Restrepia trichoglossa – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Wie bereits in früheren Beiträgen erwähnt, geht der Gattungsname Restrepia auf den kolumbianischen Orchideenforscher José Manuel RESTREPO VÉLEZ zurück, der als Erster die Geschichte der antioquischen Anden erforschte. Der Artname trichoglossa setzt sich zusammen aus den beiden griechischen Wörtern thrix = Haar und glossa = Zunge, wegen der Form des Labellums, das an eine Zunge erinnert, die am Rand mit feinen Haaren besetzt ist.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Panama über Kolumbien und Peru bis nach Ecuador. Restrepia trichoglossa wächst dort epiphytisch auf Bäumen, durch deren Laub sie vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt ist. Wegen der teilweise hoch gelegenen Standorte von 300 bis 3200 Metern über dem Meeresspiegel sind die klimatischen Bedingungen eher im kühlen Bereich. Gelegentlich findet man auch Pflanzen in temperierten Lagen. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, sodass das Habitat niemals austrocknet. Auch die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig sehr hoch.
Habitus von Restrepia trichoglossa
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüte von Restrepia trichoglossa im Profil
(Foto: Thomas Jacob)
Die Art bildet einzelne Blätter aus, die auf ca. 3 – 4 cm langen Stielen sitzen. Die Blätter werden bis zu 6 cm lang und sind glänzend grün. An der Basis der Blätter entspringen die Infloreszenzen. Jedes Blatt kann mehrmals Blütentriebe hervorbringen, die jeweils nur eine einzelne Blüte von 2 – 3 cm Höhe und 0,5 – 1 cm Breite tragen. Während die Petalen und das dorsale Sepalum sehr filigran und teilweise farblos transluzent sind, fällt das überdimensionale Synsepalum durch seine auffällig roten Streifen sofort ins Auge. Die Lippe ist in das verwachsene Synsepalum eingebettet, zungenartig geformt und am Rand mit feinen Haaren besetzt.
Ich kultiviere meine Restrepia trichoglossa getopft in Lavagranulat in der Körnung 2 – 8 mm. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, allerdings ist dann eine Orchideenvitirine oder ein Gewächshaus zu empfehlen, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich somit immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substratteilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Getopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Restrepien im Allgemeinen lieben Feuchtigkeit und hassen Trockenheit. Gelegentliches Tauchen bei Pflanzen in organischem Substrat war unter meinen Bedingungen nicht von Erfolg gekrönt, weshalb ich inzwischen alle Pleurothallidinae auf mineralisches Substrat umgestellt habe.
Das Gießwasser, mit dem ich die Schale auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat gedüngt. Dabei dünge ich das Wasser auf etwa 300 µS/cm auf. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln beschädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht. Restrepia trichoglossa steht ganzjährig im kühlen Treppenhaus an einem Fenster, das nach Norden ausgerichtet ist. Hier bleibt es einfach während der heißen Tage am kühlsten und die schattigen Lichtverhältnisse scheinen ihr zu genügen. Die nächtlichen Temperaturen fallen dort auch mal unter die 10 °C ab – je nach Außentemperatur. Während im Sommer sehr darauf geachtet werden muss, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Aus diesem Grund muss zwingend ab Mitte Februar schattiert werden, wenn sie nicht an einem Nordfenster, oder unter künstlichem Licht steht.
Die ungewöhnliche Form der Blüten mit ihren auffälligen Streifen auf dem Synsepalum zieht alle Blicke auf sich. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Restrepia trichoglossa
(Foto: Thomas Jacob)