Psychopsis Mariposa – ein gelber Klon
(Foto: Thomas Jacob)
Diese Hybride wurde von „Ruben in Orchids“, einer Orchideengärtnerei in Miami/USA, bei der Royal Horticultural Society (RHS) angemeldet und dort am 01. November 1972 registriert. Sie ist eine Kreuzung aus der Naturform Psychopsis papilio und der Primärhybride Psychopsis Kalihi. Somit sind 50% aller Psychopsis-Naturformen in den Genen von Psychopsis Mariposa vertreten – es gibt nur 4 bekannte Arten innerhalb dieser Gattung, die früher zu den Oncidien gezählt und erst in den Jahren 1975 von Henry Gordon JONES (Pyp. krameriana, Pyp. papilio) und 1982 von Emil LÜCKEL und Guido Jozef BRAEM (Pyp. sanderae, Pyp. versteegiana), in die Gattung Psychopsis überführt wurden. Die Gattung Psychopsis war schon 1838 von Constantine Samuel RAFINESQUE aufgestellt und erst 1975 von H. G. JONES wiederbelebt worden, also nachdem Oncidium Mariposa registriert wurde. Somit änderte sich auch der Gattungsname der Hybride. Ihre Gene teilen sich wie folgt auf:
- 75% Psychopsis papilio
- 25% Psychopsis krameriana
Alle Psychopsis-Arten sind in Südamerika heimisch. Sie wachsen dort im Flachland und in tiefen Bergwäldern auf Höhen bis 1300 Metern über dem Meeresspiegel. Die Temperaturen an den Naturstandorten sind immer sehr warm bis heiß. Es gibt ganzjährig Niederschläge und immer eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit mit viel Luftbewegung.
Psychopsis Mariposa ‘Alwine’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Psychopsis Mariposa ‘Strub’ SM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Pflanzen bilden kleine, ca. 4-5 cm große Pseudobulben aus, an denen jeweils ein einzelnes sehr festes, meist aufrecht stehendes Blatt wächst. Die Blätter werden ca. 25 cm lang und 6-7 cm breit. Sie sind leicht gekielt und mattgrün. An der Unterseite der Bulbe entspringt die Infloreszenz, die bis zu 120 cm lang werden kann und über viele Jahre hinweg blüht. Manchmal pausieren die Blütentriebe für eine kurze Zeit, bevor wieder eine neue Knospe entsteht. Oft wird die neue Knospe aber schon gebildet, wenn die aktuelle Blüte noch im Saft steht. Meistens ist nur eine einzelne Blüte offen. Gelegentlich kommt es aber vor, dass 2 Blüten gleichzeitig an der gleichen Infloreszenz blühen. Diese Eigenschaft mit 2 geöffneten Blüten kommt von Psychopsis krameriana und wird mal mehr, mal weniger vererbt bei der Hybridisierung. Solange die Blütentriebe nicht eintrocknen, sollten sie nicht abgeschnitten werden, da sie, auch wenn die Spitze schon eingetrocknet ist, jederzeit Seitentriebe an ruhenden Nodien entwickeln können, um dort noch einmal für Monate oder Jahre zu blühen. Eine wirklich einmalige und faszinierende Eigenschaft. Die Blüten haben keinen Duft. Sie sind entweder rot-gelb gefärbt oder in 2 verschiedenen Gelbtönen gehalten. Mehr Variation gibt es nicht, da auch die Naturformen nur diese beiden Möglichkeiten bieten. Sie sind bis zu 15 cm hoch (!). Je wärmer die Kultur, desto größer werden die Blüten.
