Phalaenopsis Fantasy Musick – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Am 14. Februar 2002 wurde Phalaenopsis Fantasy Musick – die von F. und M. Kaufmann produzierte und angemeldete Hybride aus Phal. Micro Nova und Phal. equestris – in das Register für Orchideenhybriden bei der Royal Horticultural Society (RHS) in Kew eingetragen. Die Aussaat ergab nur wenige blühfähige Pflanzen und wurde dadurch sehr schnell zum Sammlerobjekt von Phalaenopsis-Liebhabern. Bis heute ist ihr Kultstatus in genannten Kreisen ungebrochen. Erneute Kreuzungsversuche von Phal. Micro Nova mit Phal. equestris scheiterten, die Meristemvermehrung erwies sich als schwierig. Eine Massenproduktion, wie bei der ähnlich aussehenden Phal. Mini Mark, ist somit bis heute unmöglich. Der Marktpreis einer Ware wird bekanntlich von Angebot und Nachfrage bestimmt, daher erzielen Pflanzen der Kreuzung auf Onlineauktionen teilweise über 150 €! Da der Elternteil Phal. Micro Nova eine Primärhybride ist, sind lediglich drei Arten an der Hybride Phal. Fantasy Musick beteiligt:
- 50% Phalaenopsis equestris
- 25% Phalaenopsis maculata
- 25% Phalaenopsis lobbii
Auf jede einzelne der drei beteiligten Naturformen möchte ich in diesem Beitrag nicht eingehen. Alle drei Arten wachsen epiphytisch unter warmen Bedingungen in asiatischen Regenwäldern. Man findet sie eher in schattigen, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Bereichen. Das ganze Jahr über herrscht sehr hohe Luftfeuchtigkeit mit regelmäßigen Niederschlägen in Form von Nebel und Regen. Alle Pflanzen der Gattung Phalaenopsis wachsen monopodial und haben fleischige, feste Blätter, die wechselständig angeordnet sind. Die Infloreszenzen entstehen am Stamm zwischen den einzelnen Blättern. Phalaenopsis equestris, maculata und lobii sind allesamt eher kleinwüchsige Arten innerhalb der Gattung.
Habitus von Phalaenopsis Fantasy Musick
(Foto: Thomas Jacob)
Infloreszenz von Phalaenopsis Fantasy Musick
(Foto: Thomas Jacob)
Die Hybride Phalaenopsis Fantasy Musick bleibt deshalb sehr kompakt und zählt zu den kleinwüchsigen Phalaenopsen. Dadurch ist sie eine ideale Orchidee auch für kleinere Fensterbretter. Ihre Infloreszenzen wachsen eher überhängend und nicht aufrecht. Sie können über viele Monate immer wieder neue Knospen hervorbringen, solange der Blütentrieb nicht eintrocknet. Die Blüten sind ca. 3 cm breit und fast genauso hoch. Die Grundfarbe ist weiß. Die Tepalen sind allesamt mit feinen rotvioletten Punkten besetzt. Die Petalen sind oft zartrosa überhaucht. Das Labellum ist bei frisch geöffneten Blüten eher orangerot, wechselt innerhalb von ein paar Tagen aber in ein leuchtendes Violettrot. Form, Größe und Zeichnung der Blüten erinnern sehr stark an Phalaenopsis Mini Mark. Allerdings sind die Farben bei Phal. Fantasy Musick viel leuchtender und intensiver. Die Hybride neigt sehr stark zur Kindelbildung an den Blütentrieben. Diese Eigenschaft ist dem Elternteil Phal. equestris zu verdanken. Da die Aussaat von Kaufmann nicht sonderlich viele Pflanzen ergab und eine Nachzucht der Hybride bisher scheiterte, ist die fleißige Kindelbildung ein wahrer Segen für Phalaenopsis-Sammler. Somit kommt man – wenn auch erst nach langer Suche – in den Besitz dieser sehr begehrten Pflanze.
Ich kam vor vier Jahren zu meinem Kindel und hatte das große Glück, mit einer lieben Freundin tauschen zu können. Während der ersten drei Jahre wuchs und wurzelte die Pflanze wunderbar, blühen wollte sie aber irgendwie nicht recht. Erst als ich von besagter Orchideenfreundin den Tipp bekam etwas mehr zu düngen, besonders im Sommer, fing die Pflanze an zu blühen und hat seitdem eigentlich nicht mehr wirklich aufgehört. Sobald ein Blütentrieb eintrocknet, bildet sich schon ein neuer, so dass Phalaenopsis Fantasy Musick lediglich für wenige Wochen blütenlos ist. Im Sommer dünge ich die Pflanze zweimal im Monat. Die angesetzte Düngerlösung hat während der warmen und hellen Jahreszeit einen Leitwert von ca. 500 – 600 Mikrosiemens/cm. Im Winter dünge ich genauso hoch, allerdings nur einmal im Monat. Dazwischen wird mit klarem Wasser ohne Düngerzugabe gegossen, um ein Versalzen des Substrats zu vermeiden.
Da die beteiligten Naturformen allesamt hohe Temperaturen mögen, ist auch ein gut beheiztes Wohnzimmer im Winter ein geeigneter Ort für diese Phalaenopsis-Hybride. Nachts sollten die Temperaturen niemals unter 16-18 Grad fallen. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte nicht allzu niedrig sein, was besonders im Winter, wenn die Heizung läuft, schnell passiert. Wasserschalen, die zwischen den Orchideen platziert werden, können Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Besprühen sollte vermieden werden, auch wenn dies in einigen Quellen empfohlen wird. Einerseits steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich sehr leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70-90% Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1-2 Minuten fällt der Wert aber rasant wieder ab. Andererseits ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet das stehende Wasser wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Als Pflanzstoff für Phalaenopsis eignet sich Rinde am besten. Die Körnung sollte der Topfgröße angepasst sein. Für kleinere Töpfe nimmt man feinere, für größere Töpfe dementsprechend gröbere Rinde. Bei sehr kleinen Töpfen geht auch Substrat aus Kokosfasern gut. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – komplett abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein. Phalaenopsis-Pflanzen zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind, kann gewässert werden. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser als das oft erwähnte „Schnapsglas in der Woche“. Erst wenn die Wurzeln wieder ganz silbrig sind und im Topf keine Feuchtigkeit mehr zu sehen ist, wird wieder gewässert. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitshaushalt sehr gut beobachten.
Das Labellum von Phalaenopsis Fantasy Musick ändert seine Farbe nach ein paar Tagen
(Foto: Thomas Jacob)
Im Sommer, oft auch schon ab März, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Kurzfristiger Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch vertragen. Bis in den späten September hinein schattiere ich deswegen mein Südseitenfenster mit einem dünnen Vorhang, der die Sonnenstrahlung abmildert, aber noch genug Licht hindurchlässt. Von Oktober bis Februar, wenn die Sonne tief steht und meist durch Wolken oder Nebel verdeckt ist, kann Phalaenopsis Fantasy Musick auch unschattiert auf dem Fensterbrett stehen.
Ihre kleinen farbintensiven Blüten machen diese blühfreudige Hybride zu einem echten Hingucker auf jeder Fensterbank. Viel Erfolg beim Kultivieren!