Phragmipedium Beatrice Bretzinger – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Beatrice Bretzinger wurde erst am 02. September 2021 in das Register für Orchideenhybriden bei der Royal Horticultural Society (RHS) eingetragen. Die Eltern dieser recht neuen Hybride sind Phragmipedium Machelle Hershey und Phragmipedium Rosalie Dixler. Tom Kalina, der Besitzer der amerikanischen Orchideengärtnerei Fox Valley Orchids kreuzte die beiden Primärhybriden miteinander in der Hoffnung auf Pflanzen mit kompaktem Wuchs und dunkelroten Blüten. Wie so oft ging sein Plan nicht auf. Die Aussaat war zum einen nicht sehr ergiebig und nur wenige Pflanzen erreichten überhaupt das blühfähige Alter. Außerdem überzeugten ihn die Blüten weder in der Form noch in der Farbe wirklich, sodass er die wenigen Pflanzen an seinen Kollegen Sam Tsui – ebenfalls ein amerikanischer Orchideengärtner – von Orchids Inn abgab. Über Sam, der regelmäßige Importe nach Deutschland organisiert, bekam ich vor ca. 3 Jahren zwei dieser Pflanzen. Nachdem im Sommer die erste bei mir erblühte und ich wusste, dass bereits weitere Pflanzen zur Blüte kamen, fragte ich bei Tom Kalina nach, warum die Kreuzung noch gar nicht registriert sei. Wie oben schon erwähnt, erzählte er mir, dass er von den Blüten etwas enttäuscht war und sich bei so geringen Stückzahlen eine Registrierung für ihn nicht lohne. Er bot mir aber direkt an, die Hybride bei der RHS zur Registrierung anzumelden, wenn ich das wollte. Sofort wusste ich, wem ich diese neue Hybride widmen würde. Beatrice Bretzinger ist eine gute Freundin von mir, die, so wie ich selbst, leidenschaftlich gerne Phragmipedien kultiviert und ebenfalls ein Faible für die kleinen weißen Blüten hat. Perfekt also, dieses fast reinweiß blühende Phragmipedium nach ihr zu benennen – auch wenn nicht alle Blüten der Kreuzung eine so helle Färbung besitzen. Bei einem weiteren Phragmipedium-Freund von mir, Frank Glow, kamen bereits zwei Pflanzen zur Blüte. Eine ebenfalls so hell wie meine, die andere in einem leuchtenden Dunkelrot. Verwunderlich sind die hellen, fast reinweißen Blüten definitiv, wenn man sich den Genpool von Phragmipedium Beatrice Bretzinger ansieht, der sich wie folgt aufteilt:
- 25% Phragmipedium besseae
- 25% Phragmipedium dalessandroi
- 25% Phramipdeium fischeri
- 25% Phragmipedium lindleyanum
Habitus von Phragmipedium Beatrice Bretzinger
(Foto: Thomas Jacob)
Die beiden Pflanzen von Frank Glow könnten nicht unterschiedlicher sein, stammen aber aus der selben Aussaat von Tom Kalina.
