Renanthopsis Mildred Jameson ‘Bonsall’ SM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Bereits am 01. Dezember 1969 wurde die Hybride Renanthopsis Mildred Jameson in das Register der RHS (Royal Horticultural Society) eingetragen. Der Hobby-Orchideenzüchter Henry Wallbrunn aus Florida hatte einige Jahre zuvor die Blüte einer Renanthera monachica mit dem Pollen von Phalaenopsis stuartiana erfolgreich bestäubt. Er gab einige der entstandenen Jungpflanzen an die Orchideengärtnerei Fort Caroline Orchids, Inc., die diese neue Hybride erstmalig Ende 1969 zum Blühen brachte und sie kurz darauf unter dem Namen Renanthopsis Mildred Jameson bei der RHS anmeldete. Wer Mildred Jameson war und warum man eine Orchidee nach ihr benannte, konnte ich leider nicht herausfinden. An der Hybride sind also, wie oben schon erwähnt, zwei Naturformen aus unterschiedlichen Gattungen beteiligt:
50% Renanthera monachica
50% Phalaenopsis stuartiana
Renanthera monachica wächst auf der philippinischen Insel Luzon epiphytisch unter warmen bis heißen Bedingungen. Man findet die mittelgroße Art bis auf 500 Metern über dem Meeresspiegel. An einem dünnen länglichen Stamm bildet Renanthera monachica dunkelgrüne feste Blätter aus, die wechselständig auftreten und bis zu 12 cm lang werden. Meist im späten Winter und zeitigen Frühjahr erscheinen die bis zu 45 cm langen Infloreszenzen, die sich verzweigen und 6 – 30 nicht duftende Blüten tragen können. Sie sind gelb gefärbt und mit vielen roten Punkten besetzt. Die Blüten von Renanthera monachica halten sehr lange. Am besten kultiviert man die Pflanzen mit wenig sehr grober Rinde, die schnell abtrocknet, oder ganz wurzelnackt, dann muss allerdings die benötigte hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet sein.
Phalaenopsis stuartiana ist ebenfalls auf den Philippinen heimisch. Man findet die Art in den warmen und feuchten Wäldern der Insel Mindanao auf Höhen bis zu 300 Metern über dem Meeresspiegel. Auch Phalaenopsis stuartiana mag warme bis heiße Temperaturen das ganze Jahr hindurch. Der kleine bis mittelgroße Epiphyt wächst auf Bäumen, Baumstümpfen und Büschen in schattigen Lagen ohne direktes Sonnenlicht. Phalaenopsis stuartiana bildet einen kurzen Stamm aus, an dem wechselständig breite dunkelgrüne, gefleckte Blätter wachsen. Die verzweigte Infloreszenz kann bis zu einem Meter lang werden und bis zu 100 weiße, leicht duftende Blüten tragen, die lediglich an den unteren Sepalen und der Lippe gelb überhaucht sind und einige orangefarbene Punkte aufweisen.
Für Renanthopsis Mildred Jameson ‘Bonsall’ gab es in diesem Zustand die Silbermedaille auf Kultur
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Und die Silbermedaille in der Kategorie Hybriden
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die monopodial wachsende Hybride Renanthopsis Mildred Jameson bildet einen halbhohen Stamm aus, der wechselständige dunkelgrüne Blätter trägt, die sich über die Längsachse leicht nach unten einrollen und ca. 10-15 cm lang werden. Im Winter oder Frühjahr erscheinen die Infloreszenzen, die sich meistens verzweigen und 6-30 gelbliche Blüten mit orangebraunen Punkten tragen. Die Blüten sind rund 5 cm hoch und fast genauso breit. Die Tepalen strecken sich sehr gut, sodass die Blüte sehr flach wird (siehe Seitenansicht). Der bekannteste Klon ist Renanthopsis Mildred Jameson ‘Bonsall’, der neben HCC/AOS auch mit der Silbermedaille der D.O.G. ausgezeichnet und durch Meristemisierung unzählige Male reproduziert wurde. Die Blüten halten sehr lange und duften leicht.
Eine Kultur auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da beide beteiligten Naturformen warme bis heiße Bedingungen mögen, ist auch ein gut beheiztes Wohnzimmer im Winter ein geeigneter Ort für Renanthopsis Mildred Jameson. Nachts sollten die Temperaturen niemals unter 16-18 Grad fallen. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte nicht allzu niedrig sein, was besonders im Winter, wenn die Heizung läuft, schnell passiert. Wasserschalen, die zwischen den Orchideen platziert werden, können Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies in einigen Quellen empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an, was sich sehr leicht mit einem Hygrometer testen lässt. Direkt nach dem Sprühen werden 70-90% Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1-2 Minuten fällt der Wert aber rasant wieder ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet dieses wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Als Pflanzstoff eignet sich Rinde in mittlerer bis grober Körnung am besten. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – komplett abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein. Renanthopsis Mildred Jameson zeigt uns, ähnlich wie Phalaenopsis, ganz genau, wann sie gegossen werden möchte. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist zu empfehlen. Erst wenn die Wurzeln wieder komplett silbrig sind und im Topf keine Feuchtigkeit mehr zu sehen ist, wird wieder gewässert. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitshaushalt sehr gut beobachten. Auch am Gewicht des Topfes erkennt man, dass wieder Zeit zum Gießen ist, da dieser dann sehr leicht ist.
Das Tauchwasser darf bei dieser Hybride den Sommer über einen Leitwert von 350-400 Mikrosiemens/cm haben. Im Winter sollte es etwas weniger Salzgehalt sein. 200 Mikrosiemens/cm reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Im Sommer, oft auch schon ab März, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Kurzfristiger Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch vertragen. Bis in den September hinein schattiere ich deswegen mein Südseitenfenster mit einem dünnen Vorhang, der die Sonnenstrahlung abmildert, aber noch genug Licht hindurchlässt. Von Oktober bis Februar, wenn die Sonne tief steht und meist durch Wolken oder Nebel verdeckt ist, kann Renanthopsis Mildred Jameson auch unschattiert auf der Fensterbank stehen.
Die ausdrucksstarke Zeichnung und der liebliche Duft machen diese blühfreudige Hybride über viele Wochen zu einem echten Hingucker. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Ein Meer aus Blüten….
(Foto: Thomas Jacob)