Scaphosepalum tiaratum
Scaphosepalum tiaratum – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Scaphosepalum tiaratum wurde im Jahr 1981 vom amerikanischen Botaniker Carlyle August Luer beschrieben, der bis ins hohe Alter zahlreiche Arten der Pleurothallidinae beschrieb. Bis kurz vor seinem Tod im September 2019 veröffentliche er noch regelmäßig Neubeschreibungen und Umkombinationen in renommierten Fachbüchern und -zeitschriften. Er wurde 97 Jahre alt und bewahrte sich bis zum Schluss seine Neugier und Leidenschaft für die Familie der Orchidaceae.
Der Gattungsname setzt sich aus dem griechischen Wort skaphís (= kleines Schiff, Wanne) und dem lateinischen Wort sepalum (= Kelchblatt) zusammen und bezieht sich auf die zusammengewachsenen konkaven Sepalen. Der Artname tiaratum leitet sich vom lateinischen Wort tiāra (= Turban, Diadem, Krone) ab und bezieht sich, wie auch schon der Gattungsname, auf das konkave dorsale Kelchblatt, das an einen Turban erinnert.
Scaphosepalum tiaratum wächst in den kolumbianischen und ecuadorianischen Anden auf Höhen von 1 700 bis 2 000 Metern über dem Meeresspiegel. Die Temperaturbedingungen an den Standorten der kleinwüchsigen und epiphytisch wachsenden Art liegen im kühlen Bereich. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, wobei diese im Winter weniger häufig auftreten. Die Luftfeuchtigkeit ist aber ganzjährig so hoch, dass das Habitat niemals vollständig abtrocknet. An den Infloreszenzen, die an der Basis des Blattstiels entspringen, entstehen immer wieder neue Knospen und Blüten. Meist ist nur eine Blüte geöffnet, gelegentlich kommt es jedoch vor, dass zwei Blüten zur gleichen Zeit erblühen. Die Hauptblütezeit von Scaphosepalum tiaratum ist im Frühjahr.
Beim Blick von oben auf die Blüte erkennt man das turbanartige dorsale Kelchblatt, das namensgebend für die Art ist.
(Foto: Thomas Jacob)
Habitus von Scaphosepalum tiaratum
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere meine Scaphosepalen getopft in mineralischem Substrat, meist Lavagranulat in der Körnung 2 – 8 mm. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, dann sollte auf hohe Luftfeuchtigkeit geachtet werden, z. B. in einer Orchideenvitrine, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Da die Pflanzen keine Speicherorgane wie Pseudobulben besitzen, dürfen die Wurzeln auch niemals dauerhaft abtrocknen. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich dadurch immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substratteilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Umgetopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Bei Pflanzen, die in organischem Substrat getopft waren, hatte ich mit gelegentlichem Tauchen keinen Erfolg, weshalb ich inzwischen alle Pleurothallidinae auf mineralisches Substrat umgestellt habe. Ein weiterer Vorteil von mineralischem Substrat bei Scaphosepalum ist seine Temperatur. Da die Gattung kühle Bedingungen liebt und braucht, sind die feinen Wurzeln in einem kühlen Pflanzstoff bestens aufgehoben.
Das Gießwasser, mit dem ich den Untersetzer auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat mit auf etwa 300 µS/cm eingestelltem Wasser gedüngt. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln schädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht.
Scaphosepalum tiaratum steht ganzjährig im kühlen Treppenhaus an einem Fenster, das nach Norden ausgerichtet ist. Hier bleibt es während der heißen Tage am kühlsten und die schattigen Lichtverhältnisse scheinen ihm zu genügen. Die nächtlichen Temperaturen fallen dort im Winter auf ca. 8 – 10 °C – je nach Außentemperatur.
Während im Sommer sehr darauf geachtet werden muss, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Deshalb muss zwingend ab Mitte Februar schattiert werden, wenn die Pflanze nicht an einem Nordfenster steht.
Die Blüten von Scaphosepalum tiaratum muten fast außerirdisch an und ziehen dadurch alle Blicke auf sich.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Scaphosepalum tiaratum
(Foto: Thomas Jacob)