x Papilisia taiwaniana – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich wurde × Papilisia taiwaniana im Jahr 1989 von Shao Shun YING als Vanda taiwaniana beschrieben. Paul Abel ORMEROD kombinierte die Art im Jahr 2002 in die Gattung Papilionanthe um. Zwei Jahre später, im Jahr 2004, wurde sie dann von Julian Mark Hugh SHAW als Naturhybride aus Papilionanthe teres und Luisia megasepala eingeordnet. Seitdem wird sie in der WCSP (World Checklist of Selected Plant Families) als × Papilisia taiwaniana geführt. Im Handel wird die Pflanze allerdings in den meisten Fällen als Papilionanthe taiwaniana angeboten. Nur beim Artnamen waren sich alle einig, da die Art – oder Naturhybride – lediglich in Taiwan zu finden ist, scheint dieser auch sehr sinnig und stimmig.
× Papilisia taiwaniana wächst epiphytisch in den Laubwäldern Taiwans in Höhenlagen von 200 bis 600 Metern. Die Temperaturen sind ganzjährig recht hoch, nur selten fallen sie unter 15 °C. Im Frühling und Sommer gibt es deutlich mehr Niederschläge als in den Herbst- und Wintermonaten, wobei das Habitat niemals vollkommen austrocknet.
Der Habitus von × Papilisia taiwaniana erinnert stark an eine Sukkulente. Auf den ersten Blick würde man niemals auf eine Orchidee kommen. An einem dünnen fleischigen Stamm, der aufrecht wächst, sitzen einzelne ebenso dünne und fleischige Blätter, die wie gerade Äste geformt sind. Dieses Laub dient dazu, Wasser zu speichern, um auch während der trockeneren Phasen im Winter gut versorgt zu sein.
× Papilisia taiwaniana mit zwei Blüten an zwei Infloreszenzen
(Foto: Thomas Jacob)
Habitus von × Papilisia taiwaniana
(Foto: Thomas Jacob)
Die Wurzeln von × Papilisia taiwaniana sind typsiche Epihytenwurzeln, wie sie auch Phalaenopsen haben. In trockenem Zustand erscheinen sie silbrig, sobald sie nass werden, wirken sie dunkelgrün. Auch die Temperaturbedingungen am Standort ähneln denen vieler Phalaenopsis-Arten, weswegen sich die Kultur der Pflanzen auch nicht unterscheidet.
Die Pflege auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da × Papilisia taiwaniana warme bis heiße Bedingungen mag, ist auch ein gut beheiztes Wohnzimmer im Winter ein geeigneter Ort für sie. Nachts sollten die Temperaturen nicht dauerhaft unter 16 – 18 °C fallen. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte nicht allzu niedrig sein, was besonders im Winter, wenn die Heizung läuft, schnell passiert. Wasserschalen, die zwischen den Orchideen platziert werden, können Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies von einigen Autoren empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70 – 90 % Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1 – 2 Minuten fällt der Wert aber rasant wieder ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet dieses wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Als Pflanzstoff für × Papilisia taiwaniana eignet sich Rinde in mittlerer bis grober Körnung (12 – 20 mm) am besten. Bei sehr kleinen Töpfen kann auch Substrat aus Kokosfasern oder feinere Rinde verwendet werden. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – komplett abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein oder durch Zersetzung zu sehr verdichtet. Die Pflanzen zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind und kein Kondenswasser am Topfrand mehr zu sehen ist, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser, als nur wenig Wasser zu gießen. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt sehr gut beobachten.
Das Tauchwasser darf bei dieser Naturhybride den Sommer über eine Leitfähigkeit von 200 µS/cm haben. Ein- bis zweimal im Monat wird mit einer Leitfähigkeit von ca. 400 µS/cm gedüngt, aber nur von März bis Oktober. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht. Die im Substrat angereicherten Nährstoffe reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Dann darf auch ganzjährig gedüngt werden. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Im Sommer, oft auch schon ab März, achte ich darauf, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch gut vertragen. Einige Quellen geben sogar direktes Sonnenlicht als wichtigen Baustein für die erfolgreiche Kultur an. Meine × Papilisia taiwaniana steht in der Nähe eines sehr hellen Fensters mit Ausrichtung nach Westen. Ab dem vorangeschrittenen Nachmittag erhält die Pflanze vollen Sonnenschein bis zum Sonnenuntergang am Abend.
Das auffällig gefärbte Labellum von × Papilisia taiwaniana erinnert mit seinen zwei langen Fortsätzen an eine Schlangenzunge. Zusammen mit dem ungewöhnlichen Habitus zieht die Pflanze alle Blicke auf sich.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von × Papilisia taiwaniana
(Foto: Thomas Jacob)