Pecteilis cambodiana

Pecteilis cambodiana

Pecteilis cambodiana – Einzelblüte
(Foto: Werner Holzmann)

Autor/in: Werner Holzmann / Thomas Jacob
Veröffentlicht: 12.08.2019
Synonyme: Parhabenaria cambodiana

Im Jahr 1932 veröffentlichte der französische Botaniker François GAGNEPAIN die Erstbeschreibung dieser Art in „Bulletin du Muséum National d’Histoire Naturelle“ unter dem Namen Parhabenaria cambodiana. Die Gattung Parhabenaria stellte er in der gleichen Ausgabe auf, da die Art zwar sehr an die Gattung Habenaria erinnerte, sich aber doch in einigen Bereichen abgrenzen ließ. Parhabenaria bedeutet frei übersetzt neben oder in der Nähe von Habenaria. Viele Jahre blieb die Art dieser Gattung zugeschrieben, bis sie im Jahr 1988 vom russischen Botaniker Leonid Vladimirovich AVERYANOV in die Gattung Pecteilis überführt wurde.

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Pecteilis cambodiana erstreckt sich von Kambodscha bis ins südliche Vietnam. Sie wächst dort lithophytisch und terrestrisch. Die Bedingungen am Naturstandort sind meist temperiert bis warm. Während die Sommer sehr feucht und regenreich sind, herrscht in den Wintermonaten eine ausgeprägte Trockenzeit.

Pecteilis cambodiana ist eine knollenbildende Orchidee. Im späten Winter oder zeitigen Frühjahr treiben die Knollen einen Trieb aus, der bis zu 30 cm hoch werden kann. Der recht dünne Stamm ist mit 5-10 weichen Blättern besetzt, die sattgrün, glänzend und stark gekielt sind. Das Triebwachstum endet mit der Entwicklung der Infloreszenz im Sommer. Die Blütentriebe erscheinen endständig und tragen 1-3 reinweiße Blüten mit einem hellgrünen Sporn. Nach der Blüte im Herbst wird der Trieb eingezogen und die Knolle überwintert ohne Laub.

Pecteilis cambodiana

Blühstarke Knolle mit zartem Neutrieb
(Foto: Werner Holzmann)

Pecteilis cambodiana

Pecteilis cambodiana
(Foto: Werner Holzmann)

Vor vielen Jahren erhielt ich eine Knolle Habenaria rodocheila, die mich schon wegen ihres ungewöhnlichen Wuchses am Namen zweifeln ließ. Der Habitus war völlig anders, als ich das von Habenaria rhodocheila kannte. Im ersten Jahr wollte sie leider noch nicht blühen und so musste ich ein weiteres Jahr warten, um das Rätsel zu lösen. Zu meinem Erstaunen wurden aus der einen gleich mehrere neue Knollen, aus denen im darauffolgenden Jahr in wirklich rasanter Geschwindigkeit Neutriebe wuchsen und nun endlich auch zur Blüte kamen. Mit der „Erstblüte“ konnte ich sie dann auch direkt und ohne Zweifel Pecteilis cambodiana zuordnen.

Kultiviert wird meine Pecteilis cambodiana im Grunde genauso, wie fast alle meine Habenaria und Pecteilis. Über die Kultur meiner Habenaria medusa hatte ich vor einigen Wochen ja schon berichtet.

Als Substrat wähle ich eine Mischung aus Tongranulat, Bims und feiner Rinde, wobei der mineralische Anteil überwiegt. Ende Januar werden die Knollen in diese Substratmischung mit dem Trieb nach oben getopft. Am Anfang der Vegetationsperiode halte ich das Substrat lediglich leicht feucht. Erst wenn der Austrieb etwa 1 cm aus dem Substrat ragt, wird richtig feucht gehalten. Teilweise steht sogar etwas Wasser im Übertopf. Pecteilis cambodiana wächst in wirklich beeindruckender Geschwindigkeit und ist von allen meinen Pecteilis und Habenaria immer die erste, die blüht. In den meisten Jahren kommen die Triebe bereits Ende Juni / Anfang Juli zur Blüte. Pecteilis cambodiana zieht ihre Triebe nicht direkt nach dem Abblühen ein. Solange das Laub noch saftig grün ist, wird das Substrat noch feucht gehalten. Erst wenn die Blattspitzen beginnen braun zu werden, reduziere ich die Wassergaben allmählich, bis die Triebe ganz eingezogen sind. Meist ist das im Oktober der Fall. Ab da wird nicht mehr gewässert. Die Knollen von Pecteilis cambodiana ruhen nun vollkommen trocken, aber temperiert bis Ende Januar und das Spiel beginnt von Neuem.

Pecteilis cambodiana vermehrt sich sehr gut über Brutknollen. Aus diesem Grund ist es ratsam, sie jedes Jahr frisch zu topfen, damit der Topf nicht zu klein wird und die Knollen keinen Platz zum Wachsen haben. Aus zwei blühfähigen Knollen im Topf können innerhalb eines Jahres leicht zehn werden!

Die Pflanze steht bei mir an einem hellen Westfenster mit etwas Abendsonne. Vor direkter Sonneneinstrahlung in den Mittagsstunden sollte die Pflanze geschützt werden, da es sonst leicht zu Verbrennungen an den Blättern kommen kann. Im Winter steht die Pflanze temperiert, im Sommer natürlich dementsprechend etwas wärmer.

Gedüngt wird Pecteilis cambodiana monatlich mit Orchideendünger in normaler Konzentration.

Mit ihren reinweißen Blüten wirkt die Art sehr edel und anmutig – an die Kultur stellt sie keine komplizierten Ansprüche. Eine Orchideenart also, die wirklich Freude macht. Viel Erfolg beim Kultivieren!

Pecteilis cambodiana

Meine Substratmischung mit hohem Anteil an Tongranulat
(Foto: Werner Holzmann)