Habitus von Vanda cristata (Foto: Thomas Jacob)
Vanda cristata ist heimisch in Bangladesch, Indien, Nepal, Bhutan und Tibet. Sie wächst dort epiphytisch auf mit Moos bewachsenen Bäumen. Die Standorte liegen 600 – 2 300 Meter über dem Meeresspiegel und sind oft der vollen Sonne ausgesetzt. Durch das recht große Verbreitungsgebiet und die unterschiedlichen Höhenlagen schwanken die klimatischen Bedingungen je nach Standort. Im Frühjahr und Sommer ist es recht warm und es gibt – bedingt durch den Monsun – sehr viel Niederschlag. Während der Wintermonate gehen die Temperaturen deutlich zurück und auch die Regenmengen nehmen merklich ab. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die das tropische Klima mit sich bringt, trocknet das Habitat aber niemals völlig ab.
Der Artname cristata leitet sich vom lateinsichen Wort crista ab, das man mit (Hahnen-)Kamm übersetzen kann. Das Labellum ist sehr uneben und hat zahlreiche kleine Auswüchse, die kammartig anmuten. Besonders im englischen Sprachraum und in China wird Vanda cristata deswegen auch »the comb Vanda«, also »die Kamm-Vanda« genannt. Oft wird Vanda cristata mit Vanda alpina verwechselt – Letzterer allerdings fehlen die kammartigen Auswüchse auf der Lippe.
Die meisten Blüten zeigen eine intensive rote – teilweise fast schwarze – Zeichnung auf dem Labellum. Als ich vor einiger Zeit durch die Gewächshäuser einer bekannten Orchideengärtnerei in Welbhausen schlenderte, entdeckte ich zwischen zahlreichen erstblühenden Jungpflanzen von Vanda cristata eine einzelne Pflanze mit orangefarbener Zeichnung auf weißer Lippe. Laut Aussage des Gärtnereibesitzers gab es bei der Aussaat, die er selbst gemacht hatte, einige so hell blühende Exemplare. Ich hatte echt Glück, denn die meisten hatten schon Wochen früher geblüht und waren dann sehr schnell ausverkauft.
Seitenansicht der Einzelblüten (Foto: Thomas Jacob)
Vanda cristata – Blüten (Foto: Thomas Jacob)
Die Pflege auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da Vanda cristata besonders im Sommer warme bis heiße Bedingungen mag, kommt sie mit unseren teils sehr heißen Sommern gut zurecht. Nachts dürfen die Temperaturen im Winter auch gerne mal unter 15 °C fallen. Sie sollte aber auch bei wärmeren Nächten im Winter gut gedeihen – zumindest haben mir das einige Freunde berichtet, die die Art ebenfalls kultivieren. Mit der teilweise niedrigen Luftfeuchtigkeit in unseren Breitengraden scheint sie ebenfalls ganz gut zurechtzukommen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies von einigen Autoren empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70 – 90 % Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1 – 2 Minuten fällt der Wert aber wieder deutlich ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet dieses wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Im Sommer, oft auch schon ab März, achte ich darauf, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch gut vertragen. Meine Pflanze steht in der Nähe eines sehr hellen Fensters mit Ausrichtung nach Westen. Ab dem vorangeschrittenen Nachmittag erhält die Pflanze vollen Sonnenschein bis zum Sonnenuntergang.
Als Pflanzstoff für Vanda cristata eignet sich Rinde in mittlerer Körnung (9 – 18 mm) am besten. Bei sehr kleinen Töpfen kann auch Substrat aus Kokosfasern oder feinere Rinde verwendet werden. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – vollständig abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein oder durch Zersetzung zu sehr verdichtet. Die Pflanzen zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind und kein Kondenswasser am Topfrand mehr zu sehen ist, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser, als nur wenig Wasser zu gießen. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt sehr gut beobachten. Auch wurzelnackt kann Vanda cristata kultiviert werden. Allerdings bedeutet das einen deutlich höheren Aufwand, da besonders im Sommer täglich getaucht werden sollte. Einfacher ist die wurzelnackte Kultur in einer Orchideenvitrine, in der die Luftfeuchtigkeit sehr hoch gehalten wird.
Das Tauchwasser darf bei Vanda cristatat den Sommer über eine Leitfähigkeit von 200 – 250 µS/cm haben. Ein- bis zweimal im Monat wird mit einer Leitfähigkeit von ca. 400 µS/cm gedüngt, aber nur von März bis Oktober. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht. Die im Substrat angereicherten Nährstoffe reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Dann darf auch ganzjährig gedüngt werden. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Die wachsartigen Blüten von Vanda cristata verströmen einen zarten blumigen Duft und halten über viele Wochen.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Vanda cristata – Blüten (Foto: Thomas Jacob)