Platystele oxyglossa

Platystele oxyglossa

Platystele oxyglossa – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 11.04.2022
Synonyme: Pleurothallis oxyglossa

Platystele oxyglossa wurde ursprünglich von Friedrich Richard Rudolf Schlechter als Pleurothallis oxyglossa beschrieben. Leslie Andrew Garay überführte sie 1974 in „Orquideologia“ in die Gattung Platystele. Bis heute ist Platystele oxyglossa der offiziell anerkannte Name.

Die Art besitzt ein sehr großes Verbreitungsgebiet in Mittel- und Südamerika – von Mexiko über Guatemala und Belize bis nach El Salvador, Costa Rica, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Brasilien, wo sie tropische Regenwälder von Meereshöhe bis zu 2 000 Metern besiedelt. Dadurch variieren die klimatischen Bedingungen an den Standorten erheblich. Von kühlen Wintermonaten mit weniger Niederschlag bis hin zu ganzjährig hohen Temperaturen und gleichmäßig viel Regen ist alles dabei. Die Art scheint also sehr anpassungsfähig zu sein, jedoch sind sämtliche Standorte von hoher Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet, die ein vollständiges Austrocknen verhindert.

Im Laufe der Zeit werden aus den Pflanzen kleine Büsche mit zahlreichen Infloreszenzen, an denen immer wieder neue Blüten hervorgebracht werden. Meist sind ein bis zwei pro Blütentrieb geöffnet. Die kleinen, nur wenige Millimeter großen Blüten sind transluzent. Die Tepalen haben eine gelbliche Grundfarbe, die teilweise rötlich überhaucht ist. Das Labellum variiert in verschiedenen Rot- und Orangetönen.

Platystele oxyglossa

Habitus von Platystele oxyglossa
(Foto: Thomas Jacob)

Platystele oxyglossa

Die Blüte von Platystele oxyglossa im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)

Kultivieren lässt sich Platystele oxyglossa zwar auch getopft in feiner Rinde, Sphagnum-Moos oder auch mineralisch, wesentlich einfacher ist aber eine aufgebundene Kultur in einer Vitrine oder einem Gewächshaus. Meine Pflanze hängt in meiner noch recht neuen Orchideenvitrine. Sie ist aufgebunden auf ein Stück Kork mit etwas Moos als Unterlage. Viel Arbeit macht sie mir nicht, da die Vitrine mit einer Beregnungsanlage ausgestattet ist, die einmal täglich ordentlich wässert und weitere Male kurz zur Befeuchtung der Luft anspringt. Mehrmals täglich laufen drei PC-Ventilatoren, die am Lüftungsgitter angebracht sind, damit sich die Luft in der Vitrine nicht staut. Die meisten Orchideen benötigen Luftbewegung und frische Luft, um gut zu gedeihen. Bei stehender Luft und hoher Luftfeuchtigkeit trocknen die Pflanzen nach dem künstlichen Regen nicht zügig genug ab und können dadurch Pilze oder andere Infektionen bekommen. Gute und regelmäßige Belüftung und Luftumwälzung sind in einer Orchideenvitrine daher unerlässlich. Die Beregnungsanlage arbeitet ausschließlich mit sehr salzarmem Regenwasser, dessen Leitfähigkeit bei ca. 15 – 20 µS/cm liegt. Durch diese Anlage wird eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80% erreicht, direkt nach der Regendusche steigt sie auf über 90%.

Ein- bis zweimal im Monat werden die Pflanzen in der Vitrine etwas gedüngt. Hierfür nehme ich ein manuelles Sprühgerät und befüllte es mit leicht aufgedüngtem Regenwasser. Die Leitfähigkeit meiner fertigen Düngermischung liegt bei ungefähr 150 µS/cm. Die feinen Wurzeln der aufgebundenen Miniaturorchideen reagieren oft besonders empfindlich auf Düngersalze. Deshalb sollte man das Düngerwasser nicht auf trockene Wurzeln sprühen. Damit mir das nicht passiert, dünge ich grundsätzlich direkt nachdem die Beregnungsanlage alles schön befeuchtet hat.

Beleuchtet wird die Vitrine 12 Stunden täglich mit 3 verschiedenen Strahlern – lediglich einer davon ist eine stromsparende LED-Lampe. Die beiden anderen sind HQI-Strahler – sogenannte Metalldampflampen. Ein vierter Strahler schaltet sich über die Mittagszeit zusätzlich dazu, da es in der Natur ja auch nicht den ganzen Tag gleich hell ist. Die Lampen sind, wie die Beregnungsanlage auch, über Zeitschaltuhren gesteuert, sodass ich eigentlich keine Arbeit mit den Pflanzen in der Vitrine habe, außer das gelegentliche Düngen. Ich habe die Vitrine vor Kurzem mit der gesamten Technik übernommen, die sich über Jahre beim Vorbesitzer bewährt hat. Natürlich denke ich über eine Beleuchtung mit LED-Lampen nach. Allerdings macht mir dabei die Höhe der Vitrine etwas Sorgen. Der Innenraum ist über einen Meter hoch und auch am Boden stehen einige Pflanzen. LED-Lampen sollten meines Wissens nach aber nicht weiter als 30 bis 40 cm von den Pflanzen entfernt sein, da sonst zu wenig Licht ankommt. Ich werde mich erst noch besser informieren müssen, ehe ich eine Änderung vornehme, und euch natürlich davon berichten.

Da die Vitrine in unserem Wohnzimmer steht, sind die Bedingungen eher temperiert bis warm. Im oberen Bereich habe ich am Nachmittag schon 25 – 26 °C gemessen, im unteren Bereich klettert die Temperatur nicht über 22 °C. Nachts fällt sie dann auf ca. 18 – 19 °C im oberen Teil der Vitrine und auf 15 – 17 °C im unteren. Platystele oxyglossa hängt eher im unteren Bereich, allerdings an einer sehr hellen Stelle mit viel Licht.

Platystele oxyglossa hört eigentlich nie auf zu blühen. Ständig erscheinen neue Infloreszenzen. Ein toller Dauerblüher also, der eine Orchideenvitrine wirklich bereichert.

Viel Erfolg beim Kultivieren!

Platystele oxyglossa

Seitenansicht der Blüte von Platystele oxyglossa
(Foto: Thomas Jacob)