(Foto: Thomas Jacob)
Da Phragmipedien viel Feuchtigkeit brauchen, sollten sie stets in einer mit Wasser gefüllten Schale stehen. Besonders im Sommer darf das Substrat auch richtig nass sein. Zu viel Wasser ist bei Phragmipedien fast nicht möglich. Nur gelegentlich sollte die Schale ganz abtrocknen, damit sich keine unerwünschten Bakterien im Wasser ausbreiten können. Meine Pflanzen stehen in großen Wannen, die ich alle paar Tage mit frischem Wasser fülle, sobald das alte aufgesogen ist. Im Sommer sind die Schalen alle 3 – 4 Tage leer, im Winter dauert es 6 – 7 Tage. Oft ist zu lesen, dass Phragmipedien sehr salzempfindlich sind und bei zu hohen Düngergaben braune Blattspitzen bekommen. Für einige Naturformen und Primärhybriden trifft es auch zu, dass die Wurzeln bei zu vielen Salzen verbrennen und absterben. Allerdings gibt es einige Arten und daher auch Hybriden, die wesentlich besser wachsen und blühen, wenn sie etwas mehr Dünger bekommen. Braune Blattspitzen haben meinen Pflanzen nicht mehr, seit ich einen Dünger verwende, der sowohl Calcium als auch Magnesium enthält und den ich auch höher dosiere als früher. Meiner Erfahrung nach sind die braunen Blattspitzen eher auf einen Mangel an Calcium und Magnesium und nicht auf zu hohe Düngergaben zurückzuführen. Im Sommer erhalten meine Phragmipedium-Hybriden zwischen 350 und 450 µS/cm bei jedem zweiten bis dritten Wässern. Nur im Winter stelle ich das Düngen ganz ein. Die angereicherten Salze im Substrat genügen den Pflanzen, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Mein Standard-Phragmipedium-Substrat ist eine Mischung aus Rinde, Perlite, Bimskies und Holzkohle. Die Körnung der Rinde passe ich an die Topfgröße an. Bei kleinen Töpfen nehme ich feinere Rinde, bei großen Töpfen gerne gröbere. Perlite verwende ich in der Körnung 2 – 4 Millimeter. Durch ihr geringes Gewicht machen sie das Substrat locker und sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln. Der Bimskies versorgt die Pflanzen zusätzlich mit Calcium, da er diesen durch die andauernde Feuchtigkeit freigibt. Die Körnung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ich nutze gerne 5 – 10 Millimeter. Um einige trockenere Stellen im Pflanzstoff zu schaffen, füge ich immer Holzkohle in einer Körnung von 7 – 14 Millimeter hinzu. Die Holzkohle saugt sich nicht mit Wasser voll und bleibt trocken. Durch die etwas gröberen Brocken entstehen zusätzlich ein paar Luftlöcher im Substrat, die eine Luftzirkulation im Topf zulassen.
Natürlich gibt es auch einige andere Substrate, die gut für Phragmipedium geeignet sind. Jedes hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil von Rinde ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden muss, da sie durch die Dauerfeuchte sehr schnell zerfällt. Mineralische Substrate zerfallen nicht und müssen daher nicht so oft gewechselt werden. Jeder sollte da seine eigenen Erfahrungen machen und ausprobieren, was zu seiner Kultur am besten passt. Außer mit meinem Standardsubstrat habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit:
- Akadama
- Sphagnum-Moos
- Steinwollwürfeln
- Bimskies
- Lavagranulat
Die zarte Blüte von Phragmipedium Beatrice Bretzinger im Größenvergleich mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Beatrice Bretzinger – seitliche Ansicht einer Blüte
(Foto: Thomas Jacob)
Im Sommer stehen Phragmipedien gerne im Freien, da sie Frischluft und Luftbewegung wirklich lieben. Ein Muss ist dies aber nicht. Auch eine ganzjährige Kultur in der Wohnung ist möglich, wenn regelmäßig gelüftet wird. Steht die Luft zu lange, bilden sich am Ansatz der Triebe leicht Pilze, die unbehandelt die ganze Pflanze vernichten können. Die hohen Temperaturen im Sommer vertragen meine Pflanzen allesamt sehr gut, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dies erreiche ich durch die großen mit Wasser gefüllten Wannen, die reichlich Feuchtigkeit verdunsten. Ich benutze keinen zusätzlichen Nebler. Die nächtlichen Temperaturen liegen bei mir zwischen 14 und 18 °C, je nach Außentemperatur. An bewölkten Wintertagen liegen die Temperaturen am Tag bei etwa 24 °C. Wenn die Sonne auf das große Fenster scheint, steigen sie auch mal über 30 °C. Im Sommer sollte direkte Mittagssonne vermieden werden, da die Blätter sehr schnell verbrennen können. Es gibt einzelne Pflanzen, die nicht so empfindlich zu sein scheinen, allerdings wachsen alle Pflanzen nach meiner Erfahrung etwas schattiger besser. Auch die Blattfarbe ist bei schattiger Kultur dunkler und kräftiger. Bei zu wenig Licht werden die Blätter der Neutriebe länger und schmaler. Meist fällt dann auch die Blüte aus. Im Winter darf die Sonne auch mittags unschattiert auf die Pflanzen fallen.
Phragmipedium Beatrice Bretzinger wächst zwar sehr langsam und gehört nicht zu den ganz unkomplizierten Phragmipedien, aber die kleinen samtartigen Blüten haben für mich einen ganz besonderen Reiz, der all die Mühen wert ist.
Viel Erfolg beim Kultivieren!