Phalaenopsis Java Mini

Phalaenopsis Java Mini

Phalaenopsis Java Mini – Einzelblüte
(Foto:  Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Lehmann
Veröffentlicht: 26.08.2019

Eine weitere fantastische Phalaenopsis-Hybride mit dem Elternteil Phal. finleyi. Man könnte fast meinen, ich hätte ein Faible für die kleinen „Sturmfrisuren“.

Der Taiwanese Hou-Tse Liu meldete die Hybride aus Phalanenopsis finleyi und Phalaenopsis javanica unter dem Namen Phalaenopsis Java Mini bei der RHS (Royal Horticultural Society) an, woraufhin sie am 12. Juni 2006 in das dortige Register für Orchideen-Hybriden eingetragen wurde. Den Namen Java Mini erhielt die Kreuzung vermutlich wegen ihrer Optik, die an eine kleine schlanke Phalaenopsis javanica erinnert – an eine mini Java eben. Das „Mini“ im Hybridnamen könnte aber auch vom früheren Namen des Elternteils Phalaenopsis finleyi, Kingidium minus, stammen. Da Phalaenopsis Java Mini eine Primärhybride aus zwei Naturformen ist, teilt sich der Genpool zu gleichen Teilen auf:

  • 50% Phalaenopsis finleyi
  • 50% Phalaenopsis javanica

Heimisch ist Phalaenopsis finleyi im nordöstlichen Thailand und Myanmar. Sie wächst dort epiphytisch auf Höhen bis zu 400 Metern über dem Meeresspiegel. Die Temperaturen sind ganzjährig warm bis heiß. Tagsüber steigen sie fast immer auf über 30 Grad an. In den Sommermonaten fallen sie nachts auf 25 Grad, in den Wintermonaten auf ca. 15 Grad ab. Dadurch ergibt sich ein ausgeprägtes Tag-Nacht-Gefälle. Das Klima am Standort ist geprägt vom indischen Monsun, der von März bis Oktober für eine ausgeprägte Regenzeit sorgt. Doch auch in den restlichen Monaten kann es Niederschlag geben. Durch die stets sehr hohe Luftfeuchtigkeit trocknet das Habitat niemals aus. Die Standorte von Phalaenopsis finleyi sind immer sehr hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Phalaenopsis Java Mini

Habitus von Phalaenopsis Java Mini
(Foto: Thomas Jacob)

Phalaenopsis Java Mini

Die kurzen Infloreszenzen von Phalaenopsis Java Mini verstecken sich unter dem Laub
(Foto: Thomas Jacob)

Phalaenopsis javanica kommt nur auf den indonesischen Inseln Java und Sumatra vor. Sie wächst dort epiphytisch unter warmen bis heißen Bedingungen, ähnlich wie Phalaenopsis finleyi. Man findet sie auf Höhen von 700-1000 Metern über dem Meeresspiegel. Niederschlag fällt das ganze Jahr über, die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Die Naturform hat feste, fleischige und glänzende Blätter.

Die Pflanzen bleiben recht kompakt. An einem kurzen Stamm sitzen wechselständig drei bis sieben Blätter, die fest und dunkelgrün sind und bis zu 15 cm lang werden. Die Infloreszenzen, an denen sich bis zu fünf Blüten recht gleichzeitig öffnen, wachsen oft unter dem Blatt hervor und überragen das Laub anfangs selten. Jeder Blütentrieb treibt mehrmals Knospen nach, wodurch sich eine sehr lange Blütezeit ergibt. Mit jeder neuen Knospe, die gebildet wird, kommt der Blütentrieb weiter unter dem Blatt hervor. Die Grundfarbe der Blüten ist cremeweiß mit leuchtend violettroten Punkten. Die Lippe ist meist rosa. Die Tepalen krümmen sich – wie bei Phalaenopsis finleyi – stark nach hinten, wodurch die typische „Sturmfrisur“ entsteht.

Da beide Elternteile von Phalaenopsis Java Mini aus ähnlichen Klimabereichen stammen, können wir die natürlichen Bedingungen für die Kultur dieser Hybride übernehmen. Sie lässt sich sehr gut auf der Fensterbank pflegen. Meine Java Mini steht im Winter in einem beheizten Zimmer mit Tagestemperaturen zwischen 22 und 32 Grad, je nachdem, ob die Sonne scheint oder nicht. Nachts fallen die Temperaturen auf 16-18 Grad ab. Im Winter erhält sie volle Sonne, wenn diese mal scheint. Im Sommer steht die Pflanze eher halbschattig und bekommt nur etwas Abendsonne ab. Die Luftfeuchtigkeit beträgt bei mir meistens zwischen 60 und 70%. Im Winter liegt sie auch mal etwas darunter, was dieser Phalaenopsis-Hybride aber nichts ausmacht.

Bei Phalaenopsis halte ich generell Rinde für das beste Substrat. Meine Phalaenopsis Java Mini steht in Rindenstücken (9-12mm), mit Perlite als Zuschlagsstoff, in einem transparenten Topf. Ich verwende grundsätzlich lieber transparente Töpfe, da ich bei diesen die Feuchtigkeit des Substrats besser kontrollieren kann und auch den Zustand der Wurzeln im Blick habe. Bei Phalaenopsis hat es zusätzlich den Vorteil, dass Licht an die Wurzeln kommt. Diese sind bei Phalaenopsis fähig zur Fotosynthese, wofür sie aber Licht benötigen. Zu beachten ist bei dieser Gattung, dass sie einen recht schnellen Nass-Trocken-Rhythmus hat. Das heißt, dass das Substrat nach dem Wässern recht schnell trocknen sollte und erst dann wieder gewässert wird, denn Dauerfeuchtigkeit – besonders wenn es etwas kühler ist – lässt die Wurzeln schnell faulen.

Phalaenopsen machen es einem recht leicht, den richtigen Zeitpunkt zum Wässern zu finden. Bei mir werden sie getaucht und nicht gegossen. Nach dem Tauchbad färben sich gesunde Wurzeln grün, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben. Danach lasse ich den Topf gut abtropfen, damit keine Staunässe entsteht. Nach einigen Tagen werden die Wurzeln langsam wieder silbrig. Wenn sie vollständig silbern sind und keine Restfeuchtigkeit mehr im Topf zu sehen ist, wird wieder getaucht. Meistens dauert dieser Rhythmus ungefähr eine Woche. Wenn die Wurzeln viel länger grün sind, ist das Substrat zu fein oder bereits verdichtet, weil es zu alt ist. Dann sollte es unbedingt gewechselt werden, da Phalaenopsen schnell abtrocknen wollen.

Mein normales Gießwasser hat einen Leitwert von ca. 170-200 Mikrosiemens. Im Sommer dünge ich alle 3-4 Wochen mit einem Leitwert von ca. 450 – 500 Mikrosiemens/cm. Im Winter wird bei mir gar nicht gedüngt, da wir in unseren Breitengraden zu wenig Licht haben und der Stoffwechsel der Pflanzen dadurch sehr niedrig ist, wodurch sie auch weniger Nährstoffe benötigen. Im Substrat lagern sich im Laufe des Sommers genügend Düngerreste an, die dann über den Winter verbraucht werden können.

Eine gut zu kultivierende Primärhybride, die durch die ungewöhnliche Blütenform und die leuchtenden Farbakzente besticht. Viel Erfolg beim Kultivieren!

Phalaenopsis Java Mini

Phalaenopsis Java Mini
(Foto: Thomas Jacob)