Detailansicht von Psychopsis Butterfly
(Foto: Thomas Jacob)
„Ruben in Orchids“, eine der ältesten amerikanischen Orchideenzuchten – die auch heute noch existiert – meldete diese wunderbare Hybride im Jahr 1969 zur Registrierung an. Von der RHS (Royal Horticultural Society) wurde sie unter dem Namen Oncidium Butterfly in das Register eingetragen, da die Gattung Psychopsis zur damaligen Zeit für die Taxonomie nicht relevant war und alle Pflanzen aus der Gattung den Oncidien zugeordnet waren. Wenige Jahre später wurden die bekannten Arten wieder in die Gattung Psychopsis überführt. Der Name Psychopsis leitet sich zum einen vom altgriechischen Wort psyché (ψυχή) ab, das mit Atem, Hauch, Leben oder Seele übersetzt werden kann. Da im antiken Volksglauben ein Schmetterling aber als Abbild der Seele von Verstorbenen angesehen wurde, kann man psyché auch mit Schmetterling übersetzen. Die Endung –opsis (όψις), die ebenfalls aus dem Altgriechischen stammt, lässt sich mit Aussehen, Mode oder Aspekt übersetzen. Psychopsis Butterfly ist demnach ein schmetterlingsähnlicher Schmetterling, da Butterfly das englische Wort für Schmetterling ist.
Die Eltern der Hybride sind Psychopsis sanderae und Psychopsis papilio. Beide Arten sind in Südamerika heimisch, Pyp. papilio darüber hinaus auch in Costa Rica und Trinidad. Sie wachsen dort epiphytisch in immerfeuchten Bergwäldern. Während Psychopsis papilio unter sehr warmen Bedingungen wächst, findet man Psychopsis sanderae auch an etwas kühleren und temperierten Standorten in höheren Lagen. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, wobei in den Sommermonaten deutlich mehr Regen fällt als in den Wintermonaten. Das Habitat trocknet aber niemals komplett ab, da auch die Luftfeuchtigkeit stets sehr hoch ist. Teilweise sind die Standorte sehr hell und lichtdurchflutet, gelegentlich sogar mit voller Sonne für die meiste Zeit des Tages, aber es finden sich auch Individuen an schattigen Plätzen.
Seitenansicht von Psychopsis Butterfly
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüte von Psychopsis Butterfly im direkten Größenvergleich mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)
Auf den rundlichen Pseudobulben von Psychopsis Butterfly sitzt jeweils ein ca. 25 cm langes und 6-7 cm breites Blatt, das etwas spitz zuläuft, leicht gekielt und matt ist. Das Laub ist dunkelgrün mit einer feinen rötlichen Zeichnung, die sich sowohl auf der Ober- wie auch auf der Unterseite findet. Am Grunde der Pseudobulbe entspringt die Infloreszenz, die bis zu 120 cm lang werden kann und über viele Jahre hinweg blüht. Manchmal pausieren die Blütentriebe für eine kurze Zeit, bevor wieder eine neue Knospe entsteht. Oft wird die neue Knospe aber schon gebildet, wenn die aktuelle Blüte noch im Saft steht. Meistens ist nur eine einzelne Blüte geöffnet. Solange die Blütentriebe nicht eintrocknen, sollten sie nicht abgeschnitten werden, da sie, auch wenn die Spitze schon eingetrocknet ist, jederzeit Seitentriebe an ruhenden Nodien entwickeln können, um dort noch einmal für Monate oder Jahre zu blühen. Eine wirklich einmalige und faszinierende Eigenschaft. Die Blüten haben keinen Duft. Sie sind rot-gelb gefärbt und bis zu 15 cm hoch (!). Je wärmer und heller die Kultur, desto größer werden die Blüten.
