Phragmipedium Hanne Popow ‘Zuckersüß’ BM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Am 31.07.1991 registrierte H. DOLL diese wunderschöne und pflegeleichte Primärhybride, deren Eltern Phragmipedium besseae und Phragmipedium schlimii sind. Die Blüten dieser Kreuzung variieren in den meisten Fällen nicht besonders stark. Allerdings gibt es einzelne Exemplare, die durchaus herausstechen. Das Labellum (der Schuh) ist gewöhnlich rosafarben, wie bei Phrag. schlimii. Generell geht die Farbgebung in den meisten Fällen mehr nach diesem Elternteil. Richtig rote Exemplare, wie Phrag. besseae, gibt es nicht. Die Petalen sind sehr oft horizontal in zwei Farbbereiche geteilt. Die obere Hälfte ist etwas kräftiger rosa, die untere Hälfte weiß bis hellrosa. Die Form der Blüten ähnelt dafür häufig Phrag. besseae. Bis heute ist Phrag. Hanne Popow eine der beliebtesten Phragmipedium-Hybriden, nicht nur, weil sie sehr ansprechend aussieht, sondern auch, weil sie sehr pflegeleicht und blühfreudig ist.
Phragmipedium besseae wurde von Calaway H. DODSON & Janet KUHN 1981 im AOS Bulletin 50, 1308-1310, als neue Art beschrieben. Sie ist sowohl in Peru als auch in Ecuador beheimatet und variiert je nach Standort leicht in Farbe und Form. Das Klima am Standort bietet recht konstante Temperaturen zwischen 15 und 27 Grad ganzjährig. Niederschläge gibt es auch ganzjährig, wobei sie von März bis September erheblich häufiger sind. Bis November lassen sie dann deutlich nach und nehmen bis März wieder langsam zu. Phrag. besseae wächst terrestrisch zwischen dauerfeuchtem Moos, Gräsern und Farnen, aber teilweise auch litophytisch auf steilen und feuchten Felsen.
Phragmipedium schlimii wurde 1854 erstmals als Selenipedium schlimii von LINDEN & REICHENBACH f. beschrieben. Benannt wurde Phrag. schlimii nach dem Entdecker, dem Halbbruder LINDENs, Louis Joseph SCHLIM. Nachdem BATEMAN 1866 diese Art als Cypripedium schlimii einstufte, erfolgte die endgültige Klassifizierung als Phragmipedium schlimii durch ROLFE im Jahre 1896. Beheimatet ist diese Naturform in Kolumbien und wächst dort in Höhenlagen von 1 200 -1 900 Metern in immerfeuchten Humus- und Moosnestern auf Granitfelsen und offenliegenden Baumwurzeln, oft zwischen hohen Gräsern. Die meisten bekannten Standorte liegen halbschattig. Das Klima bietet Temperaturen von 8 Grad nachts bis 25 Grad tagsüber. Die ganzjährigen Regenfälle nehmen im Frühjahr und Herbst etwas zu.
Phragmipedium Hanne Popow ‘Wössen 2’ Goldmedaille auf Kultur
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Hanne Popow
(Foto: Thomas Jacob)
Eine Kultur auf dem Fensterbrett funktioniert bei dieser Hybride sehr gut, da sie auch mit etwas höheren Temperaturen zurechtkommt. Alle meine Exemplare von Phragmipedium Hanne Popow stehen bei nächtlichen Temperaturen von 16 – 20 Grad, im Hochsommer kann es auch mal etwas höher sein. Tagsüber steigen die Temperaturen auf 25-35 Grad, je nach Jahreszeit und Sonnenschein. Damit kommt Hanne Popow prima zurecht. Wer nur einen etwas kühleren Platz bieten kann, muss nicht auf dieses Kleinod verzichten. Da die Elternpflanzen etwas kühler wachsen, hat auch die Hybride mit kühleren Temperaturen kein Problem.
Phragmipedien lieben Feuchtigkeit und sollten deshalb ganzjährig feucht bis nass kultiviert werden. Die ersten Jahre, in denen ich Phragmipedium kultivierte, machte ich mir noch die Mühe, sie alle paar Tage zu tauchen. Im Sommer war das dann manchmal 3-mal wöchentlich! Obwohl ich immer wieder las, dass Phragmipedien mit nassem Fuß kultiviert werden können, traute ich mich anfangs nicht, sie in eine Schale mit Wasser zu stellen. Mit zunehmender Anzahl an Pflanzen dieser Gattung musste ich es zwangsläufig probieren, da mir die Zeit fehlt, inzwischen über 300 Pflanzen alle 2 – 3 Tage zu tauchen. Sie stehen ganzjährig im Wasser. Im Winter lasse ich die Schale auch mal 1 – 3 Tage trocken stehen, im Sommer fülle ich immer Wasser nach, sobald die Schale leer ist. Seitdem wachsen, wurzeln und blühen meine Pflanzen viel besser. Sie lieben es wirklich, richtig nass zu stehen.
Als Substrat gibt es viele Möglichkeiten. Die meisten meiner Pflanzen stehen in einem Gemisch aus Rinde, Perlite, Holzkohle und etwas mineralischem Anteil wie Bims, Akadama, Ton oder dergleichen. Der Nachteil an organischen Pflanzstoffen ist, dass sie sich durch die dauerhafte Feuchtigkeit recht schnell zersetzen und regelmäßig getauscht werden sollten. Man liest sehr oft, spätestens nach 2 Jahren, wobei ich eher 3 Jahre warte und bisher keine Probleme damit hatte. Auch in lebendem Sphagnum-Moos funktionert eine Kultur sehr gut oder aber komplett mineralisch, in Akadama zum Beispiel. Wichtig ist, dass Feuchtigkeit gut gehalten und abgegeben wird.
Bei den Düngergaben verwende ich Düngerwasser mit einem Leitwert von ca. 250 – 350 Mikrosiemens, allerdings nur von März/April bis Oktober/November. Im Winter dünge ich gar nicht. Das normale Gießwasser hat bei mir einen Leitwert von ca. 150 Mikrosiemens. Phragmipedium Hanne Popow scheint aber nicht sonderlich salzempfindlich zu sein. Meine allererste, die ich vor ca. 8 Jahren gekauft habe, hat in den ersten Jahren nur Leitungswasser mit einem Leitwert von 480 Mikrosiemens bekommen ‒ Winter wie Sommer ‒ und sie lebt heute noch.
Phragmipedium Hanne Popow ‘Wössen 2’ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)