Paphiopedilum appletonianum – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Vor ziemlich genau einem Jahr bekam ich eine blühende Pflanze mit Etikett Paphiopedilum hainanense von zwei guten Freunden zum Geburtstag geschenkt. Plants of the World Online (POWO), Kew, führt diesen Namen als Synonym von Paphiopedilum appletonianum, was der Schönheit der Blüte keinen Abbruch tut. Ganz pünktlich zu meinem Geburtstag Anfang März erblühte die Pflanze nun zum ersten Mal unter meiner Kultur.
Paphiopedilum appletonianum ist weit verbreitet von Südostchina, auch auf Hainan, in Kambodscha, Vietnam und Laos bis Thailand und kommt sowohl in immergrünen Tieflandwäldern wie auch in primären Hochlandnebelwäldern in Höhenlagen von 700 bis 2 000 Metern über dem Meeresspiegel vor. Dadurch reichen die Temperaturbedingungen von kühl bis warm. Die Pflanzen sind Humusepiphyten und wurzeln in der Regel in tiefer Laubstreu und immer im Schatten. Gelegentlich findet man sie auf moosbewachsenen Felsen im Wald (600 – 700 m). Dieser Lebensraum ist in der Regel kühl und nebelverhangen. Hauptblütezeit ist vom späten Winter bis in das zeitige Frühjahr.
Habitus von Paphiopedilum appletonianum
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüte von Paphiopedilum appletonianum im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)
Für die Kultur meines Paphiopedilum appletonianum habe ich mich für einen Topf mit Bewässerungssystem entschieden. Diese Töpfe gibt es bereits fertig zu kaufen, sie können aber auch selbst hergestellt werden, wie unser langjähriges Mitglied Dr. Ernst Avenhaus bereits in unserer Zeitschrift beschrieben hat. Durch einen Docht, der einen Wassertank und den Topf miteinander verbindet, wird das Substrat dauerhaft feucht gehalten, ohne dabei zu nass zu werden. Damit das Wasser im Tank nicht faulig wird, sollte es regelmäßig gewechselt werden, ich erledige das alle zwei bis drei Wochen. Die Leitfähigkeit meines Gießwassers hat lediglich 30 µS/cm, da ich ausschließlich Regenwasser nutze.
Während der Sommermonate wird ungefähr alle vier Wochen mit einem speziellen Orchideendünger gedüngt. Das Wasser hat dann eine Leitfähigkeit von ca. 350 – 400 µS/cm und wird nicht einfach in den Tank gefüllt, sondern mit einer Wasserspritze direkt auf das Substrat gegeben. In den Wintermonaten dünge ich gar nicht, da der Stoffwechsel der Pflanzen durch die wenigen Stunden Tageslicht so weit herunterfährt, dass die im Pflanzstoff angereicherten Düngerreste genügen.
Bei der Wahl des Substrats habe ich mich für ein mineralisches entschieden, das speziell für die Kultur von Paphiopedilen entwickelt wurde. Es ist bereits mit Calcium und anderen Nährstoffen und Spurenelementen angereichert, die nach und nach abgegeben werden, sodass nicht zusätzlich gekalkt werden muss. Der große Vorteil von mineralischen Substraten ist, dass sie sich nicht zersetzen oder verdichten. Neu getopft werden müssen die Pflanzen also erst, wenn der Topf zu klein wird. Außerdem wird mineralischer Pflanzstoff in Verbindung mit einem Bewässerungssystem niemals zu nass, bleibt aber für die Orchidee stets angenehm feucht. Natürlich ist auch die Kultur in Rindensubstrat-Mischungen oder Moos möglich. Hier muss jeder für sich entscheiden, womit er am besten klarkommt und wie viel Zeit er für die Kultur aufbringen kann.
Auch wenn Paphiopedilum appletonianum eher schattig ohne Sonneneinstrahlung wächst, steht meine Pflanze in hinterer Reihe an einem kleinen südseitigen Fenster. Während des Hochsommers steht die Sonne so hoch, dass die Pflanze zur Mittagszeit keine direkten Sonnenstrahlen erhält. Am Vormittag und Nachmittag wie auch in den Wintermonaten erreichen die Sonnenstrahlen aber mein Paphiopedilum appletonianum. Schattiert habe ich bisher nicht und die Pflanze scheint es gut zu vertragen. Aber auch schattigere oder schattierte Plätze sollten ihr genügen. Die Temperaturbedingungen in meinem Kulturraum liegen im Sommer im sehr warmen bis heißen Bereich, in den Wintermonaten sind sie eher temperiert.
Paphiopedilum appletonianum ist eine kleine, absolut fensterbanktaugliche Naturform mit ansprechenden Blüten.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Paphiopedilum appletonianum
(Foto: Thomas Jacob)