Die Kultur von Psychopsis Butterfly ist recht unkompliziert, wenn man ganzjährig für hohe Temperaturen sorgen kann. Wärme ist hier das A und O. Besonders an den Wurzeln reagieren Psychopsis besonders empfindlich, wenn diese zu kalt oder mit zu kaltem Wasser gegossen werden. Dann sterben sie ab. Im Winter also nicht auf ein kaltes Stein- oder Marmorfensterbrett stellen, auch wenn darunter eine Heizung läuft. Das lässt sich ganz leicht testen. Einfach mal abends die Hand auf ein Fensterbrett aus Stein oder Marmor legen, es ist richtig eisig. Psychopsis Butterfly steht daher bei mir auf dem Holztisch in meiner Orchideengalerie, in der es ohnehin sehr, sehr warm wird. An sonnigen Wintertagen herrschen dort ganz schnell über 30 Grad, da sich auf der Südseite eine durchgehende Glasfront befindet, die bei Sonnenschein den ganzen Raum aufheizt. Auch vom beheizten Wohnzimmer darunter steigt die Heizungsluft natürlich nach oben und sammelt sich dort, weswegen das Thermometer auch an bewölkten Wintertagen mindestens 25 Grad zeigt. Nachts kühlt es auf 18-20 Grad ab, je nach Außentemperatur. Kühler als diese 18 Grad sollten auf Dauer nicht herrschen. Psychopsis mag es wirklich heiß. Im Sommer wird das Südfenster natürlich etwas schattiert, im Winter bekommt sie volle Sonne.
Nachdem ich viele verschiedene Substrate ausprobiert habe, bin ich schließlich bei mineralischem gelandet, da es sich gut dauerfeucht halten lässt, ohne dass es zu nass an den Pseudobulben wird. Besonders die Neutriebe sind sehr empfindlich, wenn sie zu lange zu nass sind und es dann doch mal etwas zu kühl ist (da reicht dann schon ein kalter Luftzug in Verbindung mit Nässe). Ich weiß nicht, wie viele Neutriebe mir in den ersten Jahren abgefault sind – es waren unzählige. Ich halte Psychopsis Butterfly genauso wie die bereits vorgestellte Psychopsis Mariposa in einer Mischung aus Lavagranulat, Akadama, Bimskies, Kanuma und Perliten, alles nicht gröber als 8-10 mm und nicht feiner als 2 mm. Anfangs stand der Topf noch in einer Pfütze salzarmen Wassers, das einen Leitwert von ca. 150 Mikrosiemens hatte. Inzwischen habe ich auf ein Dochtsystem mit darunterliegendem Wasserreservoir umgestellt, was sich für die Kultur von Psychopsis bestens bewährt hat. Solche Systeme gibt es fertig zu kaufen oder man bastelt sich selbst eines. Wie das geht, hat unser Mitglied Dr. Ernst Avenhaus in „Die Orchidee 68(5), 2017″ ausführlich dargestellt. Natürlich können auch andere Pflanzstoffe verwendet werden. Wichtig ist, dass die Wurzeln niemals völlig austrocknen, auch wenn man im Internet sehr oft liest, dass Psychopsis sehr trocken gehalten werden müssen. Wenn man sich die natürlichen Standorte ansieht, merkt man schnell, dass es dort nicht sonderlich trocken ist, auch wenn mal kein Regen fällt.
Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit ist diese Gattung leider höchst anfällig für Spinnmilben. Auch dieses „Problem“ hat mich in den ersten Jahren so einige Psychopsis gekostet. Seit ich die Luftfeuchtigkeit durch einen Ultraschallvernebler deutlich erhöhen konnte, treten diese kleinen Biester wesentlich seltener auf und wenn, dann lassen sie sich ganz gut bekämpfen, sofern man den Befall rechtzeitig bemerkt. Daher ist es wichtig, die Blattunterseiten regelmäßig zu kontrollieren. Wenn sich ein extrem matter, silbriger Schleier auf den Blattunterseiten bildet, ist es höchste Zeit zu handeln. Sehr gute Erfahrungen in der Bekämpfung von Spinnmilben an Psychopsis habe ich mit dem Wirkstoff Abamectin gemacht. Drei Behandlungen im Abstand von 7-10 Tagen und man ist die Plage los.
Eine wirklich beeindruckende Gattung, deren Blüten fast außerirdisch anmuten und ein wahrer Blickfang sind. Zumindest eine Psychopsis sollte einfach in jeder Orchideensammlung sein – wenn man die hohen Temperaturen bieten kann. Viel Spaß und Erfolg beim Kultivieren
Eine Besonderheit von beiden Elternarten: Die Blütentriebe sind am Ende wie platt gewalzt
(Foto: Thomas Jacob)