Vanda garayi – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich wurde Vanda garayi im Jahr 1992 von Eric Alston Christenson als Ascocentrum garayi beschrieben. 20 Jahre später kombinierte Lauren Maria Gardiner die Art in die Gattung Vanda um.
Die große Ähnlichkeit zu Vanda miniata sorgt häufig für Verwechslungen. So erwarb auch ich meine Pflanze vor drei Jahren unter dem Namen Vanda miniata. Da Vandeen nicht mein Spezialgebiet sind, postete ich Bilder von ihr in unserer Onlinegruppe bei Facebook. Gregor Kleefeld, der sich wesentlich besser mit der Gattung auskennt, klärte mich in den Kommentaren des Posts über die Unterscheidungsmerkmale der beiden Arten auf und wies mich auf den korrekten Namen Vanda garayi hin. Wenn man weiß, worauf man achten muss, ist eine richtige Identifikation anhand der Blüten auch gar nicht so schwer.
Die Blütenblätter:
Während die Blütenblätter bei Vanda miniata recht schmal sind, sind die von Vanda garayi deutlich breiter. Dadurch wirkt die gesamte Blüte von Vanda garayi runder und geschlossener.
Das Labellum:
Bei Vanda miniata ist das Labellum wesentlich länger und krümmt sich vollständig nach hinten. Vanda garayi hingegen hat ein kürzeres Labellum, das gerade nach vorne verläuft.
Die Färbung:
Ein sehr gleichmäßig durchgefärbtes Orange findet man nur bei den Blüten von Vanda garayi. Die Färbung der Blüten von Vanda miniata hingegen zeigt verschiedene Schattierungen von Orangetönen.
Auf dem zweiten Foto in diesem Beitrag habe ich die Blüten der beiden Naturformen für euch direkt gegenübergestellt. Die Unterschiede sind dann wirklich leicht und eindeutig zu erkennen.
Die Blüten von Vanda garayi (links) und Vanda miniata (rechts) im direkten Vergleich
(Foto: Thomas Jacob)
Habitus von Vanda garayi
(Foto: Thomas Jacob)
Die Wurzeln von Vanda garayi sind typsiche Epihytenwurzeln, wie sie z. B. auch Phalaenopsen haben. In trockenem Zustand erscheinen sie silbrig, sobald sie nass werden, wirken sie dunkelgrün. Auch die Temperaturbedingungen am Standort ähneln denen vieler Phalaenopsis-Arten, weswegen sich die Kultur der Pflanzen auch nicht unterscheidet.
Die Pflege auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da Vanda garayi warme bis heiße Bedingungen mag, ist auch ein gut beheiztes Wohnzimmer im Winter ein geeigneter Ort für sie. Nachts sollten die Temperaturen nicht dauerhaft unter 16 – 18 °C fallen. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte nicht allzu niedrig sein, was besonders im Winter, wenn die Heizung läuft, schnell passiert. Wasserschalen, die zwischen den Orchideen platziert werden, können Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies von einigen Autoren empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70 – 90 % Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1 – 2 Minuten fällt der Wert aber rasant wieder ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet dieses wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Als Pflanzstoff für Vanda garayi eignet sich Rinde in mittlerer bis grober Körnung (12 – 20 mm) am besten. Bei sehr kleinen Töpfen kann auch Substrat aus Kokosfasern oder feinere Rinde verwendet werden. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – komplett abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein oder durch Zersetzung zu sehr verdichtet. Die Pflanzen zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind und kein Kondenswasser am Topfrand mehr zu sehen ist, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser, als nur wenig Wasser zu gießen. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt sehr gut beobachten. Auch wurzelnackt kann Vanda garayi kultiviert werden. Allerdings bedeutet das einen deutlich höheren Aufwand in der Kultur, da besonders im Sommer täglich getaucht werden sollte.
Das Tauchwasser darf bei der Art den Sommer über eine Leitfähigkeit von 200 µS/cm haben. Ein- bis zweimal im Monat wird mit einer Leitfähigkeit von ca. 400 µS/cm gedüngt, aber nur von März bis Oktober. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht. Die im Substrat angereicherten Nährstoffe reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Dann darf auch ganzjährig gedüngt werden. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Infloreszenz von Vanda garayi
(Foto: Thomas Jacob)
Seitenansicht von Vanda garayi
(Foto: Thomas Jacob)
Im Sommer, oft auch schon ab März, achte ich darauf, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch gut vertragen. Bei sehr heller und sonniger Kultur schützt Vanda garayi ihre Blätter durch die Produktion von Anthocyan – einem dunklen Farbstoff, der Teile der Pflanze rötlich färbt. Der Vorgang ist zu vergleichen mit dem Braunwerden der menschlichen Haut oder der Bildung von Sommersprossen. Meine Pflanze steht in der Nähe eines sehr hellen Fensters mit Ausrichtung nach Westen. Ab dem vorangeschrittenen Nachmittag erhält die Pflanze vollen Sonnenschein bis zum Sonnenuntergang am Abend.
Die auffällig gefärbten Blüten von Vanda garayi sind ein wahrer Blickfang im Sommer.
Viel Erfolg beim Kultivieren!