Paphiopedilum Tafeln

Buchtitel Paphiopedilum Tafeln
Autor/in Gräser, Gisela
Schoser, Dr. Gustav
Billensteiner, Herbert
ISBN
Rezensent Irene Bock
Rezensionsdatum 01.12.2016

Am 01. Oktober 2016 überraschte uns Herr Ehrenfried Lucke mit einem kostbaren bibliophilen Werk, das er während des Symposiums im Orchideengarten Karge/Dahlenburg der D.O.G. übereignete. Es handelt sich um einen Druck von 106 Aquarellen mit Begleitheft ausschließlich aus der Gattung Paphiopedilum. Wir danken an dieser Stelle Herrn Lucke nochmals für das großzügige Geschenk, das unser Archiv beträchtlich bereichert.
Stadt Frankfurt am Main – Palmengarten [Hrsg.] (1993): Paphiopedilum, Tafeln von Gisela Gräser mit Begleitheft von Dr. Stephan Schneckenburger
106 Bildtafeln, Lithografien und Druck der Tafeln: Gerlach und Gross, Frankfurt am Main, Begleitheft 28 Seiten, Druck: Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main
Etwa zehn Jahre dauerte die Vorbereitung zu dieser 106 Bildtafeln umfassenden Ausgabe. Die Blätter sind im DIN-A3-Format und stellen jeweils die einzelnen Pflanzen in ihrer natürlichen Größe dar. Als Vorlagen dienten der Künstlerin und Illustratorin Gisela Gräser die Paphiopedilen des Palmengartens in Frankfurt. Prof. Dr. Schoser, von 1968 bis 1991 Direktor des Palmengartens und Kenner sowie Freund der Frauenschuharten, hatte diese Edition in den 80er-Jahren bereits angeregt, da er sich schon damals etwa 20 Jahre lang mit dieser Pflanzengattung intensiv beschäftigt hatte. Aus jener Zeit gehen ebenfalls einige Neubeschreibungen auf ihn zurück, die er teilweise zusammen mit Dr. Karlheinz Senghas, Botanischer Garten Heidelberg, veröffentlicht hatte. Die Pflege der Pflanzengattung oblag Herbert Billensteiner, der aus dem Botanischen Garten Wien in den Palmengarten nach Frankfurt gekommen und ebenfalls schon durch Veröffentlichungen über Frauenschuhe bekannt war. Sein Spezialgebiet war die Kultur der Frauenschuhe. Er hatte sich durch Reisen Kenntnisse über Standorte und damit Kulturvoraussetzungen angeeignet.
Gisela Gräser aus Frankfurt hatte sich dem Studium der wissenschaftlich-botanischen Zeichnung verschrieben und arbeitete als freie Illustratorin. Die Tafeln malte sie in Mischtechnik als Aquarell unter Zuhilfenahme auch von Buntstiften. So sind sehr naturgetreue und präzise Abbildungen entstanden, die nicht nur den wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, sondern auch den Charakter und das Typische jeder Pflanze erfassen. Diese Eigenschaft unterscheidet Zeichnungen von Fotos, welche eine Momentaufnahme wiedergeben und Wesentliches wie auch Unbedeutendes gleichermaßen darstellen. Eine wissenschaftliche Zeichnung ist in der Lage, dem Betrachter Details vor Augen zu führen, die auf einem Foto nicht zu erkennen sind: “Sie soll informieren, erklären und unterrichten.” Da alle Zeichnungen von derselben Künstlerin stammen, ist Form- und Farbgebung gleich. So lassen sich die einzelnen Tafeln gut miteinander vergleichen. Alle bis 1993 bekannten Arten sind repräsentiert, teilweise auch mehrfach je nach Herkunft und Formenreichtum. Daher kann die Variationsbreite bei einzelnen weit verbreiteten Arten gut verglichen werden. Natürlich wurden nicht sämtliche Spielarten der Spezies gemalt, denn das hätte den Rahmen des Werkes bei Weitem gesprengt. Aber es ist die erste komplette Zusammenstellung und Bearbeitung der Gattung Paphiopedilum aus der Hand einer Illustratorin und damit eine Besonderheit.
Die Tafeln wurden zusammen mit einem 28-seitigen Begleitheft in gleicher Größe in einer mit Leinen bezogenen Kassette zu einem Preis von seinerzeit 850,- DM ausgeliefert. Die Auflagenhöhe war begrenzt auf 200 Exemplare. Das Begleitheft bringt keine monografische Bearbeitung der Gattung, da zu diesem Zeitpunkt bereits verschiedene Monografien erschienen waren, die beim Studium der Tafeln zu Rate gezogen werden können. Es enthält eine kurze Betrachtung zu der Künstlerin, einen Überblick über die vorausgegangenen Abbildungen seit 1583, eine Darstellung zur Geschichte und Bedeutung der Gattung. Die Biologie, die Lebensweise und die Standorte der Frauenschuhorchideen werden behandelt. Der Autor Schneckenburger geht auf den Artenschutz ein und kommentiert die einzelnen Tafeln mit Artnamen, Sektion, Pflanzennamenautor, Literaturnachweis, Entdeckung, Verbreitung, Wachstumsbedingungen, Blütezeit und gelegentlich kurzen Anmerkungen. Er unterscheidet zwei Subgenera: Brachypetalum und Paphiopedilum (im Gegensatz zur heutigen Ordnung, bei der zusätzlich Parvisepalum als Subgenus zählt).
Einsichtnahme ist nur in der D.O.G.-Bibliothek möglich.