Restrepia cymbula – Seitenansicht
(Foto: Thomas Jacob)
Der Gattungsname Restrepia geht auf den kolumbianischen Orchideenforscher José Manuel RESTREPO VÉLEZ zurück, der als Erster die Geschichte der antioquischen Anden erforschte. Die Gattung zählt zu den Pleurothallidinae, zu denen auch Dracula, Lepanthes, Platystele und einige andere Gattungen der Familie Orchidaceae gehören. Die Erstbeschreibung von Restrepia cymbula stammt aus der jüngeren Orchideen-Geschichte. Im Jahr 1996 wurde sie in „Orquideologia; Revista de la Sociedad Colombiana de Orquideologia. Medellin“ veröffentlicht. Die Autoren der Erstbeschreibung waren der amerikanische Botaniker und Orchideen-Spezialist Carlyle A. LUER und der 2009 verstorbene kolumbianische Botaniker und weltweit anerkannte Orchideen-Experte Rodrigo ESCOBAR. Synonyme für Restrepia cymbula werden in der WCSP nicht aufgeführt.
Restrepia cymbula ist heimisch in Ecuador und scheint dort endemisch zu sein. Der genaue Fundort ist leider nicht bekannt. Man kann davon ausgehen, dass die epiphytischen Pflanzen – wie alle Restrepien – feuchte Regenwälder mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit besiedeln, ihr Habitat somit niemals vollkommen austrocknet. Durch die immergrünen Bäume und Büsche, auf denen Restrepia cymbula wächst, ist sie vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Über die Temperaturbedingungen am Standort können keine Aussagen getroffen werden.
Die Art bildet einzelne Blätter aus, die auf ca. 2-4 cm langen Stielen sitzen. Die Blätter werden bis zu 6 cm lang und sind glänzend grün. An der Basis der Blätter entspringen die Infloreszenzen. Jedes Blatt kann mehrmals Infloreszenzen hervorbringen. Diese tragen jeweils nur eine einzelne Blüte, die ungefähr 3 cm hoch und 1 cm breit ist. Während die Petalen und das dorsale Sepalum sehr filigran und teilweise farblos transparent sind, leuchtet das überdimensionale Synsepalum in auffallendem Orange mit roten Streifen. Das Labellum ist in das schalenartige Synsepalum eingebettet.
Restrepia cymbula
(Foto: Thomas Jacob)
Habitus von Restrepia cymbula
(Foto: Thomas Jacob)
Restrepia cymbula ist eine der blühfreudigen Restrepien, die sich im Laufe von wenigen Jahren zu kleinen Büschen mit sehr vielen Blüten entwickeln können. Eine Kultur auf der Fensterbank ist möglich, wenn man im Winter für möglichst kühle Temperaturen sorgen kann.
Ich kultiviere meine Restrepien getopft in mineralischem Substrat, wobei Restrepia cymbula zwar noch in ihrer Rindenmischung vom Kauf steht, aber wie alle anderen kultiviert wird. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, allerdings ist dann eine Orchideenvitirine oder ein Gewächshaus zu empfehlen, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Meine Restrepia brachypus – die wir bereits als Orchidee der Woche vorgestellt haben – sitzt in einer Mischung aus Bimskies, Lavagranulat und Zeolith. Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich somit immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substrat-Teilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Getopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird. Wie gesagt ist meine Restrepia cymbula noch in Rinde mit Perliten und Moos getopft. Sie stand den Sommer über aber trotzdem dauerhaft im Wasser. Dadurch zersetzt sich das Substrat allerdings schon langsam. Es muss also neu getopft werden, wofür ich mineralisches Substrat verwenden werde.
Das Gießwasser, mit dem ich die Schale auffülle, hat einen Leitwert von ca. 150 Mikrosiemens/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1-2 Mal im Monat gedüngt. Dabei dünge ich das Wasser auf etwa 300 Mikrosiemens/cm auf. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln beschädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht.
Den Sommer darf meine Restrepia cymbula im Freien verbringen, was man ihr an den Blättern stellenweise auch ansieht. Sie steht dort schattig und vor Regen und Sturm geschützt, um möglichst kühle Temperaturen zu gewährleisten. Sie verträgt die heißen Sommertage bei uns in Süddeutschland aber sehr gut. Wichtig ist, dass die nächtlichen Temperaturen deutlich niedriger sind als am Tage. Sobald die Temperaturen nachts dauerhaft unter 8 Grad fallen, hole ich die Pflanze nach innen und stelle sie an einen kühlen Platz, an dem das Fenster so oft wie nur möglich gekippt ist. Im Winter sollte die Pflanze nicht zu warm stehen. Ein ungeheizter Raum (z. B. ein Treppenhaus) ist ideal, wenn genug Licht vorhanden ist. Im Winter kultiviere ich an einem hellen Westfenster in einem ungeheizten Raum. Dort können die Temperaturen in der Nacht auch auf 8-10 Grad abfallen.
Während ich im Sommer sehr darauf achte, dass keine Sonnenstrahlen direkt auf die Blätter fallen, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze scheinen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Deshalb muss zwingend ab Mitte Februar schattiert werden.
Die ungewöhnliche Form der Blüten mit ihren leuchtenden Farben zieht alle Blicke auf sich. Wer mit dem Gedanken spielt, sich an Restrepien heranzutrauen, dem kann ich Restrepia brachypus und Restrepia cymbula wärmstens empfehlen. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Restrepia cymbula
(Foto: Thomas Jacob)