Die Kultur von Psychopsis Mairposa ist recht unkompliziert, wenn man ganzjährig für hohe Temperaturen sorgen kann. Eine warme bis wirklich heiße Kultur ist das A und O. Besonders an den Wurzeln reagieren Psychopsis besonders empfindlich. Wenn diese zu kalt werden oder mit zu kaltem Wasser gegossen werden, sterben sie ab. Im Winter also nicht auf ein kaltes Stein- oder Marmorfensterbrett stellen, auch wenn darunter eine Heizung läuft. Das lässt sich auch ganz leicht testen. Einfach mal im Winter abends die Hand auf ein Fensterbrett aus Stein oder Marmor legen. Es ist richtig eisig. Psychopsis Mariposa steht daher bei mir auf dem Holztisch in meiner Orchideengalerie, in der es ohnehin sehr sehr warm wird im Winter. An sonnigen Wintertagen herrschen dort ganz schnell über 30 Grad, da sich auf der Südseite eine komplette Glasfront befindet, die bei Sonnenschein den ganzen Raum aufheizt. Auch vom beheizten Wohnzimmer darunter steigt die Heizungsluft natürlich nach oben und sammelt sich dort, weswegen das Thermometer auch an bewölkten Wintertagen mindestens 25 Grad zeigt. Nachts kühlt es auf 18-20 Grad ab, je nach Außentemperatur. Kühler als diese 18 Grad sollten auf Dauer nicht geboten werden. Psychopsis mag es wirklich heiß. Im Sommer wird das Südfenster natürlich etwas schattiert, im Winter bekommt sie volle Sonne.
Nachdem ich viele verschiedene Substrate ausprobiert habe, bin ich schließlich bei mineralischem Substrat gelandet, da es sich gut dauerfeucht halten lässt, ohne dass es zu nass an den Bulben wird. Besonders die Neutriebe sind sehr empfindlich, wenn sie zu lange zu nass sind und es dann doch mal etwas zu kühl ist (da reicht dann schon ein kalter Luftzug in Verbindung mit Nässe). Ich weiß nicht, wie viele Neutriebe mir in den ersten Jahren abgefault sind – es waren unzählige. Ich halte Psychopsis Mariposa in einer Mischung aus Lavagranulat, Akadama, Bimskies, Kanuma und Perliten, alles nicht gröber als 8-10 mm und nicht feiner als 2 mm. Der Topf steht immer in einer Pfütze salzarmen Wassers, das einen Leitwert von ca. 150 Mikrosiemens hat. Auch ein Dochtsystem mit darunterliegendem Wasserreservoir hat sich für die Kultur von Psychopsis bestens bewährt. Solche Systeme gibt es fertig zu kaufen, oder man bastelt sich selbst eines. Natürlich können auch andere Pflanzstoffe verwendet werden. Wichtig ist, dass die Wurzeln niemals komplett austrocknen, auch wenn man im Inernet sehr oft liest, dass Psychopsis sehr sehr trocken gehalten werden müssen. Wenn man sich die natürlichen Standorte ansieht, merkt man schnell, dass es da nicht sonderlich trocken ist, auch wenn mal kein Regen fällt.
Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit ist diese Gattung leider höchst anfällig für Spinnmilben. Auch dieses „Problem“ hat mich in den ersten Jahren so einige Psychopsis gekostet. Seit ich die Luftfeuchtigkeit durch einen Ultraschallvernebler deutlich erhöhen konnte, treten diese kleinen Biester wesentlich seltener auf und wenn, dann lassen sie sich ganz gut bekämpfen, sofern man den Befall rechtzeitig bemerkt. Daher ist es wichtig, die Blattunterseiten regelmäßig zu kontrollieren. Wenn sich ein extrem matter, silbriger Schleier auf den Blattunterseiten bildet, ist es höchste Zeit zu handeln. Sehr gute Erfahrungen in der Bekämpfung von Spinnmilben an Psychopsis hab ich mit dem Wirkstoff Abamectin gemacht. Drei Behandlungen im Abstand von 7-10 Tagen und man ist die Plage los.
Eine wirklich beeindruckende Gattung, deren Blüten fast außerirdisch anmuten und ein wahrer Blickfang sind. Zumindest eine Psychopsis sollte einfach in jeder Orchideensammlung sein – wenn man die heißen Temperaturen bieten kann. Viel Spaß und Erfolg beim Kultivieren!
Psychopsis Mariposa ‘Alwine’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)