicht zersetzen, hat man dann immer das Problem, dass man die Wurzeln nicht davon ablösen kann, ohne sie zu verletzten oder gar abzureißen.
Allein schon wegen ihrer märchenhaften Namensgebung muss ich mir unbedingt eine kleine Baumnymphe zulegen. Golden oder gestreift? Wofür würdet ihr euch entscheiden? Viel Erfolg beim Kultivieren!
Dryadella aurea (mittig) mit der rotlaubigen Dryadella zebrina (rechts)
(Foto: Werner Holzmann)