Scaphosepalum verrucosum – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich wurde die Art im Jahr 1850 von Heinrich Gustav REICHENBACH als Masdevallia verrucosa beschrieben. 38 Jahre später – im Jahr 1888 – begründete Ernst Hugo Heinrich PFTIZER durch einen Beitrag in “Die Natürlichen Pflanzenfamilien” die Gattung Scaphosepalum und überführte die Art dorthin. Der Gattungsname Scaphosepalum setzt sich aus dem griechischen Wort skaphís (= kleines Schiff, Wanne) und dem lateinischen Wort sepalum (= Kelchblatt) zusammen und bezieht sich auf die konkaven zusammengewachsenen Sepalen. Der Artname verrucosum lässt sich mit “warzig” übersetzen und wurde wegen der zahlreichen kleinen warzenartigen Erhebungen auf den Blütenstielen gewählt.
Scaphosepalum verrucosum ist von Kolumbien über Ecuador, Bolivien und Venezuela bis nach Guyana verbreitet. Dort wächst es epiphytisch, terrestrisch und auch lithophytisch in Höhenlagen von 1 300 bis 3 500 Meter. Je nach Standort variieren die vorherrschenden Temperaturen. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch. Zwar nehmen die Regenmengen im Winter deutlich ab, die stets sehr hohe Luftfeuchtigkeit sorgt aber dafür, dass das Habitat niemals austrocknet.
Die kleinbleibende Art bildet dünne, ca. 3 cm lange Stiele, auf denen jeweils ein einzelnes Blatt sitzt. Das Laub ist dunkelgrün, ca. 5 cm lang und sehr fest. Am Triebansatz entstehen die Infloreszenzen, die revolverartig eine Blüte nach der anderen entwickeln. Meist sind 2 – 3 Blüten gleichzeitig geöffnet. Jeder Blütentrieb kann mehrere Jahre lang blühen und dadurch sehr lang werden. Hauptblütezeit ist im Winter und Frühjahr, wobei Scaphosepalum verrucosum aber das ganze Jahr über blühen kann. Die gelben Blüten sind lediglich 1 bis 2 cm groß und öffnen sich nicht vollständig. Sie bilden kleine »Höhlen«, die wie der Schlund eines Mini-Monsters aussehen, und duften nicht.
Habitus von Scaphosepalum verrucosum
(Foto: Thomas Jacob)
Scaphosepalum verrucosum öffnet meist zwei bis drei Blüten gleichzeitig an jeder Infloreszenz.
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere meine Scaphosepalen getopft in mineralischem Substrat, meist Lavagranulat in der Körnung 2 – 8 mm. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, dann sollte auf hohe Luftfeuchtigkeit geachtet werden, z. B. in einer Orchideenvitrine, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Auch dürfen sie niemals dauerhaft abtrocknen, da die Pflanzen keine Speicherorgane wie Pseudobulben besitzen. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich somit immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substratteilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Umgetopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Bei Pflanzen, die in organischem Substrat getopft waren, hatte ich mit gelegentlichem Tauchen keinen Erfolg, weshalb ich inzwischen alle Pleurothallidinae auf mineralisches Substrat umgestellt habe. Natürlich ist es aber auch möglich, Scaphosepalum verrucosum in anderen Pflanzstoffen zu kultivieren. Man sollte immer das Substrat wählen, mit dem man gut zurecht kommt und das zu den eigenen Gießgewohnheiten passt.
Das Gießwasser, mit dem ich den Untersetzer auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca.150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat mit auf etwa 300 µS/cm eingestelltem Wasser gedüngt. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln schädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht. Scaphosepalum verrucosum steht ganzjährig im kühlen Treppenhaus an einem Fenster, das nach Norden ausgerichtet ist. Hier bleibt es während der heißen Tage am kühlsten und die schattigen Lichtverhältnisse scheinen ihm zu genügen. Die nächtlichen Temperaturen fallen dort im Winter auf ca. 8 – 10 °C ab – je nach Außentemperatur. Während im Sommer sehr darauf geachtet werden muss, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Deshalb muss ab Mitte Februar zwingend schattiert werden, sofern die Pflanze nicht an einem Nordfenster steht.
Scaphosepalum verrucosum blüht bei mir fast das ganze Jahr hindurch. Lediglich während des Hochsommers macht sie eine ganz kurze Pause. Die leuchtend gelben Blüten sind besonders in den Wintermonaten eine gelungene Abwechslung zum vorherrschendem Grau dieser Jahreszeit. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Die Blüte von Scaphosepalum verrucosum im Profil.
(Foto: Thomas Jacob)