Phalaenopsis equestris var. rosea ‘Gregor’. Bei dieser Blüte eindeutig zu erkennen: Die unteren Sepalen sind nicht nach hinten geneigt, wodurch die ganze Blüte geschlossener und rundlicher wirkt.
(Foto: Thomas Jacob)
Phalaenopsis equestris, die zur Sektion Stauroglottis zählt, ist eine kleine und sehr blühfreudige Art, von der es einige Varietäten und Formen gibt. Sie besiedelt auf den Philippinen und im südlichen Taiwan sehr warme bis heiße Täler, oft in der Nähe von Bächen und Flüssen, auf einer Höhe von 300 Meter über dem Meeresspiegel. Die Varietät rosea wurde im Jahr 1984 von VALMAYOR & D. TIU beschrieben und wächst ausschließlich in der Ilocos-Region, einer Verwaltungseinheit auf den Philippinen im Nordwesten der Hauptinsel Luzon. Sie ist dort endemisch, d. h. sie kommt nur in dieser Region vor. Oft wird Phalaenopsis equestris var. rosea deswegen auch als Phal. equestris var. ilocos oder Ilocos-Typ bezeichnet. Anders als der Name vermuten lässt, hat sie ihren Zusatz »rosea« nicht wegen Ihrer Farbe, sondern wegen der Form ihrer Blüten erhalten. Die Petalen sind im Vergleich zur Normalform etwas rundlicher, die unteren Sepalen nicht so stark nach hinten geneigt. In der Frontalansicht wirkt die gesamte Blüte dadurch geschlossener und etwas rundlicher als die Normalform (Fotos zum direkten Vergleich nach diesem Absatz). Leider werden, auch von renommierten Orchideenzüchtern, immer wieder Normalformen oder Hybriden aus beiden mit rosafarbener Blüte als var. rosea verkauft, welche gar keine sind. Wie alle Phalaenopsis-Arten wächst auch Phal. equestris epiphytisch, meist auf Bäumen. Sie ist eine recht kleinwüchsige Orchidee, die nur einen kurzen Stamm bildet und monopodial wächst. Phalaenopsis equestris neigt stark zur Kindelbildung und blüht sehr reichlich. An alten Blütentrieben können immer wieder neue Knospen entstehen, weshalb man die Blütentriebe nicht abschneiden sollte, solange sie nicht eintrocknen. Die Winter am Naturstandort sind etwas trockener als die Sommer, jedoch trocknet das Habitat niemals komplett aus. Die Temperaturen unterschreiten 20 Grad nachts nur sehr selten, tagsüber steigen sie fast immer auf 30 Grad und höher.
Phalaenopsis equestris ‘B#100’ Der Klon B#100 ist auch eine equestris var. rosea
(Foto: Gregor Kleefeld)
Phalaenopsis equestris var. rosea – Einzelblüte
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Kultur dieser Naturform ist recht einfach, solange man die hohen Temperaturen auch im Winter bieten kann. Ich versuche nachts möglichst nicht unter 20 Grad zu kommen. In besonders kalten Winternächten geht es mal auf 18-19 Grad runter, kälter hat sie es aber nie bei mir. Tagsüber sorge ich für 24 Grad Minimum an trüben Tagen, an sonnigen Wintertagen geht es auch schnell mal auf 30 Grad und höher. Im Sommer sind die Temperaturen ja nicht das Problem. Im Winter steht sie unschattiert an der Südseite, im Sommer wird schattiert, da die Blätter sonst durch die starke Sonneneinstrahlung verbrennen würden. Am Naturstandort sind die Pflanzen durch das Laub der Bäume, auf denen sie wachsen, davor geschützt.
Ich persönlich halte Rindenstücke für das beste Substrat bei der Kultur von Phalaenopsis im Topf, da sie als Epiphyten viel Luft und Licht an den Wurzeln gewohnt sind. Die Körnungsgröße der Rinde mache ich abhängig von der Pflanzen- und Topfgröße. Bei kleinen Kindeln und Jungpflanzen nehme ich auch mal 6-9 mm, bei größeren equestris 9-12 mm. Manchmal mische ich etwas Tongranulat und Perlite mit unter. Natürlich kann man Phalaenopsis auch aufgebunden mit etwas Moos kultivieren, oder auch in Moos getopft klappt bei einigen gut. Mit dem Aufbinden von Phalaenopsis habe ich keinerlei Erfahrungen und kann deswegen auch nichts dazu sagen. Getopft in Moos habe ich mehrmals versucht, wirklich funktioniert hat es bei mir leider nie. Man braucht dafür ein extrem gutes Gefühl für die Wassergaben, welches mir scheinbar nicht in die Wiege gelegt wurde.
Phalaenopsis werden bei mir nicht gegossen, sondern getaucht. Ich tauche den Topf für 2-3 Minuten in Wasser, bis sich die Wurzeln vollgesogen haben und grün sind. Danach darf der Topf abtropfen und wieder zurück an seinen Platz. Sobald die Wurzeln wieder komplett silbrig sind, wird erneut getaucht. Der Zeitraum ist von Pflanze zu Pflanze verschieden und außerdem abhängig von der Jahreszeit. Auch Topfgröße und Substrat spielen eine große Rolle. Ein kleiner Topf trocknet schneller ab als ein großer, grobes Substrat schneller als feines. Mit der Zeit bekommt man aber ein Gefühl dafür, wann welche Pflanze Wasser braucht. Ich benutze grundsätzlich nur transparente Töpfe, da ich in diesen natürlich sehr gut sehen kann, wie viel Feuchtigkeit noch im Topf ist. Besonders den epiphytisch wachsenden Orchideen tun diese transparenten Töpfe auch deshalb gut, da sie Licht an die Wurzeln lassen, welche bei Phalaenopsis in der Lage sind, Photosynthese zu betreiben.
Das Gießwasser hat bei meinen equestris ca. 200 Mikrosiemens Leitfähigkeit. Wenn gedüngt wird ‒ bei mir nur im Sommer, in etwa alle 4 Wochen ‒ gehe ich bis 350 Mikrosiemens hoch. Im Winter findet durch das wenige Licht kaum Photosynthese statt und somit wird auch wenig Nährstoff benötigt. Anders sieht es aus, wenn man im Winter zusätzlich mit künstlicher Beleuchtung arbeitet. Dann kann auch im Winter gedüngt werden.
Wie oben schon erwähnt, neigt Phalaenopsis equestris sehr zur Kindelbildung. Anders als der weitverbreitete Glauben, dass Kindelbildung immer ein Zeichen für eine absterbende Mutterpflanze ist, ist das bei den Arten aus der Sektion Stauroglottis vollkommen normal. Besonders ältere Pflanzen bilden oft mehrere Blütentriebe aus, die mit zahlreichen kleinen Blüten bestückt sind und teilweise viele Monate immer neue Knospen nachschieben. Phalaenopsis equestris var. rosea ist bei richtiger Kultur also ein echter Hingucker!
Mein ganz besonders herzlicher Dank geht an Gregor Kleefeld, der mich mit seinem Fachwissen zu dieser Naturformvarietät tatkräftig und geduldig unterstützt hat. Danke!
Phalaenopsis equestris var. rosea
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)