Phragmipedium longifolium ‘Mike’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Robert Allen Rolfe, ein englischer Botaniker, der sich auf Orchideen spezialisiert hatte und Gründer des Magazins „The Orchid Review“ war, beschrieb Phragmipedium longifolium 1896 in Orchid Review 4: 332. Die Erstbeschreibung der Pflanze erfolgte bereits im Jahr 1852 durch Heinrich Gustav Reichenbach, damals noch als Cypripedium longifolium. Der Name longifolium bedeutet langblättrig. Diese Naturform wächst terrestrisch und litophytisch in Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador und im brasilianischen Bundesstaat Goiás auf einer Höhe von 0-2000 Meter über dem Meeresspiegel. Phragmipedium longifolium siedelt in immerfeuchten Wäldern, sehr oft in der Nähe von Flüssen und Bächen. Teilweise wurden Pflanzen gefunden, deren Wurzeln direkt im Wasser von Bächen wuchsen. Wegen des großen Verbreitungsgebiets und der unterschiedlichen Höhenlagen, in denen longifolium heimisch ist, variiert das Klima an den Naturstandorten sehr. Die Temperaturen steigen tagsüber in der Regel auf über 20 Grad, teilweise auch über 30 Grad. Nachts gehen sie meistens auf 15 Grad zurück. In manchen Gegenden liegen die Nachttemperaturen aber auch nur bei 8 Grad. Diese Naturform kann über einen Meter hoch werden. Der Stamm ist vollkommen von 6-8 dachziegelartig angeordneten Blättern umschlossen, die bis zu 80 cm lang werden können und stark gekielt sind. Phragmipedium longifolium ist ein sogenannter Revolverblüher. Sobald eine Blüte verblüht, kommt schon die nächste Knospe und öffnet sich. Manchmal sind auch 2 Blüten gleichzeitig geöffnet. Somit kann der Blütentrieb viele Monate lang immer wieder neue Blüten hervorbringen. Durch seine sympodiale Wuchsform werden in wenigen Jahren aus jungen Pflanzen richtige Büsche, die dann oft mehrere Blütentriebe gleichzeitig entwickeln.
Phragmipedium longifolium ‘Mike’ BM/D.O.G. – Seitenansicht
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium longifolium ‘Shrek’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Die Kultur von Phragmipedium longifolium ist recht simpel und funktioniert auch ohne Gewächshaus sehr gut, solange man den Platz bieten kann, den die Pflanze bereits nach wenigen Jahren beansprucht. Für die Fensterbank selbst ist sie zu groß, aber in einem Wintergarten oder sehr hellen Raum funktioniert die Kultur sehr gut und ist unkompliziert. Da longifolium am Naturstandort immer feucht bis nass, teilweise komplett im Wasser steht, kann es auch in Kultur im Wasser stehen. Meine longifolium-Pflanzen stehen in einer mit Wasser gefüllten Schale, die ich gelegentlich – besonders im Winter – abtrocknen lasse, bevor ich wieder Wasser nachfülle. Das Wasser hat einen Leitwert von ca. 170-200 Mikrosiemens. Im Sommer wird es alle 2-4 Wochen auf einen Leitwert von 300-400 Mikrosiemens aufgedüngt. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht.
Ich habe schon verschiedene Substrate bei meinen Phragmipedien ausprobiert. Phragmipedium longifolium stellt keine besonderen Ansprüche an das Substrat. Mir persönlich ist Rinde (6-12 mm), gemischt mit Perlite, Holzkohle, Bimskies und manchmal etwas Akadama am liebsten. Aber auch in reinem Akadama, Steinwollwürfel pur, Lebendmoos (Sphagnum) und reiner Rinde habe ich gute Erfahrungen bei longifolium gemacht. Wie gesagt, scheint es da keine besonderen Ansprüche zu haben. Das Substrat sollte nur gut die Feuchtigkeit transportieren und halten können und luftig sein. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, scheint alles zu funktionieren. Ich kalke das Substrat 2-mal im Jahr etwas mit Hüttenkalk (manchmal auch Dolomitkalk) auf und habe die Erfahrung gemacht, dass die Blüten damit üppiger ausfallen. Mein Rekord liegt bei 11 Monaten Blüte an einem Blütentrieb. 9 Blüten waren es insgesamt, die nacheinander aufgingen, und jede für sich hielt viele Wochen.
Im Winter steht Phragmipedium longifolium bei mir an der Südseite unschattiert und bekommt volle Sonne. Im Sommer steht es im Freien, vor der Mittagssonne geschützt. Phragmipedien lieben Frischluft und Luftbewegung. Aus diesem Grund tut ihnen der Freilandaufenthalt im Sommer immer sehr gut. Im Innenraum hat man einfach nie so viel Luftbewegung wie draußen. Wer keine Möglichkeit hat, die Pflanze im Sommer rauszustellen, muss trotzdem nicht auf sie verzichten. Gelegentliches Lüften reicht longifolium aus, im Gegensatz zu manch anderen Phragmipedium-Naturformen. Es ist eine wirklich unkomplizierte, blühfreudige und imposante Pflanze, die viel Freude macht und in keiner Sammlung fehlen sollte, finde ich.
Detailansicht der gerüschten Petale von Phragmipedium longifolium ‘Mike’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)